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Hauptschule mit Montessori-Profil schon ausgebucht - Nendinger Schule stoppt Schüler-Schwund


Schon jetzt steigen die Anmeldungen an der Nendinger Hauptschule. Ab Herbst beginnt mit fünf Montessori-Lehrerinnen ein komplett neues Schulkonzept, das auf der Basis der Montessori-Pädagogik aufbaut. Bis 2012 soll es komplett umgesetzt werden.

Noch vor knapp einem halben Jahr sah es bedrohlich aus für Nendingens Hauptschule: Die Schülerzahlen sanken, in den frisch sanierten Klassenzimmern teilten sich immer weniger Schüler die Plätze. Mittlerweile zeichnet sich eine Trendwende ab - dank eines neuen Schulkonzepts: Als eine der ersten öffentlichen Hauptschulen im Land steigt die Nendinger Schule komplett auf Montessori-Pädagogik um. Dieses besondere Schulprofil erlaubt es auch, die sonst starren Schulbezirksgrenzen zu lockern. Auch Kinder aus Tuttlingen können nach Nendingen auf die Schule gehen - insofern Platz ist. Und der wird jetzt eng: "Für das kommende Schuljahr konnten nicht alle Nachfragen berücksichtigt werden", berichtete Rektor Franz Boos bei einem Informationsabend für Eltern, "schließlich darf die Klassenstärke der jahrgangsübergreifenden Klasse 5/6 28 Schüler nicht übersteigen." Kinder aus Nendingen bekommen allerdings auf jeden Fall einen Platz.

Im Rahmen der Eltern-Informationsveranstaltung hatten Boos und sein Kollegium das neues Schulprofil vorgestellt. "Nendingen habe sich als eine der ersten Schulen in Baden-Württemberg auf den Weg gemacht, den reformpädagogischen Ansatz von Maria Montessori auch im Hauptschulbereich umzusetzen", betonte Boos bei seiner Einführung. Schulkonferenz, Schulamt und die Stadt Tuttlingen als Schulträger würden dies mittragen und unterstützen, sowohl ideell als auch finanziell.

Die Montessori-Lehrerinnen Ilse Schnepf und Margot Ulmer gaben einen kurzen und prägnanten Einblick in die Grundlagen der Montessori-Pädagogik. "Das Kind ist Baumeister seiner selbst und kann sich in einer Vorbereiteten Umgebung am besten entwickeln, wenn ihm freigestellt sei, zu welchem Zeitpunkt es was machen darf", so Schnepf. Montessori nenne dieses Phänomen die "polarisierte Aufmerksamkeit".

Schulleiter Franz Boos erläuterte im Anschluss den Arbeitsplan, den Margot Ulmer entwickelt hat und der den Fahrplan für die kommende Umstrukturierung darstellt. Dazu wurden drei Arbeitsgruppen (Deutsch, Mathematik und Klasse 3/4) sowie eine Steuerungsgruppe gegründet. Im laufenden Schuljahr wird die Freiarbeit für Klasse 5/6 in den Fächern Deutschund Mathematik vorbereitet, im nächsten Schuljahr die Freiarbeit umgesetzt und für Klasse 7/8 aufgebaut. Im Schuljahr 2008/09 soll die Freiarbeit für die Klassen fünf bis acht komplett umgesetzt sein. Gleichzeitig wird im Bereich "Kosmische Erziehung" weiter gearbeitet - also projektorientiertes Arbeiten im vernetzten Unterricht. Im Schuljahr 2009/10 kommen die Bereiche "Körperprogramm" und "Künstlerischer Ausdruck" dazu, bei denen die Fächer Kunst, Musik, Sport und Theater integriert werden. Im Schuljahr 2010/11 bereitet man die " Erfahrungsschule des sozialen Lebens" vor, wie Montessori die Realisierung von Schülerfirmen nennt. Im Schuljahr 2011/12 macht man sich dann Gedanken über eine "Schule als Lebensraum". Hier geht es um Fragen zum zeitlichen Rhythmus des Schulalltags, zur Ganztagesbetreuung oder zur Gewinnung außerschulischer Partner. Im Schuljahr 2012/13 wird schließlich das Schulkonzept fertiggestellt und die Reform evaluiert.

Barbara Ribler, Leiterin der Arbeitsgruppe Deutsch und künftige Klassenlehrerin der jahrgangsübergreifenden Klasse 5/6, sowie Wolfgang Schmid, Leiter der Arbeitsgruppe Mathematik, gingen mehr auf die praktische Umsetzung im nächsten Schuljahr ein. Für die Freiarbeit sei viel Schülermaterial erforderlich - zum einen Einführungsmaterial, zum anderen Übungsmaterial. Dank der großzügigen finanziellen Unterstützung durch die Stadt Tuttlingen konnte das Originalmaterial von Montessori angeschafft worden, das Übungsmaterial stellt das Kollegium selbst her.