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Pressemitteilungen

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Ausstellung „herman de vries – no beginning no end“ in der städtischen Galerie


Mit dem bekannten Niederländer herman des vries setzt die Galerie der Stadt Tuttlingen ihre Serie von Ausstellungen mit herausragenden international tätigen Künstlern fort. Am Freitag, den 9. September 2016, um 19.00 Uhr ist Vernissage für eine Ausstellung mit ortsbezogenen Installationen und einer noch nie in Gänze gezeigten Privatsammlung (Sammlung Leykam), die mehrere Jahrzehnte im Schaffen des Künstlers umspannt. Mit fotografischen und filmischen Werken stellt die Ausstellung noch weitere Facetten des philosophisch fundierten künstlerischen Oeuvres vor.

Pflanze, getrocknet und Buntstifte auf Papier,69 x 49 cm
herman de vries, atropa belladonna, buntsift u.
pflanze auf papier, 1992. © herman de vries

 
Im Werk von herman de vries (geb. 1931 in Alkmaar, NL) spielt seit Jahrzehnten die Natur eine zentrale Rolle. Insbesondere interessieren ihn Pflanzen, die er mit ihren botanischen Eigenheiten ebenso wie ihren heilkundlichen und mythologischen Aspekten in seinen Werken behandelt. Bereits seit den 50er Jahren künstlerisch tätig, hat er noch bis 1968 als Gärtner, Biologe und Botaniker gearbeitet und verfügt über einen beeindruckenden naturkundlichen Wissens- und Erfahrungsschatz. Er ist aufs engste vertraut mit der Naturumgebung seines Wohnortes in Unterfranken am Steigerwald, die er fast täglich suchend erwandert. Dort gesammelte Blätter, Moose, Hölzer, Samen und Blüten werden als objets trouvés zu Elementen einer fein arrangierten und poetischen Kunst, die das Auge für die Vielfalt und die Einzigartigkeit der Natur öffnet und ihm das faszinierende Geheimnis von Zeit, Schönheit und Sterblichkeit offenbart.
 
Eine große Bodeninstallation mit Steinen aus der Donau – eine Hommage an die Umgebung -  bildet das eindrucksvolle Entrée der Ausstellung. herman de vries verweist mit der ebenso schlichten wie eindrucksvollen Präsentation auf die Tatsache, dass die uns umgebende Natur uneingeschränkte Beachtung verdient.
 
Künstlerische Arbeit besteht für herman de vries nicht darin, einen emotionalen Ausdruck oder eine Symbolik in die Natur zu bringen. Sein Tun entspringt vielmehr einer philosophischen Weltsicht, die dem Zen-Buddhismus verwandt ist.
 
Die früheste Arbeit der Ausstellung stammt aus dem Jahr 1966; sie weist formale Anklänge an die Konkrete Kunst auf und gehört in die rein abstrakte Phase. Sie beschäftigt sich bereits mit dem Zufall, der auch später in den Naturarbeiten immer wieder Thema ist. Diese bestehen aus Arrangements, die Herbarien ähneln und die Pflanzen in ihrer reinen Schönheit zum Betrachter sprechen lassen. Blätter und Pflanzenteile derselben Spezies führen in Reihungen vor Augen, dass sich die Natur niemals wiederholt und somit bei aller Ähnlichkeit ein Stück nie dem anderen vollkommen gleicht. Vegetationsschnitte zwischen Papier und Glas sprechen von der Faszination dessen, was an einer bestimmten Stelle wächst. Ausgeweitet auf eine größere Topographie ist die Collage „aus unserem garten 2004“, die in beeindruckender Vielfalt zeigt, was ein Garten an verschiedenen Spezies hervorzubringen vermag.
 
Eine große Wandfläche der Galerie ist für herman de vries´ langfristig angelegte Arbeit mit der Erde reserviert. Die 66 Erdausreibungen „From Earth: Europe“ (2016) stammen aus herman de vries´ “musée des terres“, einer Kollektion aus fast 8000 Erdproben, die sich seit 2009 im Musée Gassendi in Digne (Frankreich) befindet. Die meisten der erstaunlich verschiedenfarbigen Erden hat de vries selbst zusammengetragen, doch auch Freunde und Bekannte haben ihm von Reisen Proben mitgebracht.  In ihrer Gleichmäßigkeit fördert die Installation das vergleichende Sehen und bringt die erstaunliche Vielfalt der Farbigkeit der Erdpigmente zu Bewusstsein.
 
Der Geruchssinn wird bei der Bodeninstallation mit Hopfenblüten im oberen Geschoss der Galerie angesprochen. In ihrer Frische erinnern die Blüten daran, dass gerade Erntezeit ist. Schließlich bezieht der Mensch seine Existenz zu einem großen Teil aus dem Leben der Pflanzen.
 
Begleitend zur Ausstellung „herman de vries – no beginning no end“, die von Aesculap und Ritter Sport gefördert wird,  finden Veranstaltungen mit dem Forum Tanz Villingen-Schwenningen (Freitag, 23. September, 17.00 Uhr) sowie mit dem Zimmertheater Rottweil (Sonntag, 16. Oktober, 19.00 Uhr) statt.
 
Gemeinsam mit der Galerie der Stadt Tuttlingen gibt herman de vries eine kleine Kunstedition (Auflage 19 Exemplare) mit Hopfenblüten heraus, die Sammler in der Ausstellung erwerben können.