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Austellungseröffnung Manfred Emmenegger-Kanzler - Plastische Arbeiten 2000-2006 – am Freitag, 15. September um 19 Uhr in der Galerie der Stadt Tuttlingen


Max Martin, Bürgermeister der Stadt Tuttlingen eröffnet am Freitag um 19 Uhr die Ausstellung, Galerieleiterin Marjatta Hölz führt die Besucher in die Ausstellung ein.

Werk von Manfred Emmenegger- Kanzler  

Manfred Ememenegger-Kanzlers Plastiken besitzen einen großen, auf den ersten Blick nicht ersichtlichen Facettenreichtum, welcher auch in der Kombination vollkommen gegensätzlicher Materialien, wie etwa Keramik und Stahl, zum Ausdruck kommt. Trotz der Verwendung von chemisch bearbeitetem Stahl, schamottiertem Ton oder Beton steht bei Manfred Emmenegger-Kanzler nicht das Material im Vordergrund; zu eindeutig dominiert die Form seine Arbeiten.

Manfred Emmenegger-Kanzlers Arbeiten fordern die Mitarbeit des Betrachters. Sie verlangen eine präzise Wahrnehmung, indem sie unterschiedliche Arten des Sehens ansprechen. Die Plastizität und das Volumen der Objekte auf der Ebene gehen Hand in Hand mit den zahlreichen Linien, aus denen sich die geometrischen Körper auf der Fläche zusammensetzen.



Der 1953 in Waldshut am Hochrhrein geborene Manfred Emmenegger-Kanzler geht 1982 nach Krefeld, wo er nach seiner Ausbildung zum Keramiker seine bis dato gewonnenen Erfahrungen durch ein Produktdesign-Studium ergänzt. Seit 1988 ist Manfred Emmenegger-Kanzler sehr erfolgreich als freischaffender Künstler tätig. Er erhält 1989 in Offenburg den 1. Preis für keramische Plastik, 1992 den Staatspreis Baden-Württemberg und 1996 den 1. Preis bei den Internationalen Keramikwochen der Stadt Hüfingen. Erfolg hat der Künstler neben seinen Ausstellungen auch mit seinen Arbeiten im öffentlichen Raum. 2001 belegt er unter anderem den 1. Platz beim Wettbewerb „Öffentliche Kunst am Griesweg“ in Hüfingen. Heute lebt und arbeitet er in der Nähe von Offenburg.



Manfred Emmenegger-Kanzler versteht sich in erster Linie als Bildhauer und Plastiker, doch geht er mit Ton anders um, als die Eigenschaften des Materials es zunächst erwarten lassen. Obgleich sich das geschmeidige, gut formbare Material für das Herausbilden organischer Formen anbietet, schafft der Künstler scharfkantige, tektonische Objekte, die vom kleinen Wandobjekt bis hin zu großen, raumbezogenen Installationen reichen. Seinen Skulpturen liegen generell exakte geometrische Konstruktionen zu Grunde, welche durch ihre raffinierte Kombination und ihre spezifische Komposition Unikate darstellen, die sich teilweise sehr stark voneinander unterscheiden. Das Thema der Differenz ist jedoch nicht nur in dem Gesamtblick über seine Plastiken deutlich erkennbar, auch im Einzelwerk selbst ist die Neigung des Künstlers, mit Oppositionen zu spielen, für den Betrachter deutlich zu erkennen. So muss dieser, möchte er das auf den ersten Blick klar und leicht fassbar anmutende Objekt in seiner Gesamtheit erfassen, es Schritt für Schritt umschreiten. Dabei offenbaren sich ihm durch passagenartige Öffnungen immer wieder wechselnde Durchblicke und sich durchdringende Formen, welche zwar von konsequenter Klarheit sind, den Eindruck der Einfachheit jedoch revidieren. Scharfkantige, tektonische Formen geometrischer Härte münden teilweise in fließende, spiralförmige Drehungen, massive Blöcke bergen nicht erahnte Hohlräume; Symmetrie trifft Asymmetrie. Fragen der Statik, Balance und Spannung fließen in die aus Keramik, Beton und Stahl geschaffenen Arbeiten ein, die für den Betrachter in Form lastender oder ziehender Kräfte nachvollziehbar werden.



Eine stetig neue Kombination der geometrischen Grundformen von Kubus, Quadrat, Rechteck und Kreis und das bewusste Spiel von Licht und Schatten erzeugen von jedem Standpunkt aus eine neue geometrische Komposition von Masse und Leerraum. Dabei bleibt die Frage der Priorität von Leerraum oder Körper unbeantwortet. Auch die Frage nach einem Anfang oder Ende des Werkes, nach einem Vorne oder Hinten, Innen oder Außen, lassen die meisten Objekte des Künstlers offen. Vielmehr treten die oftmals aus mehreren Teilen zusammengesetzten Werke als ein Ganzes auf, welches durch die Kombination aus nüchterner Geometrie und persönlichem Umgang des Künstlers mit diesem Grundgerüst seinen individuellen Eigenwert erhält, der, weil er etwas neu Geschaffenes darstellt, wesentlich größer ist als die Summe seiner Teile.



Virtuos schafft es Manfred Emmenegger-Kanzler, seinen Skulpturen eine innere Spannung zu verleihen und lädt sie spürbar emotional auf. Auf einer abstrakten Ebene werden dem Betrachter durch die Formen der Skulpturen Emotionen vermittelt, die er individuell wahrnimmt.



Einerseits sind die Plastiken Manfred Emmenegger-Kanzlers klare geometrische Kompositionen, die fest im Raum stehen, andererseits erzeugen sie durch ihre Verschmelzungen von unterschiedlichen Materialien und Formen mit dem ständigen Spiel von Leerraum und Fläche und damit dem Spiel von An- und Abwesenheit, neben einer großen Varianz auch eine überraschende Eigendynamik, die die Imaginationskraft des Betrachters anregt, ihm aber trotz der starken Präsenz der Werke noch viel Raum für persönliche Gedanken lässt.



Dauer der Ausstellung: 15.9.2006 bis 15.10.2006



Öffentliche Führung:

Dienstag, 10.10.2006 um 18 Uhr

Es erscheint ein Katalog.