Vorlesen

Digitale Akten verschwinden, analoge schimmeln - Stadt investiert in Sicherung von Archivmaterial


  
Schimmelgeschädigt: Archivalien aus Nendingen und Eßlingen.

Tuttlingen steigt in die Langezeitdigitalisierung von elektronischem Archivgut ein. Diese Empfehlung gab der Verwaltungs- und Finanzausschuss in seiner Sitzung am Montag. Außerdem werden die Archive in den Teilorten teils modernisiert. 153 000 Euro sollen daher 2018 investiert werden.

„Wir stehen noch am Anfang der Langzeitdigitalisierung“, so Stadtarchivar Alexander Röhm am Montag im Ausschuss, „wir wissen noch nicht, wohin die Reise geht.“ Aus diesem Grund wird Tuttlingen diese Reise auch nicht alleine antreten, sondern in einem Verbund mit dem Landesarchiv und dem Rechenzentrum. Knapp 15 000 Euro kostet es pro Jahr, entsprechenden Speicherplatz anzumieten.

Der Sinn des Projekts liegt auf der Hand: Immer mehr Akten gibt es nur noch digital, gleichzeitig ist die Lebensdauer elektronischer Datenträger begrenzt. „Von der Mondlandung  gibt es keine Daten mehr – und wer zu Hause noch Daten auf FloppyDiscs hat, die auf einem Windows 3.1-Rechner gespeichert wurden, hat heute ein Problem“, so Röhm.

Ganz anderer Art sind die Probleme, mit denen Röhm teilweise in den Teilorts-Archiven konfrontiert wurde, deren Lagerbedingungen er routinemäßig untersuchte. Vor allem in Eßlingen und Nendingen erfüllen die derzeitigen Räume nicht die Bedingungen, die für die sichere Lagerung historisch wertvoller Akten und Bücher erforderlich sind.

So wird der Eßlinger Archivraum parallel als Lager genutzt, außerdem verlaufen über den Regalen Heizungsrohre, von denen im Pannenfall Wasserschäden ausgehen können. Kritisch ist vor allem die zu hohe Luftfeuchtigkeit: 2,5 der 14 Regalmeter Akten haben deshalb Schimmelspuren. Sie werden nun restauriert – und die gesamten Bestände aus Eßlingen kommen ins Möhringer Archiv, Dieses wurde bereits in den 1990er-Jahren fachmännisch ausgerüstet. Bei seinen Untersuchungen stieß Röhm auch nur auf einzelne beschädigte Bände, die nun restauriert werden.

Kritisch ist dagegen die Lage in Nendingen: Zwar sind die Bestände gut geordnet, die Luftfeuchtigkeit ist aber auch hier deutlich zu hoch, vor allem in einem der beiden Räume. Folglich sind auch hier Teile der Archivalien schimmelgeschädigt und müssen nun restauriert werden. „Die klimatischen Bedingungen sind nicht zu akzeptieren“, so Alexander Röhm. Für Umbauten und eine Klimaanlage sollen daher 107 000 Euro in den Haushalt eingestellt werden. Alles in allem sind für Bauarbeiten und die Restaurierung beschädigter Akten 153 000 Euro vorgesehen.