Vorlesen

TUT Spezial

Feier zum Volkstrauertag - Kauder: „Dass sich junge Menschen einbringen, macht mir Mut“


Europa hat die Verpflichtung, die europäischen Werte auch zu leben. Daran erinnerte Volker Kauder MdB in seiner Rede zum Volkstrauertag auf dem Tuttlinger Ehrenfriedhof.  OB Michael Beck betonte die Aktualität des Volkstrauertages – gerade in einer sich spaltenden Gesellschaft. Trotz herbstlich-feuchter Witterung waren rund 150 Besucherinnen und Besucher zur Gedenkfeier auf dem Ehrenfriedhof gekommen.


Gedenken an Krieg, Gewalt, Flucht und Vertreibung: Volker Kauder MdB, OB Michael Beck und Martin Brenndörfer vom Verband der Siebenbürger Sachsen.

„In dem Moment, in dem wie hier stehen, verlieren gerade tausende ihr Leben, ihre Heimat oder ihren Mut für die Zukunft“, so Volker Kauder. In seiner Gedenkrede ging der langjährige Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag vor allem auf die Verantwortung Europas in einer unruhigen Welt ein – und berichtete auch von persönlichen Grenzerfahrungen: Zu gut erinnerte er sich an die Diskussion darüber, ob Deutschland und die NATO die kurdischen Milizen im Kampf gegen den IS mit Waffen ausrüsten sollen. Eigentlich sei die Lieferung von Waffen ein Kriegsgebiete zurecht ein Tabu. In diesem Fall aber hätte man sich andererseits durch Nichtstun an der Vertreibung der Jesiden und Christen mitschuldig gemacht.  „Europa muss zu seinen Werten stehen“, so Kauder weiter. Dies gelte auch mit Blick auf  die Aufnahme von Flüchtlingen. „Dazu verpflichtet uns unser christliches Menschenbild.“

Trotz aller Probleme und Konflikte, so Kauder, sei der Volkstrauertag aber auch ein Tag, der Mut mache. Durch die Erinnerung an die Weltkriege werde deutlich, was die europäische Einigung erreicht habe. Mut mache ihm auch, dass sich junge Menschen wieder verstärkt einbringen – zum Beispiel beim Thema Klimaschutz.

In seiner Begrüßung stellte auch OB Michael Beck den Bezug zwischen dem Gedenken an die Opfer der Weltkriege und der NS-Diktatur und der aktuellen Lage her.  „Auch in der NS-Diktatur herrschte nicht vom ersten Tag an Mord und Totschlag. Es begann scheinbar harmlos – mit Sticheleien, mit hasserfüllten Reden, mit Ausgrenzung.“ Vor diesem Hintergrund sowie zahlreicher Konflikte in der ganzen Welt, Flüchtlingsdramen, Terrorismus und ökologischer Probleme sei die Lage heute vermutlich schwieriger als in der Zeit des Mauerfalls, dessen Jubiläum jüngst gefeiert wurde. „Damals hofften viele, dass mit dem Ende des Ost-West-Konflikts die größten Probleme gelöst seien. Heute sehen wir es leider anders.“

Mitgestaltet wurde der Volkstrauertag – neben dem SBO und dem Verband der Siebenbürger Sachsen - auch in diesem Jahr wieder von Schülerinnen und Schülern vom IKG. Sie zitierten aus den Lebenserinnerungen eines 17-jährigen Soldaten, der von Verwundungen, Hinrichtungen, Hunger und nächtlichen Beschüssen erzählte: „Heute“, so das Fazit, „wäre er in diesem Alter vermutlich noch auf der Schule.“