Vorlesen

Oberbürgermeister Beck: "Neue Hochschule nach Tuttlingen"


"Wir sind froh, dass das Land wieder an die Einrichtung neuer Hochschulen denkt. Wenn es so weit kommt, gehört aber auch eine Hochschule nach Tuttlingen". Mit dieser Forderung reagiert Oberbürgermeister Michael Beck auf jüngste Aussagen von Wirtschaftsminister Ernst Pfister. Der hatte bei einer Podiumsdiskussion der IHK erklärt, dass eine neue Hochschule in der Region nicht zwingend in Tuttlingen entstehen müsse.

Gleich mehrere Argumente führt Michael Beck an: "Wir haben hier eine einzigartige Clusterbildung im Bereich der Medizintechnik sowie die höchste Industriedichte nach dem Mittleren Neckarraum." Abgesehen davon haben Stadt und Kreis bereits Vorleistungen erbracht. So gibt es seit 2003 den MBA-Studiengang, der ein arbeitsplatzorientiertes Aufbaustudium ermöglicht. Dazu kommt die Bildungsoffensive, mit der sich der Landkreis gezielt dem Thema Qualifikation widmet. Vor diesem Hintergrund, so Beck, sei Tuttlingen als nächstes an der Reihe, falls das Land neue Hochschulen einrichtet.

Beck beruft sich dabei auch auf zahlreiche Zusagen aus der Vergangenheit, die bereits weit in die 90er-Jahre zurück reichen: Als der damalige Oberbürgermeister Heinz-Jürgen Koloczek in Sachen Hochschulbau einen Vorstoß beim Staatsministerium machte, erklärte man ihm, dass die Hochschulrahmenplanung des Landes abgeschlossen sei. Man werde Tuttlingen aber als wichtigen Wirtschaftsstandort berücksichtigen, falls das Land wieder in neue Hochschulen investiere. Eine ähnliche Auskunft erhielt auch Beck selber, als er letztes Jahr einen Vorstoß bei Wissenschaftsminister Peter Frankenberg unternahm: Tuttlingen, so die Aussage Frankenbergs, stehe in der Priorität ganz oben - falls das Land weitere Hochschulerweiterungen plane.

Gerade dies zeichnet sich jetzt ab: Das Ende Februar von Ministerpräsident Günther H. Oettinger und Wissenschaftsminister Peter Frankenberg bei einem Kongress in Stuttgart vorgestellte Hochschul-Ausbauprogramm "Hochschule 2012" geht davon aus, dass die Zahl der Studierenden bis 2012 um bis zu 25 Prozent über dem heutigen Niveau liegen wird. Dies überschreitet die Kapazitäten der bestehenden Unis und Fachhochschulen, so dass ein entsprechender Ausbau - auch durch Neugründungen oder neue Außenstellen - in Betracht zu ziehen sei.

"Vor diesem Hintergrund müssen alte Zusagen gelten", betont Beck. Es könne nicht sein, dass der Landkreis mit der zweitstärksten Industriedichte nach dem Mittleren Neckarraum bei der Hochschulpolitik erst unter ferner liefen behandelt werde. Insofern sei er über Pfisters Aussage "irritiert und verwundert" - zumal auch Pfister in der Vergangenheit klare Aussagen zu Gunsten des Standorts Tuttlingen getroffen habe. Beck: "Der Wirtschaftsminister sollte sein Bemühen dahin lenken, dass die Hochschule dort hin kommt, wo die Wirtschaft ist". Und nicht nur das: Im Wettbewerb mit den großen Zentren sei Tuttlingen als Standort im ländlichen Raum auf die Hochschule besonders angewiesen: "Wir haben hier eine Industrie mit hoher Wertschöpfung und vielen qualifizierten Arbeitsplätzen, an adäquaten Bildungseinrichtungen fehlt es aber." Beck nimmt den Minister dabei beim Wort: "Erst jüngst hat sich Pfister als Anwalt des ländlichen Raum vorgestellt. Wenn er Tuttlingen nur als eine von mehreren Möglichkeiten sieht, tut er dem ländlichen Raum keinen Gefallen."