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Glaube und Gebet – Einzigartige Ausstellung von Steve McCurry läuft noch bis 30. September


Nur noch wenige Tage ist die Ausstellung „Steve McCurry – Glaube und Gebet“ in der Galerie der Stadt Tuttlingen zu sehen. Von der Einzigartigkeit der Bilder Steve McCurrys kann sich der interessierte Besucher noch bis zum 30. September, jeweils 11 bis 18 Uhr, in der Galerie der Stadt Tuttlingen überzeugen. Die Schau des Weltstars der Fotografie erfreut sich seit ihrer Eröffnung am 27. Juli einer außergewöhnlichen Resonanz.


 
Die in verschiedenen Kulturkreisen aufgenommenen Bilder transportieren einfühlsam und eindringlich die Kraft, Würde und Hingebung, die von betenden und meditierenden Menschen ausgehen. Besucher genießen die packende Ästhetik der Bilder sowie Momente der Einkehr.
 
Es gibt wesentliche Momente, die McCurry (geb. 1950 in Philadelphia) von einem Fotoreporter unterscheiden und als Künstler auszeichnen. Seine Fotos dienen nicht erstrangig dazu, eine Reportage zu illustrieren, sie erzählen vielmehr selbst, jedes für sich, eine Geschichte – ganz ohne Worte. Seine künstlerische Meisterschaft offenbart sich in der kompositorischen – und somit auch erzählerischen – Dichte, die eine menschliche und geradezu persönlich berührende Botschaft aus den Krisengebieten in die Welt tragen.
 
Die Menschen auf den Bildern gehören verschiedenen Glaubensrichtungen des Buddhismus, Hinduismus, Christentum und Islam an. In folgenden Ländern sind die Bilder der Tuttlinger Ausstellung entstanden: Afghanistan, Brasilien, Burma, China, Guatemala, Indien, Italien, Japan, Kambodscha, Kaschmir, Korea, Kroatien, Laos, Tibet, Türkei, Sri Lanka und USA.
 
McCurry behandelt die Dargestellten in der Art und Weise, wie er sie ins Bild bringt, mit Respekt und Offenheit. „Ich mag es, Leute, Orte und Kulturen durch meine Fotografie zu zelebrieren“, so der Künstler. Wie kaum einem anderen Fotografen gelingt es ihm, mit Hilfe des Lichts und der Farbe eine Gefühlsebene zwischen dem Porträtierten und dem Betrachter zu erzeugen.
 
Am Beginn von Steve McCurrys Karriere standen die 1979 bei Ausbruch des kriegerischen Konfliktes in Afghanistan entstandenen Bilder. Schon diese offenbarten einen kraftvoll-lyrischen Stil, den die Welt des Fotojournalismus so noch nicht kannte. McCurrys Aufstieg zum international erfolgreichen Fotografen vollzog sich 1980 mit der Verleihung der Robert-Capa-Goldmedaille als „Anerkennung für die beste Fotoreportage im Ausland, die besonderen Mut und Unternehmungsgeist erfordert“. Sein „Afghanisches Mädchen“, Porträt eines Flüchtlingskindes ging 1984 um die Welt und berührte viele Menschen.
 
Dabei arbeitet Steve McCurry schon damals nicht als Kriegsreporter sondern als „Kriegsrandreporter“, den das Geschehen abseits der Kampfhandlungen interessiert, der – trotz aller Widrigkeiten – lebendige Alltag der Zivilbevölkerung. Er fängt die geheimnisvollen Augenblicke des Lebens und mit ihnen den seelischen Zustand der Menschen ein. Seine Szenen sind sinnbildhaft verdichtet und fügen sich bildgewaltig zu emotional berührenden Zeit- und Gesellschaftspanoramen.
 
Eine wichtige Grundlage seiner Arbeit und seiner Botschaft ist die Überzeugung, dass es zwischen Menschen immer etwas Gemeinsames gibt, trotz der Unterschiede von Religion, Sprache und Ethnie. Im Zentrum seiner Fotografie steht der Mensch an sich, sei es im unbemerkten Moment oder sei es, wenn der Porträtierte den Blick erwidert, direkt in die Linse schaut und eine Beziehung entsteht, in der sich die Seele offenbart. McCurrys Bilder vermitteln, was es bedeutet, diese Person in diesem Moment und in diesem Kontext zu sein. Der Künstler selbst beschreibt das so: „Meine Bilder sind das Ergebnis der Suche nach Augenblicken, in denen Menschen sich öffnen. Wenn ich die Person oder das richtige Thema gefunden habe, zieht es mich immer wieder dorthin zurück, weil ich auf den perfekten Augenblick warte. Im Unterschied zu einem Schriftsteller, der den ersten Entwurf seines Werkes später noch viele Male überarbeiten kann, gibt es für mich keine zweite Chance – entweder das Foto ist geglückt oder nicht.“