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Verleihung der Landesehrennadel an Herrn Hans Sieger - Montag, 19. Februar 2018 – 19.00 Uhr Bürgersaal im Rathaus Möhringen


Sehr geehrte Damen und Herren,
herzlich begrüße ich Sie heute im Möhringer Bürgersaal. Der Geist des Schemengerichts liegt noch in der Luft - passender könnte es bei einer Ehrung für Hans Sieger also nicht sein. Aber keine Angst: Sie sind heute nicht angeklagt – im Gegenteil!
 
Ich begrüße herzlich
meinen Kollegen Emil Buschle
die Vertreter des Gemeinde- und des Ortschaftsrates
viele Verwandte, persönliche Freunde und Wegefährten von Hans Sieger
allen voran die Musiker, die uns so schön  auf diese Veranstaltung eingestimmt haben. 
Meine Damen und Herren,
es ist noch keine zwei Wochen her, da konnte man in diesem Raum hautnah – und dies ist hier wörtlich zu nehmen - erleben, wie viel Leben, wie viel Energie und Engagement, wie viel Einfallsreichtum im Möhringer Vereinsleben steckt. Nicht nur das Schemengericht, nein, die ganze Möhringer Fasnet ist ein Fest des Ehrenamts, ein lebendiges Bekenntnis zum Städtle, ein Zeichen der ganz speziellen Identifikation mit unserem badischen Stadtteil, auf den wir auch in Tuttlingen ganz besonders stolz sind.
 
Was aber wäre all das ohne die Menschen hinter den Kulissen? Die Antwort ist einfach: Nichts. Dinge wie die Möhringer Fasnet wären ohne Ehrenamtliche, ohne die sprichwörtlichen Überzeugungstäter, schlichtweg unmöglich. Und darum freue ich mich, dass wir einen solchen Überzeugungstäter heute ehren dürfen.
 
Bei Hans Sieger ist es wie so oft: Wer sich in einem Verein ganz besonders engagiert, tut dies meist auch noch bei einem zweiten. Er gehört also zu den Leuten, die für das Ehrenamt leben, die im Ehrenamt aufgehen.
 
Dass es sich lohnt und Spaß macht, sich in einem Verein zu engagieren, hat Hans Sieger schon früh erfahren: Sein Vater war Vorstandsmitglied des Handharmonika-Clubs Möhringen. Und der junge Hans Sieger begleitete seinen Vater regelmäßig, wenn es drum ging, die Mitgliedsbeiträge einzukassieren. Das Lastschriftverfahren war damals noch nicht üblich, also holte man das Geld in bar ab. Das kostete zwar Zeit – brachte aber viele Begegnungen und nette Gespräche. Auch für Hans Sieger. Er wuchs gewissermaßen in den Verein hinein und übernahm schon relativ früh auch selber Verantwortung: 1973, im Alter von 28 Jahren, wurde er Kassierer. Von 1983 bis 1991 stand er als erster Vorstand ganz an der Spitze des Vereins, trat dann ins zweite Glied zurück, wurde von 1995 bis 2013 Beisitzer. 2013 kehrte er dann zurück an die Wurzeln seines Engagements: Er übernahm wieder den Posten des Kassierers, den er bis heute bekleidet.
 
„Er ist der wichtigste Mann im Verein“ – „Der Hans ist immer lustig und immer gut drauf“ - solche Aussagen hört man, wenn man sich mit altgedienten Mitgliedern des Vereins über Hans Sieger unterhält. Dass er Ehrenmitglied des Handharmonikaclubs Möhringen ist, versteht sich von selber. Dass er vom Deutschen Harmonika-Verband mehrfach für langjährige Mitgliedschaft geehrter wurde, ebenso.
 
Hans Sieger ist nämlich nicht nur ein zuverlässiger und fleißiger Vereinsfunktionär: Er ist auch so etwas wie die Seele des Vereins, einer, der die Kameradschaft intensiv pflegt. Dabei kommt ihm entgegen, dass er auch ein guter Sänger ist, der obendrein über ein bemerkenswertes Repertoire an Liedern verfügt. Wo andere spätestens nach der zweiten Strophe ins Stocken geraten, hängt er noch vier, fünf, sechs weitere an -  allesamt fehlerfrei und auswendig. Und da es sich in Gesellschaft schöner singt als alleine zu Hause in der Badewanne, hat er einen besonderen Brauch ins Leben gerufen: Das „Lumpenliedersingen“. Auf seine Idee hin findet es regelmäßig statt:  Seit 15 Jahren. Immer im August. Und mit manchmal nicht ganz jugendfreien Texten.
 
