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Verleihung des Kulturpreises an Udo Braitsch in der städtischen Galerie am 7. Mai 2014


1. ) Ablauf
- Musikstück
- Begrüßung und Würdigung durch Oberbürgermeister Michael Beck
- Musikstück
- Gruß- und Dankesworte
- Musikstück

2.) Grußwort

Sehr geehrte Damen und Herren,
lieber Herr Braitsch,

es freut mich, Sie zur heutigen Verleihung des Kulturpreises begrüßen zu dürfen. Der Abend begann bereits sehr harmonisch – dafür ein herzliches Dank an unsere Musiker, das Trompetenquartett mit Patrick Wittenberg, Andreas Pfitscher, Martin Wagner und Max Zürcher unter der Leitung von Leopold Reisenauer. Weitere Kostproben ihres Könnens werden wir nachher noch hören.

Meine Damen und Herrren,
wir sind heute hier, um Udo Braitsch zu ehren. Und wie hoch die Wertschätzung ist, die Udo Braitsch genießt, erkennt man auch daran, wie viele andere Geehrte unserer Stadt der heutigen Einladung gefolgt sind. Aus der Reihe unserer Ehrengeschenkträger darf ich begrüßen 

- Dr. Dieter Egle
- Meinen Vorgänger im Amt des Oberbürgermeisters, Heinz-Jürgen Koloczek mit seiner Ehefrau Hiltrud
- Prof. Erich Weber

Unsere Kulturpreisträger sind heute sogar vollständig vertreten. Ein herzliches Willkommen an

- Roland Martin mit seiner Frau Eva
- Siegfried Burger
- Günter Hermann
- Helmut Brand
- Christof „Stiefel“ Manz

Ich freue mich über die Teilnahme zahlreicher Vertreter des Gemeinderates – sie waren es schließlich, die diese städtische Ehrung für Udo Braitsch beschlossen haben.

Ebenso begrüßen möchte ich unseren Alt-Landrat Hans Volle mit Ehefrau Adelheid

Auch freue ich mich, die Vertreter der Kirchen begrüßen zu dürfen und sage ein herzliches Grüßgott an

- Dekan Sebastian Berghaus von der evangelischen Kirche
- Dekan Matthias Koschar und Stadtpfarrer Richard Grotz von der katholischen Kirche

Im Raum sehe ich auch viele persönliche
Freunde und Künstlerkollegen unseres Ehrengastes – Ihnen allen ein herzliches Willkommen. Besonders aber begrüße ich natürlich den Mann, dem wir heute den Kulturpreis unserer Stadt verleihen werden: Udo Braitsch.

Meine Damen und Herren,

Kunst und Kultur prägen unser Leben, idealerweise auch den Alltag. Und wenn ich die Liste unserer Kulturpreisträger so ansehe, so trifft dies auf sie ganz besonders zu – vor allem, wenn man das Tuttlinger Rathaus besucht oder gar dort arbeitet.

Das Gebäude stammt von Günter Hermann

Im Sitzungssaal hängen Arbeiten von Roland Martin.

In der Mittagspause schaut man gerne mal bei Stiefel Manz vorbei.

Und mit Udo Braitsch bin ich mehrmals am Tag in direktem Blickkontakt – und zwar immer, wenn ich zu meinem Büro gehe oder es verlasse. Denn direkt neben der Tür zu meinem Dienstzimmer hängt ein Selbstportrait von ihm, 1972 entstanden und in Grautönen gehalten. Es zeigt Udo Braitsch bei der Arbeit, im weißen Kittel an der Staffelei und mit einem noch markanteren Bart als heute. Wir sehen einen Mann, der sich ganz seinem Werk widmet, der konzentriert und zielgerichtet arbeitet. Udo Braitsch eben.

Ich will nun nicht näher auf sein Werk eingehen, seine Arbeiten beschreiben und gar kunsthistorisch bewerten. Das können andere besser und werden es nachher auch noch machen. Mir geht es heute vor allem um den Menschen Udo Braitsch – und um seine Verdienste für Tuttlingen und die Kunstszene dieser Stadt.

