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Andreas Welzenbach: Gesellschaftskritik in Holz


Die Galerie der Stadt Tuttlingen zeigt ab 23. März 2007 die Ausstellung Andreas Welzenbach "Letzter Gruß - Holzskulpturen".

Gesellschaftskritik in Holz
Bild 1: aus der Serie "Schabernack", Holz, farbig g
efasst, 2006


Zunächst wirken die Skulpturen heiter und harmlos. Frische Farben und skurrile, jedoch eingängige Formen wecken die Neugier. Doch der erste Eindruck täuscht, denn bei näherer Betrachtung wird deutlich: Katastrophen, Unfälle, Hinrichtungen sind Gegenstand der Darstellungen, übergreifendes Thema dieser Arbeiten sind Tod und Vergänglichkeit. Ein weiteres Sujet ist die Verfremdung vorgefundener Holzfiguren aus Massenproduktion. Die serielle Umsetzung, bei der jeder Folge immer wieder neue Arbeiten hinzugefügt werden, verstärkt den Aussagegehalt.

Die Absicht, die dahinter steht: Menschliche Schwächen wie Verdrängungsmechanismen, Sensationsgier, Heuchelei sowie kleinbürgerliche, lieb gewonnene Überzeugungen zu Qualität und Ästhetik werden auf respektlose, ironische Weise ins Visier genommen - der Tabubruch als Programm.

Der in Aalen lebende Bildhauer Andreas Welzenbach hat an der Karlsruher Kunstakademie bei Stephan Balkenhol studiert. Er verbindet eine perfekte Handhabung des Materials Holz in klassischer bildhauerischer Tradition mit einer an Comics erinnernden formalen Auffassung. Sämtliche Skulpturen arbeitet er aus einem Stamm oder Block heraus. Einige davon sind beweglich und ermöglichen eine Interaktion mit dem Betrachter.

Der Künstler schafft die Illusion einer publikumsfreundlichen Arbeit. Diese wird konterkariert, indem die Skulpturen eine in schwarzen Humor getauchte Handlung erzählen. Auf diese Weise erzeugt er eine beißende Gesellschaftssatire.

INFO:
Eröffnung der Ausstellung ist am Freitag, 23. März, um 19 Uhr. Die Ausstellung dauert bis 29. April. Eine Führung ist am Dienstag, 17. April. Es erscheint ein Leporello zur Ausstellung.