„Der Verein wäre ohne ihn nicht das, was er ist – auch so einen Satz hört man über Hans Sieger. Und dass er sich so für das Vereinsleben engagiert, ist auch Zeichen einer tiefen Heimatverbundenheit: In Möhringen ist er geboren und aufgewachsen, hier sind auch seine vier Kinder aufgewachsen, hier hat er sein Haus gebaut – wobei man eine kleine Einschränkung anfügen muss: Es steht in der Vorstadt. Dafür hat er zu großen Teilen selber gebaut. Als Elektromeister, der lange bei der EVS tätig war, brachte er auch den nötigen Sachverstand mit.
 
Fast noch symbolischer für seine Heimatverbundenheit ist freilich sein Engagement bei einem zweiten, nicht minder wichtigen Möhringer Verein: Der Narrenzunft. Hier ist er seit Jahrzehnten dabei – vielleicht liegt einem Menschen,  der an Silvester geboren wurde – am 31. Dezember 1945 – das Feiern ja besonders im Blut.
 
Auch bei der Narrenzunft war und ist Hans Sieger nicht nur ein einfaches Mitglied. Er übernahm auch hier immer Verantwortung:
 
1980 wurde er unter dem damaligen Zunftmeister Gusti Erath in den Zunftrat  gewählt, ab 1991 wurde er Stellvertreter von Zunftmeister Wilhelm Gleichauf. Dieses Amt bekleidete er bis 2003, seit 2004 ist er Ehrenzunftrat.
 
Auch bei der Narrenzunft gehörte Hans Sieger immer zu den Funktionären, die auch selber viel schaffen. Durch seinen Beruf als Elektromeister war er dafür natürlich prädestiniert. Er gehörte zu denen, die den Bau des Narrenhofs im Kühltal voran trieben, planten und umsetzten. Ohne ihn wäre der Hof kaum gebaut worden – oder zumindest nicht bezahlbar gewesen.
 
„Ein Leben für und mit der Fasnet“ – das sagt man über ihn bei der Narrenzunft. Und das gilt natürlich vor allem für die Fasnetstage selber:
Über 30 Jahre führte bei den Hemdklonkern mit seiner Laterne den Zug an.
Seit über 50 Jahren wirkt er am Hanselerennen mit
Seit über 35 Jahre spendiert und organisiert er in der Möhringer Vorstadt am Schmotzigen einen morgendlichen Empfang - früher bei sich zu Hause, später (der Platz wurde irgendwann knapp) im evangelischen Gemeindehaus
Rund 40 Jahre wirkte er auch beim Schemengericht mit - über die Verhandlungen, bei denen er verantwortlich war, wird heut noch gerne geredet.
Und seit über 50 Jahren müssen auch die Scherbelgruppen nicht auf ihn verzichten – schon als Kind war er bei den Kinderscherbelgruppen mit dabei 
Der Begriff wird ja gerne und vielleicht auch zu oft verwendet – bei Hans Sieger aber trifft er auf jeden Fall zu: Er ist ein echtes Urgestein der Fasnet.
 
Bei all seinem Engagement für Musik und Fasnet fand Hans Sieger obendrein noch Zeit, um sich bei der katholischen Kirchengemeinde einzubringen.
 
Zwei Perioden war er im Kirchengemeinderat. Und gemeinsam mit Pfarrer Hettich war er maßgeblich am Bau des Jugendcamps und des Zeltplatzes beteiligt. Bei der Verlegung der Versorgungsleitungen war er mit seiner Fachkenntnis natürlich wieder besonders gefragt.
 
Menschen wir Hans Sieger sind es, die das Gemeinwesen prägen, die es lebendig und lebenswert machen. Sie geben mehr für die Gesellschaft als sie nehmen. Leider gibt es viel zu wenige von ihnen. Umso wichtiger, diese Menschen zu ehren und ihnen Danke zu sagen. 
 
Umso mehr freue ich mich, dass Ministerpräsident Winfried Kretschmann Ihnen, lieber Herr Sieger, die Landesehrennadel verliehen hat. Und sehr gerne übergebe ich Sie Ihnen hiermit.
 
Verlesung + Übergabe Urkunde – 
Einen ganz besonders herzlichen Dank möchte ich an dieser Stelle aber auch Brigitte Sieger aussprechen. Wir haben gerade gehört, welche Aufgaben Ihr Mann seit vielen Jahren für die Menschen in Möhringen übernommen hat. Und ein jeder kann sich denken, was dies für die Familie bedeutet – und dass dies nur funktionieren kann, wenn eine Frau im Spiel ist, die hinter all diesem Engagement steht – herzliches Dankeschön!
Übergabe Blumen -

Michael Beck, Oberbürgermeister
19.02.2018, Möhringen

Es gilt das gesprochene Wort.