Tuttlinger Ärzte verhandeln mit der Stadt über den Kauf eines Grundstücks in der Neuhauser Straße. „Ich bin froh, dass ins Thema Ärztehaus wieder Bewegung gekommen ist“, sagt Oberbürgermeister Michael Beck. Die Kritik, dass die Stadt sich zu wenig für ein Ärztehaus auf dem Gränzbote-Areal eingesetzt habe, weist Beck zurück: „Wir haben uns in unzähligen Verhandlungen für diese Lösung engagiert“, so der OB. Von den Ärzten sei sie aber letztlich abgelehnt worden – aus Kostengründen.

„Wichtig ist, dass Tuttlingen baldmöglichst ein Ärztehaus bekommt“, sagt Oberbürgermeister Michael Beck. Und Erster Bürgermeister Emil Buschle sieht in einem leistungsfähigen Ärztehaus auch einen wichtigen Beitrag zur Sicherung des Klinikums Tuttlingen: „Mit Blick auf die Konkurrenz durch das Hegauklinikum und das Klinkum Villingen-Schwenningen muss das Facharztangebot in Tuttlingen gestärkt werden.“

Dass dies nun wahrscheinlich in der Neuhauser Straße geschehen soll, sehen Beck und Buschle mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Einerseits begrüßen wir den Fortschritt des Projekts“, so Beck, „gleichzeitig hätten wir im Interesse der Innenstadt das Ärztehaus gerne auf dem Gränzbote-Areal gesehen.“ Schließlich seien die Arztpraxen wichtige Frequenzbringer, von denen auch der Handel profitiert hätte.

Über Jahre hinweg verhandelte die Stadt als Eigentümerin des Gränzbote-Areals auch in diese Richtung. Seit April 2006 gab es Gespräche zwischen der Stadt, den Ärzten und einem Krankenhaus-Berater. Sowohl Ärzte als auch Berater waren am Gränzbote-Areal sehr interessiert, die ersten Konzepte scheiterten aber an der Finanzierung. Im Sommer 2008 wurden vom neuen Wirtschaftsförderer Dr. Ralf Binder die Verhandlungen wieder aufgenommen, die Stadt bot den Ärzten auch ein Teilstück des Gränzbote-Areals für ein Ärztehaus an – ein Angebot das bis heute besteht.

Ein Gutachten, das die in der TMC Projekt- und Betriebsgesellschaft GmbH organisierten Ärzte in Auftrag gaben, riet aber vom Gränzbote-Areal ab, ebenso von anderen Standorten in der Innenstadt: An keinem seien Mietpreise zu erwarten, die für die Ärzte bezahlbar seien. In der Neuhauser Straße sei dies anders.

Unabhängig vom Standort des Ärztehauses bleibt die Zukunft des Gränzbote-Areals weiter ein Thema für die Stadtverwaltung. „Die Wohnbau als Projektentwickler arbeitet weiter daran, dass sich hier ein Hotel ansiedelt“, so OB Beck. Dass dies in Zeiten der Krise nicht einfacher geworden ist, sei aber auch nahe liegend.

Wohnbau-Geschäftsführer Horst Riess ist dennoch zuversichtlich. „Der Bedarf besteht weiterhin, Tuttlingen braucht ein Hotel“, sagt Riess, „und alle Experten sind sich einig, dass dies der richtige Standort ist.“ Mit vier potenziellen Investoren sei man weiterhin im Gespräch. Und noch eines gibt Riess zu bedenken: „Projekte dieser Größenordnung werden nicht kurzfristig entschieden“. Mit Blick auf die branchenüblichen Vorlaufzeiten sei man auch noch im Rahmen: „In der Branche rechnet man hier mit durchschnittlich sieben Jahren.“