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Frauenhaus gibt den Interessen der Frauen eine Stimme und erhält den Sozialpreis


Gewalt gegen Frauen ist im Landkreis Tuttlingen zwar kein Tabuthema mehr, doch in vielen Familien immer noch Realität im Alltag. Das Frauenhaus bietet den betroffenen Frauen und auch ihren Kindern einen Zufluchtsort, Hilfe, Rat und Tat in der Not und macht sich damit seit vielen Jahren für die Rechte der Frauen stark. Am vergangenen Montag erhielt der Verein für dieses bemerkenswerte Engagement den Sozialpreis.

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Frauen seien nicht mehr bereit, die Gewalt zu akzeptieren und sich ihrem vermeintlichen Schicksal zu beugen. Niemand könne heute noch behaupten, dass ein paar Schläge noch keinem geschadet hätten, so Oberbürgermeister Michael Beck bei der feierlichen Verleihung des Sozialpreises am vergangenen Montag. Im Rathaus-Foyer haben sich die Vorstandsmitglieder und die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen des Vereins mit ihren Freunden und Förderern zusammen gefunden, um gemeinsam mit Oberbürgermeister Beck diesen Anlass zu feiern.

Der Verein Frauenhaus wurde im Jahr 1991 gegründet. Hintergrund war die wachsende Zahl der Gewalttaten an Frauen in der häuslichen Umgebung aber die gleichzeitig stattfindende Tabuisierung in der Gesellschaft. Doch die Frauen sollten sich ihrem Schicksal nicht hingeben müssen, sondern im Gegenteil eine Anlaufstelle erhalten, wo sie Zuflucht und Hilfe in dieser Situation finden. Denn die Zahlen sprechen für sich: Rund ein Drittel der europäischen Frauen wurden nach einer Studie bereits zum Opfer von häuslicher Gewalt, in Deutschland sind die Werte nahezu identisch. Und dies unabhängig von Alter, sozialer Herkunft, Bildungsstand oder Lebensraum.

Das Frauenhaus hat den Frauen zuerst eine Hilfestellung, und schließlich eine Stimme gegeben und sich für ihre Rechte stark gemacht. Und zwar durch Engagement und aktive Öffentlichkeitsarbeit. Und die Zahlen bestätigen, wie wichtig es war, in Tuttlingen eine solche Initiative ins Leben zu rufen: Seit der Gründung fanden dort 750 Frauen Zuflucht, insgesamt 850 Kinder waren ebenso dabei. Davon kamen die Hälfte aus der Stadt und dem Landkreis Tuttlingen, ebenso viele Frauen aus der Region suchten schon Hilfe beim Frauenhaus. Michael Beck hielt diese Tatsache für bemerkenswert, lebe man doch in einer wirtschaftlich und gesellschaftlich stabilen Stadt, in der die Bedingungen so gut seien, das man sich eigentlich keine Sorgen machen müsste. 

Mit dem Sozialpreis der Stadt Tuttlingen werde die Wertschätzung des unermüdlichen, intensiven und zähen Engagements des Frauenhauses deutlich und ein wichtiges Signal an das Ehrenamt gesetzt, so Michael Beck. Auch betonte Bernd Mager, Sozialdezernent des Landratsamtes Tuttlingen: „ Wir müssen Gewalt gegen Frauen in unserer Gesellschaft ächten!“ Das Frauenhaus biete dabei Hilfe zur Selbsthilfe und entlasse die Frauen mit mehr Selbstbewusstsein in ein neues Leben, was er in seiner Position als große soziale Leistung zu schätzen wisse.

Oberbürgermeister Michael Beck freute sich, dem Frauenhaus den Sozialpreis zu überreichen und dem Verein zu zeigen, dass er aus der Tuttlinger Gesellschaft nicht mehr weg zu denken sei. Mit Hilfe des Frauenhauses habe sich der Blick für die Gewalt im Alltag verschärft und den Frauen sei gezeigt worden, dass sie einen starken Partner hätten, wenn sie diesen brauchen. Beck betonte, er wolle auch weiterhin stets versuchen, dem Frauenhaus alle erdenkliche Unterstützung seitens der Stadt zukommen zu lassen.