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TuWass inspiriert weltweit Architekten


Woran orientieren sich chinesische, russische oder türkische Architekten, wenn sie ein modernes Bad planen? Am Tuttlinger TuWass. Das 2001 eingeweihte Thermalbad genießt in der internationalen Architektenszene inzwischen Berühmtheit.

TuWass
Anregung für chinesische Architekten:
Auch das Magazin "Architecture & Detail" aus
Peking berichtete über das TuWass.

Wenn Architekturexperten auf Dienstreise gehen, können sie ganz schön ins Schwitzen kommen - zum Beispiel wenn sie das Thermalbad begutachten, das in der Szene für Furore gesorgt hat: Das Tuttlinger TuWass. Denn wer vor Ort intensive Stilkunde betreiben will, muss durch die dämpfige Luft rund um Quelltopf und Thermalbereich. Oder am besten gleich in die Sauna.

Die Ergebnisse der Recherchen haben in den Fachzeitschriften für Architektur einen breiten Niederschlag gefunden. "In den wichtigen deutschen Publikationen waren wir überall schon drin", berichtet Ernst Ullrich Tillmanns vom Stuttgarter Architektenbüro 4a, das die Tuttlinger Wasserwelt seinerzeit entworfen hat, "jetzt kommen der Reihe nach die ausländischen Magazine." Und worauf Tillmanns besonders stolz ist: Die Redaktionen kommen von selber auf das Architektenbüro 4a zu, ohne dass er und seine Kollegen Public Relations betreiben müssen.

Dabei profitiert Tillmanns freilich auch vom guten Ruf, den zeitgenössische deutsche Architektur mittlerweile genießt: "In der internationalen Szene wird seit einigen Jahren viel auf Deutschland geschaut", berichtet er. Und so kommt es dann, dass üppige Bilderstrecken über die "Tuttlingen Recreational and Thermal Baths" in Hochglanzmagazinen veröffentlicht werden. Ein paar Seiten weiter wird dann in gleicher Ausführlichkeit über die Umgestaltung des Bahnhofs Berlin Alexanderplatz oder das Stadtlagerhaus am Hamburger Fischmarkt berichtet. Erst kürzlich war das TuWass wieder in drei internationalen Publikationen vertreten: "World Architecture" und "Architecture & Detail" aus China sowie "Yapi" aus der Türkei. Betont werden dabei unter anderem die stilisierte Felsenlandschaft in der Sauna, die Bauminseln sowie die luftige und dennoch großzügige Dachkonstruktion.

Von der Popularität des Bades profitiert natürlich auch das Büro 4a. Denn den Stuttgarter Planern bescherte ihr Tuttlinger Entwurf nicht nur eine Auszeichnung beim Wettbewerb "Gute Bauten in Baden-Württemberg", sondern auch neue Aufträge: "Für einen Wettbewerb in Luxemburg wurden wir als einziges deutsches Büro eingeladen", berichtet Ernst Ulrich Tillmanns.

Da übernimmt Tillmanns dann auch gerne die Aufgabe, Besuchern aus aller Welt das Tuttlinger Bad zu zeigen. Manchmal führt das freilich auch zu Irritationen - zumindest im Fall eines russischen Investors, der sich für ein Kiewer Projekt vom TuWass inspirieren ließ. Der Architekturfreund ließ es sich nämlich nicht nehmen, während der regulären Öffnungszeiten persönlich Fotos vom Tuttlinger Vorbild zu schießen - was ihm in einem Trakt des Bauwerks Ärger einbrachte: Die Besucher der Sauna setzten den Fotografen vor die Tür.