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Foto-Ausstellung eröffnet „Fair statt Flucht“ - „Kleider wurden zu Wegwerfartikeln“


Bilder der Fotografin Taslima Akhter sind noch bis zum 16. Mai im Rathausfoyer zu sehen. Sie erzählen von den Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie in Bangladesh. „Wir wollen ein Bewusstsein dafür schaffen, was unser Konsum anderswo auf der Welt anrichtet“, sagte Maria Gießmann von der Stiftung Enwicklungszusammenarbeit (SEZ). Die Ausstellung ist gleichzeitig der Auftakt zur diesjährigen Aktion „Fair statt Flucht.“

Being unable to breast feed, this worker is bound to leave her job with a heavy pain in neck and chest. 31st August 2009. Mirpur, Dhaka, Bangladesh.
Aus der Ausstellung „The Life and Struggle of Garment Workers“. Foto: Taslima Akhter

Das Bild schockiert: Es zeigt zwei Menschen, die sich im Tode noch umarmen. Und ums Leben kamen sie, als im April 2013 die Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesh einstürzte. 1135 Menschen verloren dabei ihr Leben.

Fotografiert wurde das Paar von Taslima Akhter, das Bild ging um die Welt. Wie kein anderes symbolisiert es die mörderischen Konsequenzen einer Geschäftspolitik, die nur auf den Preis setzt. „Es ist eine Schande, was wir mit unserem Einkaufsverhalten machen“, so OB Michael Beck bei der Ausstellungseröffnung am Donnerstag, „umso wichtiger ist es, dass wir uns mehr mit Nachhaltigkeitsthemen befassen – die jungen Leute von „Fridays for Future“ machen es uns gerade vor.“


Eröffnung im Rathausfoyer: Maria Gießmann von der SEZ (Mitte) mit der Fairtrade-Stadt Koordinatorin Elisabeth Schütze, den Stadträten Hellmut Dinkelaker und Bodo Kreidler sowie OB Michael Beck.

Die Fotoausstellung im Rathaus zeigt Bilder, die Taslima Akhter nach der Katastrophe von Rana Plaza machte. Vor allem ging es ihr darum, die Lebensverhältnisse der Menschen darzustellen, die Kleidung für die ganze Welt herstellen. Es sind eindringliche, oft düstere Bilder aus Räumen, in die nur wenig Licht dringt – und die dennoch Wohn- und Arbeitsort von Millionen sind.

Zusammengestellt wurde die Ausstellung „The Life and Struggle of Garment Workers“ von der Stiftung Entwicklungszusammenarbeit Baden-Württemberg (SEZ) im Rahmen des Projekts „Fair Fashion“. Maria Gießmann von der SEZ führte auch in die Ausstellung ein – und schnitt dabei auch das Grundproblem an: Die enorme Menge an Textilien, die wir mittlerweile verbrauchten, ließen sich nur unter enormen Druck herstellen – vor allem, wenn im Zuge des  „Fast-Fashion“-Trends die Kollektionen teils alle zwei Wochen wechseln. „Wir haben die Wertschätzung für Mode verloren“, erklärte sie, „Kleider wurden zu Wegwerfartikeln“. Viel sei schon gewonnen, wenn wir die Menge der verbrauchten Textilien reduzierten und so den Produktionsdruck senken würden. Second Hand und Upcycling seien ebenfalls gute Beiträge, zumal man so auch Ressourcen schone. Von einem Boykott von Textilfirmen in Ländern wie Bangladesh hält Gießmann dagegen nichts: „Das würde die Lebensgrundlagen der Menschen dort endgültig ruinieren.“

INFO:
Die nächste Veranstaltung der Reihe „Fair statt Flucht“ ist der Vortrag „Menschenrechte vor Profit – weltweit“ am Dienstag, 14. Mai 2019 um 19 Uhr im Rathausfoyer. Das komplette Programm steht unter www.tuttlingen.de/fairtrade