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„Tuttlingen im Ersten Weltkrieg“ - Neue Ausstellung im Fruchtkasten


„Tuttlingen im Ersten Weltkrieg“ ist das Thema der nächsten Ausstellung im Fruchtkasten. Eröffnet wird sie am Sonntag, 16. November, um 17 Uhr im Foyer des Rathauses. Es begrüßt Hellmut Dinkelaker, Gunda Woll und Rainer Keilbach führen in die Ausstellung ein. Die Eröffnung wird von einem Flötenensemble der Musikschule der Stadt Tuttlingen umrahmt werden.

Die Ausstellung beschäftigt sich mit den Auswirkungen des Ersten Weltkriegs in Tuttlingen und den Ereignissen, die in den Jahren 1914 bis 1918 die Stadt beschäftigten. Eine trügerische Normalität herrschte im Sommer 1914 in Tuttlingen. Das Attentat auf das österreichische Thronfolgerpaar am 28. Juni 1914 hatte zwar Besorgnis geweckt, allerdings wollte niemand daran glauben, dass wirklich ein Krieg ausbrechen würde. In Tuttlingen gingen die Vorbereitungen zu verschiedenen bereits geplanten Veranstaltungen weiter. Der Schwäbische Albverein unternahm noch in den Julitagen eine mehrtägige Wanderfahrt in die Vogesen, der Oratorienchor bereitete die Aufführung der "Schöpfung" von Haydn vor. Noch am Mittwoch, 29. Juli, wurde durch eine Anzeige im Gränzboten zur reichen Beflaggung der Stadt für das Turnfest am Sonntag aufgefordert. Dann verkündete anstelle des Ausschellers ein Trompeter den Kriegszustand und die bevorstehende Mobilmachung. Die Menschen strömten in die Stadtkirche, in der ein Gottesdienst zur Mobilmachung abgehalten wurde. Etwa 2000 Soldaten wurden eingezogen und rückten aus. Jetzt wurde die Feldpost ein wichtiges Medium. Postkarten, Briefe und Päckchen zwischen Front und Heimat ermöglichten die Kommunikation zwischen den ausgerückten Soldaten und den Angehörigen und Freunden in der Heimat.

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Kaum war der Krieg ausgebrochen, beschäftigte die Daheimgebliebenen eine andere Sorge: es brachen der Scharlach und der Keuchhusten in Tuttlingen aus. Am 14. September 1914 zählte man bereits 14 Krankheitsfälle. Da die Isolierung der erkrankten Kinder oft nicht ernst genommen wurde, erkrankten immer mehr Kinder. Der Gemeinderat beschloss, die Kranken in einem Scharlachspital, das im früheren städtischen Krankenhaus in der Neuhauser Straße (Frauenarbeitsschule) eingerichtet wurde, unterzubringen. Am 10. Dezember 1914 wurden 170 Scharlachfälle gezählt. Sechs Fälle sind tödlich verlaufen.

War bei Kriegsausbruch noch die Vorstellung vorhanden, dass der Krieg in kürzester Zeit gewonnen werden würde, machte sich im Jahr 1915 die Ernüchterung breit. Die ersten Meldungen von gefallenen Soldaten trafen ein. In den Briefen wurden beängstigende Situationen geschildert. Um den Soldaten das Leben an der Front zu erleichtern wurden von Familien, von der Stadtverwaltung von Vereinen und von Privatpersonen Päckchen, so genannte Liebesgaben, an die Soldaten an der Front verschickt. Zugleich wurde Kriegsanleihen angeboten, die die Finanzierung des Krieges sichern sollten. Das Geld wurde knapp und die Stadt prägte und druckte Notgeld.

Zugleich verschlechterte sich durch die Seeblockade die Versorgung mit Lebensmitteln. Deshalb wurde 1915 die Rationierung und Zwangsbewirtschaftung von Nahrungsmitteln eingeführt. Dies bedeutete, dass Lebensmittel nur mit Bezugsscheinen ausgegeben werden sollten.

Bilder, Fotos, Feldpostbriefe, Kriegsandenken illustrieren das Leben in Tuttlingen in der Zeit zwischen 1914 und 1918.

INFO:
Die Ausstellung „Tuttlingen im Ersten Weltkrieg“ im Fruchtkasten ist vom 16. November bis 8. Februar immer dienstags, donnerstags, samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.