Ausstellung im Fruchtkasten: „Marktplätze und Märkte“
08.06.2015
Am Freitag, den 12. Juni 2015 um 19 Uhr eröffnet Oberbürgermeister Michael Beck die Ausstellung „Marktplatz und Märkte“ vor dem Fruchtkasten. Ausgehend von der Verleihung des Marktrechts an die Stadt Tuttlingen vor 600 Jahren informiert die Schau über die Märkte in Tuttlingen und beschäftigt sich mit dem Aussehen des Marktplatzes in den vergangenen beiden Jahrhunderten.
Vor 600 Jahren verlieh König Sigismund der Stadt Tuttlingen das Recht einen Wochenmarkt und zwei Jahrmärkte zu veranstalten. Auf Bitten des Landesherrn, des württembergischen Grafen Eberhard III., gewährte König Sigismund 1415 der Stadt Tuttlingen das Recht mittwochs einen Wochenmarkt und zwei Mal im Jahr einen Jahrmarkt abhalten zu dürfen. Vermutlich hatte die Stadt bereits das Recht auf einen Wochenmarkt mit der Erhebung zur Stadt erhalten, jetzt wurde dieses Recht bestätigt und zwei Jahrmärkte, die am 3. Mai und am 29. September abgehalten werden sollten, hinzugefügt.
Der Wochenmarkt diente der Versorgung der Stadtbevölkerung mit Lebensmittel und dem Warentausch, die Jahrmärkte waren wirtschaftlich bedeutsamer, weil sie nicht nur von den umliegenden Bauernschaften mit Vieh und Agrarerzeugnissen und den örtlichen Händlern beschickt wurden, sondern auch auf überregionale Kundschaft zielten. Vor allem dem städtischen Handwerk wurden hier Absatzchancen eröffnete. Die Märkte wirkten sich belebend auf eine Stadt aus, sie erhöhten den Geldumlauf, die Übernachtungszahlen und vieles mehr. Der Jahrmarkt erfüllte auch soziale Funktionen: Auf ihm wurden Nachrichten und Gerüchte aus entfernten Gebieten ausgetauscht, wodurch die Weltkenntnis seiner Besucher erweitert wurde.
Diese Märkte fanden auf dem Marktplatz statt. Aus diesem Anlass beschäftigt sich eine Ausstellung im Fruchtkasten mit dem Tuttlinger Marktplatz, der seit dem Stadtbrand seine charakteristische quadratische Form besitzt. Ursprünglich prägten große Gasthöfe den Charakter des Platzes: Hirsch, Hecht, Ochsen, Krone und Post hießen sie. Der letzte Gasthof am Marktplatz war das Hotel Ochsen, das 1962 seinen Betrieb einstellte und einem Ladenkette Platz machte. Nach und nach zogen Ladengeschäfte in die traditionsreichen Häuser ein.
Mit dem Aufkommen des Autoverkehrs wurde das Marktgeschehen an den Rande gedrängt und schließlich in die Rathausstraße bzw. in die Donaustraße verbannt. Bereits 1939 beschloss der Gemeinderat den Markt in den Bereich des zugeschütteten Seltenbachs zu verlegen. Nach dem Zweiten Weltkrieg sucht man einen Neuanfang und startete nach der Währungsreform die Märkte auf dem Areal hinter dem Busbahnhof. Erst als der Autoverkehr 1987 aus der Innenstadt verbannt war, konnten Wochen- und Krämermärkte wieder auf den Marktplatz zurückkehren.
Die Ausstellung vermittelt in alten Grafiken, in vergilbten Fotos, in flimmernden Filmen und aussagekräftigen Gegenständen ein Bild von den Veränderungen des Marktplatzes. Ein Schwerpunkt sind die verschiedenen Brunnen, die zunächst Menschen und Tiere mit Wasser versorgten und später einen markanten städtebaulichen Akzent setzten.
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