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Beieordnetenwahl 2014 - Bewerbungsrede von Willi Kamm


"Zuerst bauen Menschen Häuser
und dann bauen Häuser Menschen"

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
verehrte Gemeinderätinnen und Gemeinderäte,

Alber Schweitzer beschreibt das Spannungsfeld zwischen der gebauten und sozialen Welt, in der wir unser Leben täglich neu einrichten gut und treffend.

Jede Investition in unsere gebaute Umwelt hat Auswirkungen auf unser Leben und zwar oft über Generationen hinweg. Deshalb sollten wir uns immer wieder im Klaren darüber sein, dass es nicht nur um den kurzfristigen Invest, den schnellen Erfolg geht. Bei jeder Entscheidung sollten wir die Folgenkosten und die sozialen und ökologischen Auswirkungen im Blick haben. Wir sollten uns auch im Klaren sein, dass 8 Jahr im Leben einer Stadt eher eine kurze Zeitspanne beschreibt, wenngleich es für uns Menschen und für die Politik in diesen hektischen Zeiten der digitalen Revolution ein sehr langer Zeitraum ist.

Ich habe 25 Jahre in der Pfalz gelebt und studiert, 25 Jahre in Ulm und Neu-Ulm Stadtentwicklung betrieben - die Ergebnisse können Sie heute ansehen - und wenn ich jetzt noch in Tuttlingen, im Tal der jungen Donau 25 Jahre die Stadt- und Regionalentwicklung mit gestalten dürfte, könnte ich mich mit 75 Jahren nochmals neu orientieren.

Als Baubürgermeister in Tuttlingen bin ich zusammen mit 43 Frauen und 90 Männern im Baudezernat verantwortlich für den Unterhalt von
200 Gebäuden mit einem Wert von 350 Mio. €.
davon
10 Kindergärten
13 Schulen
12 Sporthallen
2 Sportzentren
43 Spielplätze
68 Grünanlagen mit 8.000 Bäumen
160 km Straßen und zahlreiche Plätze, unseren Wohnzimmern der Demokratie.

Jährlich investieren wir im Hoch- und Tiefbau 7 Mio. € und in der Sanierung nochmals ca. 4 Mio. €
 
In der Stadtplanung sind wir für die Flächennutzungsplanung in der Stadt und der Verwaltungsgemeinschaft für 24.000 ha und 51.000 Menschen verantwortlich. Hier müssen wir über die spannende Frage der Innen- und Außenentwicklung und der nachhaltigen Mobilität diskutieren. Ich nehme hier die Herausforderung gerne an und kümmere mich auch im Baudezernat zukünftig noch stärker um die Entwicklung des Nahverkehrs. Diese Aufgabe lag bisher beim Kollegen Buschle im Dezernat II.

Ich könnte Ihnen jetzt auch noch aus dem Alltag der Stadtplanung, der verbindlichen Bauleitplanung und Bauordnung berichten – hier sind wir jetzt auch Baugenehmigungsbehörde für Neuhausen – aber das will ich uns hier und heute ersparen.

Ich wollte Ihnen aber nochmals die Dimension der Aufgabe deutlich machen und unterstreichen, dass wir stolz sein können auf die Menschen im Hintergrund, die das System Stadt am Laufen halten und die heute mit Spannung beobachten, wie Sie sich entscheiden.

Ich würde gerne noch weitere 8 Jahre mit diesem Team die Stadtentwicklung gestalten und ich habe das Gefühl, dass auch die große Zahl meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich auf weitere 8 Jahre freut.

Wenn wir über Stadtentwicklung reden, dann geht es um die Menschen in dieser Stadt. Stadt ist nicht nur Stein!

Menschen, die hier wohnen, arbeiten, lachen, weinen, lieben, streiten.

Menschen, die selbst entscheiden wollen, was gut für sie ist.

Menschen, die zusammenstehen und überlegen, wie sie selbst Verantwortung für ihre Nachbarschaft, ihren Glauben, ihre Stadt, unsere Welt übernehmen können.

