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Karneval mit Booten auf dem Kanal


Auch in der italienischen Partnerstadt Battaglia Terme gibt es Fasnet, wie bei uns. Nur ein bisschen anders: Erstens heißt sie dort natürlich Carnevale, also Karneval, und zweitens hat sie dort eine ganz besondere geografische Note mit historischem Einschlag. Der Auftakt der karnevalesken Aktivitäten spielte sich in diesem wie in jedem Jahr am Fasnet- (pardon: Karneval-) Sonntag auf dem Kanal ab. Unter dem Motto „Heiteres Landleben“ startete die bunt kostümierte Bande aus kleinen ebenso wie aus großen Teilnehmern am Landungssteg der „Promenade der Obizzis“ und fuhr dann auf Barken quer über den Kanal vom Circolo Remiero zum Ponte de Féro. Auf dem Kirchplatz gab es dann ein fröhliches Treffen samt Kinderschminken und Auftritten von Straßenartisten, bevor die närrische Menge zum Umzug aufbrach, begleitet von etwas, was man hierzulande wohl Guggenmusiken nennen würde, und in einem abenteuerlichen Korso von selbstgebauten Fahrzeugen aller Art. Die Fortsetzung fand im Saale statt: Die „Paolo Elena-Show“ heizte die ohnehin ausgelassene Stimmung weiter an. Künstler ließen riesige Seifenblasen aufsteigen und zerplatzen. Es gab Zauberei und großartige Illusionen zu bestaunen, und schließlich durften die Kleinsten ihren „Baby Dance“ aufführen. Einer der Höhepunkte des Hallenkarnevals war die Prämiierung der tollsten Kostüme. Aber nicht nur dessen Sieger erhielten Preise, sondern alle Kinder bekamen kleine Geschenke als Dank für ihre Teilnahme. Noch eine kleine lokale Besonderheit: Auch die Battagliensi haben ihre Fasnetküchle, ein typisch italienisches Gebäck, das aus Mehl, Zucker, Butter, Eiern, Vanille, abgeriebenen Orangen- und Zitronenschalen, sowie aus Weißwein und etwas Salz besteht, freischwimmend in heißem Fett ausgebacken wird und den klangvollen Namen „Crostoli“ trägt. Davon gab es jede Menge für alle, ebenso wie Tee und andere Getränke.

Kleine Anmerkung zu historischen Besonderheiten, mindestens für diejenigen, die noch nie selbst in Battaglia waren: Der Kanal, der jedes Jahr Schauplatz nicht nur des Karnevals ist, gehört zu einem System natürlicher Wasserläufe, die von den im Veneto lebenden Menschen früh mit künstlichen Kanälen verbunden wurden und von Venedig über Padua bis eben hinunter zu den Euganeischen Hügeln im Hinterland von Battaglia reichen. Jahrhundertelang fanden von diesem Hinterland aus Waren unterschiedlichster Art ihren Weg ins immer und in jeder Hinsicht hungrige Venedig. Umgekehrt fuhren die Venezianer, vornehmlich die reichen Familien, Richtung Battaglia und in die Euganeischen Hügeln zum Sonntagsausflug oder um der Sommerhitze zu entfliehen. Viele dieser reichen Familien hatten (und haben wohl auch heute noch) ihre teils prachtvollen Villen in dieser Gegend. Eine solche reiche und ruhmreiche Familie waren die Obizzis, deren historisch bedeutendstes Mitglied, General Enea degli Obizzi, das Castello del Catajo mit seinen rund 300 Räumen erbaute, nicht weit von Battaglia Terme entfernt in den Euganeischen Hügeln.