Udo Braitsch ist ein Ur-Tuttlinger. 1950 kam er in unserer Stadt auf die Welt – in einem Umfeld also, das eher für harte Arbeit als für künstlerisches Flair bekannt ist. Aber sein Elternhaus bildete damals schon eine Ausnahme – indem es nämlich beide Welten miteinander vereinte: Udo Braitschs Vater Alfred Braitsch war ein bodenständiger und hart arbeitender Handwerker - er hatte ein Malergeschäft. Doch gleichzeitig betätigte er sich auch künstlerisch. Er griff nicht nur zum Pinsel, um Wände oder Fensterläden zu verschönern. Vor allem Landschaften verewigte er auf Leinwand.

Die Leidenschaft für die Kunst war Udo Braitsch also von klein auf in die Wiege gelegt. Und so war nach seinem Abitur am Tuttlinger Gymnasium auch sein Berufswunsch klar: Er wollte Künstler werden.

Es soll den einen oder anderen gegeben haben, die ihm diesen Wunsch ausreden wollten. Schließlich hatte Udo Braitsch ein Spitzen-Abitur hingelegt und hätte zum Beispiel auch Medizin studieren können. Oder Jura. Doch für ihn kam das nie in Frage.

1971 begann er sein Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe bei Peter Burger und Harry Kögler. Er studierte sowohl Kunst als auch Kunstgeschichte, gewann den Preis der Akademie, und 1976 legte er das Staatsexamen in Kunst und Kunstgeschichte ab.

Danach zog es ihn wieder in die Heimat, in sein Tuttlingen, wo er an seine frühere Schule zurückkehrte. Die Schule, die mittlerweile den Namen Immanuel Kants trug. Dort wurde er Kunsterzieher. Und gleichzeitig machte er sich als freier Künstler einen Namen.

Egal, was Udo Braitsch in den nun folgenden Jahren anfasste: Er machte es mit Leidenschaft. Da ist zunächst seine Arbeit am IKG. Für Generationen von Schülern wurde er zum künstlerischen Leitbild. Er führte sie in die Welt von Kunst und Gestaltung. Er brachte ihnen nahe, dass es noch andere Formen der Ausdruckskraft gibt als unsere Sprache. Und dabei verstand er sich vor allem als Erklärer und Mentor. Er gehört sicher nicht zu den Lehrern, die ganze Schülergenerationen in Schrecken versetzten – im Gegenteil. Mit seiner ruhigen und ausgleichenden Art, seiner Kompetenz und seiner Fähigkeit präzise zu formulieren und zu erklären weckte er bei vielen Schülerinnen und Schülern die Liebe zur Kunst. Dass der eine oder andere nach dem Abitur selber den Weg an eine Kunsthochschule fand, ist kein Zufall. Uwe Droemer und Julia Trolp seien hier nur als Beispiele genannt.

Bis zu seiner Pensionierung im letzten Jahr war Udo Braitsch aber auch immer ein Lehrer, für den die Arbeit mit dem Unterricht nicht endete. Als vielfältig begabter Mensch bereicherte er regelmäßig das Schulleben – unter anderem als Pianist und mit den einst legendären Theaterproduktionen am IKG.

Denn Künstler sein ist kein Beruf, bei dem sich sauber zwischen Arbeit und Freizeit trennen lässt. Und so schuf Udo Braitsch neben seiner Arbeit am IKG ein beeindruckendes Werk an Gemälden, mit dem er schon bei zahlreichen wichtigen Ausstellungen präsent war – beim Deutschen Künstlerbund und dem Künstlerbund Baden-Württemberg, auf Schloss Mochental oder bei den Landeskunstwochen Donaueschingen.

Auch in unserer französischen Partnerstadt Draguignan hinterließ er Spuren: Frankophil wie er nun mal veranlagt ist, stellte mehr als einmal in der Provence aus – und wurde so zu einem Tuttlinger Kulturbotschafter der ganz besonderen Art. Daran wird er übrigens auch bald wieder anknüpfen – in zwei Wochen wird er gemeinsam mit drei weiteren Tuttlinger Künstlern nach Draguignan reisen, um dort im Complexe St. Exupéry auszustellen.

