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Innenstadt braucht Engagement aller Bürger


Die Tuttlinger Innenstadt wird in den letzten Monaten verstärkt von einem Phänomen heimgesucht: den Leerständen. Sie fallen jedem ins Auge und vermitteln Lücken im Sortiment. Leerstände in einer Innenstadt sind nichts Ungewöhnliches: In manchen Fällen sind sie notwendig für einen Neustart. An anderen Leerständen zeigen sich grundsätzliche Entwicklungsprobleme.

Beispiel ehemals Hertie: Ein in Frankfurt ansässiges Unternehmen verwaltet und vermarktet das Gebäude. Die Stadt nutzt ihre wenigen Möglichkeiten und ist vermittelnd tätig. Sie würde bei ernsthaftem Interesse eines attraktiven Filialisten am Kauf des Gebäudes oder an einem langfristigen Mietvertrags in die Neugestaltung der Bahnhofstraße investieren. Aufgrund des schlechten Gebäudezustands und der hohen Renditeerwartungen des Eigentümers ist eine dauerhafte Vermietung oder der Verkauf jedoch derzeit sehr unwahrscheinlich.
Beispiel ehemals Krauss: Hier handelt es sich um eine hervorragende Einzelhandelslage, die nach der Insolvenz von Kaufhaus Krauss leer steht. Die Eigentümerin, eine Investmentgesellschaft, ist mit verschiedenen, von der Stadt vermittelten Textil-Filialisten in Verhandlungen und denkt auch über einen Umbau nach. Die Stadt hat bereits Entgegenkommen beim Baurecht signalisiert, darüber hinaus hat sie keine Einflussmöglichkeiten auf die weitere Entwicklung.
Weitere rund 30 kleinere Leerstandsflächen liegen in der Innenstadt, 2/3 davon sind mit 30 – 90 qm Fläche zu klein, zu heruntergekommen oder zu weit von der Haupteinkaufsachse Bahnhofstraße – Königstraße entfernt. Die Leerflächen mit Vermittlungschancen versucht die Wirtschaftsförderung der Stadt gestalterisch aufzuwerten, zu beleben und neue Einzelhändler dafür zu gewinnen. Dies gelingt aber nur dann, wenn die Eigentümer mitmachen. Leider ist das häufig nicht der Fall und es besteht keine Investitions- und Veränderungsbereitschaft, an hohen Mietpreisforderungen wird festgehalten. Fast immer wird städtisches Geld gefordert.
Obwohl die Stadt ein großes Interesse an einem funktionierenden Einzelhandel in der gesamten Stadt mit möglichst wenig Leerständen hat, sind ihre Möglichkeiten zur Lösung der Probleme stark eingeschränkt. Die Stadt kann Filialisten für den Standort Tuttlingen interessieren, Gesprächspartner zusammenbringen und Veranstaltungen oder Werbemaßnahmen finanziell und personell unterstützen. Außerdem kann sie Straßen und Plätze neu gestalten und damit die Rahmenbedingungen verbessern. Sie entscheidet jedoch nicht, wer in welches Gebäude zu welchen Konditionen einzieht und muss langfristig laufende Mietverträge respektieren.
Doch es bleibt erklärtes Ziel der Stadt, die sehr hohe Kaufkraft in Tuttlingen zu halten. Voraussetzung dafür ist auch, dass Eigentümer und Einzelhändler sich aktiv für die Innenstadt einsetzen. Mit dem neu aufgestellten Gewerbe- und Handelsverein PROTUT haben alle Beteiligten die Chance zur Verbesserung der Situation. Mit dem Verein lassen sich die Interessen bündeln und gemeinsam Werbeaktionen und Veranstaltungen durchführen. Kurzfristige Erfolge sind nicht zu erwarten, doch wird damit die Grundlage für die zukünftige Entwicklung gelegt. Für eine attraktive Innenstadt ist das Engagement aller Bürger wichtig .