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„Ich bin in Sehnsucht eingehüllt“ - Am 21. Oktober in der Stadthalle Tuttlingen


Einen ganz besonderen literarisch-musikalischen Abend gestalten eine der bekanntesten deutschen Schauspielerinnen, Grimme-Preisträgerin und TV-/Filmstar Iris Berben (Rezitation) und Pianist Benjamin Moser (Klavier) am Samstag, 21. Oktober, in der Stadthalle Tuttlingen: „Ich bin in Sehnsucht eingehüllt“ heißt das Programm aus Gedichten von Selma Meerbaum-Eisinger, Hilde Domin und Paul. Selma Meerbaum-Eisinger starb 1942 mit 18 Jahren im KZ Michailowka an Typhus. Geblieben sind ihre sehnsuchtsvollen, melancholischen und trotz allem jugendlich hoffnungsvollen Gedichte. Iris Berben las bereits zwölf Texte für eine Hörbuch-CD ein. Nun steht sie mit dem Vermächtnis des jungen Mädchens zusammen mit Benjamin Moser  auf der Bühne, der die Sehnsucht mit seinem Spiel ‚umhüllt‘. Die herausragende Veranstaltung in der Stadthalle Tuttlingen beginnt um 20 Uhr (Einlass ab 19 Uhr). Noch sind Karten im verbilligten Vorverkauf (auch mit Preisvorteil im Abo) zu haben.


 
Das Werk Selma Meerbaums umfasst 58 Gedichte, die sie sorgfältig mit Füller auf Einzelseiten geschrieben und zu einem Album gebunden hatte, das sie mit „Blütenlese“ betitelte und dem sie als letzten Satz anfügte: 'Ich habe keine Zeit gehabt zu Ende zu schreiben …' Selmas Gedichte sprechen von ihrer Liebe und von der Ahnung, dass sie sich nicht erfüllen wird. Die eigentliche Entdeckung der jungen jüdischen Dichterin erfolgte durch die Stern-Reportage des Journalisten und Exil-Forschers Jürgen Serke, der von der deutschen Lyrikerin Hilde Domin (“Selmas Begabung steht sicher auf einer Stufe mit dem jungen Hofmannsthal (…). Es ist eine Lyrik, die man weinend vor Aufregung liest: so rein, so schön, so hell und so bedroht”) auf die Gedichte aufmerksam gemacht worden war. Serke veröffentlichte das Werk der Lyrikerin unter dem Titel „Ich bin in Sehnsucht eingehüllt“. Im November 2005 erschien eine Neuauflage, auch ein Hörbuch mit Grimme-Preisträgerin Iris Berben wurde produziert. Dafür wurden zwölf von Selmas Gedichten mit Interpreten wie Xavier Naidoo, Reinhard Mey, Ute Lemper u.v.a. vertont.
 
Selma Meerbaum-Eisinger gehört zusammen mit Rose Ausländer und Paul Celan zum literarischen Dreigestirn von Czernowitz. Vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Verfolgung schrieb die junge Lyrikerin Gedichte, die in ihrer zeitlosen Ästhetik weit mehr als nur ein Zeugnis der drohenden Vernichtung des osteuropäischen Judentums und seines blühenden kulturellen Lebens sind. Solche Gedanken, solche Sprache stand denn in der Tat in tiefstem Widerstand zu allem, was den Nationalsozialismus Hitlers ausmachte.
 
Nun steht Iris Berben mit dem literarischen Vermächtnis des jungen Mädchens zusammen mit dem international gefragten Pianisten Benjamin Moser, 2007 Preisträger des renommierten Tschaikowskywettbewerbs in Moskau, live auf der Bühne. Iris Berben selbst sagt über das Projekt: „In dieser Zeit, in der sich Anzeichen von Rechtsradikalismus mehren, muss dieses Thema im Bewusstsein der Öffentlichkeit erhalten bleiben. Denn jeder Tag, der vergeht, vernichtet die Zeugnisse der Vergangenheit.“
 
Karten für den  besonderen musikalisch-literarischen Abend im Rahmen des „Tuttlinger Literaturherbsts“ mit einer der größten deutschen Schauspielerinnen gibt es bei der Vorverkaufsstelle der Tuttlinger Hallen, der Ticketbox in der Königstraße 13 (beim „Runden Eck“) sowie bei den bekannten Vorverkaufsstellen des KulturTickets Schwarzwald-Baar-Heuberg in den Landkreisen RW, VS und TUT im verbilligten Vorverkauf. Sie sind in drei Kategorien ab 22,- € (inkl. Gebühren) erhältlich. Online sind Karten unter www.tuttlinger-hallen.de zu haben. Ein telefonischer Kartenservice ist unter Tel. (07461) 910996 eingerichtet.