Ein Kunstwerk von Roland Martin schmückt jetzt das Foyer vor dem Dienstzimmer von Oberbürgermeister Michael Beck im Tuttlinger Rathaus. Der Unternehmer Günther Leibinger ließ es eigens für diesen Ort anfertigen - und stellte es der Stadt als Dauerleihgabe zur Verfügung.

Ein neues Kunstwerk für das Rathaus:
Günther Leibinger, Roland Martin und Michael Beck
vor der noch namenlosen Edelstahl-Skulptur.

Manche kämpfen sich nach oben. Andere ruhen sich aus. Einzelne schauen ängstlich in die Weite. Mehrere drohen nach unten zu rutschen. Und ganz oben? Da stehen gleich ein paar. Einer schaut suchend in die Weite, einer liest Zeitung, und einer trägt eine Aktentasche. Wer aber ist wer in dem großen Spiel der menschlichen Bemühungen, Hoffungen, Enttäuschung und Erfolge? Die Figuren lassen jede Interpretation offen. So naturalistisch auch ihre Körper dargestellt sind, so anonym wirken ihre nur in Ansätzen erkennbaren Gesichter. Schließlich stehen sie für jeden. Für das Menschliche schlechthin.

Zu bewundern sind die 34 auf ein Metallgestänge montierten Edelstahlskulpturen im Foyer im ersten Stock des Rathauses. Einen Titel trägt das Werk noch nicht - da müsse man sich noch Gedanken drüber machen, sagte Roland Martin bei der feierlichen Übergabe am Montag. Klar aber sei, dass sich das Werk für Auslegungen aller Art anbiete. "Mich bewegt der Mensch, wie er sich verhält", sagt Martin. Und daher könne man die Arbeit durchaus auch als künstlerisches Abbild einer Stadtverwaltung sehen. "Auf allen Ebenen gibt es solche die arbeiten und solche, die es nicht tun", sagt Martin.

Bereits für den Sitzungssaal des Rathauses hat der Tuttlinger Künstler in den 80er-Jahren ein großformatiges Relief geschaffen. Dass nun ein zweites großes Werk Martins im Rathaus zu sehen ist, verdankt die Stadt dem Unternehmer Günther Leibinger. Der Geschäftsführer der Paul Leibinger GmbH & Co. KG hatte Roland Martin damit beauftragt, speziell für die Wand vor dem Dienstzimmer des Oberbürgermeisters eine Arbeit zu schaffen. Bei der Ausgestaltung hatte Martin dann freie Hand. "Ich hoffe, dass möglichst viele Menschen eine Freude daran haben", sagte der Mäzen bei der Übergabe am Montag.

Eine große Freude hatte auf jeden Fall der Hausherr: "Selten kommt es vor, dass eine Stadt kurz vor Weihnachten so bedacht wird", stellte Oberbürgermeister Michael Beck fest. "Und manche Szenen", so der OB mit Blick auf das Ringen und Kämpfen der Martinschen Figuren, "spielen sich hier wohl wirklich so ab."