Über viele Jahre hatte er bei all seinen vielfältigen Aktivitäten eine kongeniale Begleiterin und Künstlerkollegin an seiner Seite: Seine leider bereits verstorbenen Frau Inge. Mehr als einmal stellte das Künstlerpaar gemeinsam aus – er mit seinen Ölgemälden, sie mit ihren Aquarellen. Alle beide sind sie Meister der eher zarten Farben, der lichten und geheimnisvollen Bilder. Zu schön wäre es, wenn auch Inge Braitsch an diesem heutigen Tage bei uns wäre.

Die Kunst und der Kontakt zu anderen Künstlern verband Inge und Udo Braitsch ganz besonders. Und dass es in Tuttlingen einen zentralen Ort für die Kunst gibt, ist auch Udo Braitsch zu verdanken.

Von 1983 bis 1992 war er Vorsitzender des Kunstkreises – also auch in jenen entscheidenden Jahren, in denen die Weichen für die spätere Entwicklung gestellt wurden.

Die Älteren unter Ihnen erinnern sich vielleicht noch an die frühere Galerie. Sie stand am gleichen Ort wie das heutige Gebäude – war aber deutlich beengter, baufälliger und den Plänen der Stadtsanierung im Wege. Dass hier etwas geschehen muss, war klar. Klar war freilich nicht, in welchem Umfang das künftige Domizil für die Kunst in Tuttlingen errichtet werden würde.

Das Resultat der damaligen Diskussion können wir heute bewundern. Doch bevor es so weit war, hat Udo Braitsch Lobbyarbeit im besten Sinne des Wortes geleistet. Er hat die richtigen Leute davon überzeugt, dass es auch der alten Arbeiterstadt Tuttlingen gut zu Gesicht steht, von einem guten Architekten wie Günter Hermann an zentraler Stelle einen Neubau für eine Galerie entwerfen zu lassen. Und er hat mit am Konzept gearbeitet, das seither konsequent und erfolgreich verfolgt wird: Die enge Kooperation zwischen Stadt und Kunstkreis, die Verbindung von Hauptamt und Ehrenamt, der Modus der abwechselnd kuratierten  Ausstellungen. „Ohne Udo Braitsch“, so verriet eine Künstlerkollegin, „wäre das alles nicht möglich gewesen.“

Über viele Jahre war Udo Braitsch so etwas wie die Seele des Kunstkreises. Er organisierte regelmäßige Reisen in Kunststädte wie Wien und Budapest. Er rief die  Tradition der Weihnachtsausstellung ins Leben. Und  der begeisterte Pianist Udo Braitsch gab auch den Anstoß, dass der Kunstkreis zur Einweihung der Galerie den wunderbaren Steinway-Flügel stiftete, der seither schon viele Konzerte zum ganz besonderen Genuss machte.

Meine Damen und Herren,

Menschen wir Udo Braitsch sind es, die eine Kunstszene lebendig machen, ja die kulturelles Leben erst möglich machen.
Wir brauchen solche Ideengeber und Initiatoren.  Menschen, die sowohl kreativ als auch ausdauernd sind, die für ihre Leidenschaft brennen.

Udo Braitsch hat sich auf vielfältige Weise um die Kunst verdient gemacht:

- als engagierter Kunsterzieher und Kunstvermittler
- als renommierter Künstler und somit auch künstlerischer Botschafter unserer Stadt
- als ideenreicher und erfolgreicher Vorstreiter des Kunstkreises und somit auch unserer Galerie

Ich freue mich daher, Udo Braitsch heute mit dem Kulturpreis der Stadt Tuttlingen zu ehren.

Die Urkunde trägt folgenden Text:

Kunst und Kultur sind unverzichtbare Bestandteile unseres Lebens. Eine Gesellschaft lebt von künstlerischer Reflexion, von den Anstößen und Diskussionsbeiträgen ihrer Kulturschaffenden.

Die Stadt Tuttlingen fördert die Kultur und zeichnet besondere Leistungen aus.

In Anerkennung seiner Verdienste würdigt die Stadt Tuttlingen UDO BRAITSCH
mit dem KULTURPREIS.

Tuttlingen, den 7. Mai 2014
Michael Beck - Oberbürgermeister

Zum Kulturpreis gehört immer auch ein Kunstwerk – in diesem Fall, lieber  Herr Braitsch ist eine Arbeit Ihres Künstlerkollegen Ralf Behrendt.