Mit Volker Kauder, Guido Wolf, Michael Beck, Emil Buschle haben wir politische Leuchttürme in unserer Stadt, mit denen ich als roter Exot gut und gerne zusammenarbeite. Und wenn ich jetzt gelegentlich im Land und in Europa unterwegs bin, liegt das nicht nur an meiner Liebe zur Musik, es geht mir um die Interessen unserer Region, die ich mit Leidenschaft und Fantasie vertrete.
 
Ich will in der Stadt noch einiges bewegen. Deshalb habe ich den Masterplan zusammen mit meinem ehemaligen Professor Albert Speer und seinem Büro auf den Weg gebracht.

Der Plan zeigt Handlungsspielräume und Potentiale auf, die wir nutzen können.

Der Plan ist ein Angebot an die Bürgerschaft, die Wirtschaft und natürlich Sie, die gewählten Vertreterinnen und Vertreter dieser Bürgerschaft die Zukunft zu gestalten.

Der gelbe Würfel im Stadtgarten, eine Initiative von Marcus Goudoin, Ullrich Baumann und Achim Ketterer war ein Signal, ein Zeichen wie die Stadt mit einfachen Mitteln zum Leuchten gebracht werden kann. Dafür auch an dieser Stelle meinen herzlichen Dank für dieses Projekt, für das ich nicht nur gelobt wurde.

Umso erfreulicher ist es, dass der Stadtgarten langsam wieder zum Zentrum der Tuttlinger Bürgerstadt wird. Dabei meine ich nicht, dass wir es geschafft haben dem Bouleclub wieder eine attraktive Heimat zu schaffen. Ich meine auch nicht die Katzen im Park, die Frau Ehrmann-Schindelbeck für uns ausgesucht hat. Mich freut vielmehr die Tatsache, dass zwei große Firmen überlegen, ob die Alte Festhalle der richtige Platz für unser Medizintechnikmuseum sein könnte.

Damit diese Diskussion nicht nur abstrakt geführt werden muss, gab es vor kurzem, von der Öffentlichkeit leider eher gering beachtet, eine Ausstellung von Studienarbeiten der Uni Weimar, die sich mit unserer Alten Festhalle beschäftigt hatten. Die Dokumentation dieser Arbeiten darf  ich heute auch unserem OB Michael Beck übereichen und Sie finden sie im Internet auf unserer Homepage.

Lasse  Sie mich aus der Vielzahl der Themen noch eines herausgreifen, das mich besonders beschäftigt:

Unsere Zukunft in Tuttlingen hängt von dem Erfindungsgeist, der technischen und sozialen Innovationskraft  unserer Menschen ab. Deshalb wünsche ich mir eine breite Diskussion über die Frage, wie wir unsere Bildungslandschaft, unsere Bildungsinfrastruktur zukünftig gestalten und finanzieren wollen.

Kindergärten, Schulen, Hochschulen, Volkshochschulen, Kirchen, Gemeindehäuser, Stadthallen, Musen und selbst öffentliche Plätze und Parks sind  Orte des lebenslangen Lernens.

Was können, wollen  und müssen wir uns leisten?

Diese Frage sollten wir diskutieren, bevor wir über 10 Mio. € in die Sanierung und Entwicklung unserer Gymnasien investieren.

Wenn Sie jetzt noch Fragen zum Thema Wohnen, Gewerbeentwicklung, Innenstadtentwicklung, das Modellprojekt nachhaltige Mobilität in der Region SBH haben, beantworte ich die gerne.

Gerne dürfen Sie mich auch auf meinen nächsten Stadtspaziergängen begleiten:

-    Vom Donaustadion über den Hochschulcampus zum Honberg
-    Von der Groß Bruck über den Stadtgarten zum Bahnhof, dem neuen Tor zur Stadt
-    Vom Kindergarten vorbei am Krähenbach, dem 3. Donauquellfluss, zum Pfarrhaus in Esslingen

Nur wer sagt was er will, kann bekommen was möglich ist!

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.