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Jedes Jahr über 1000 Stunden für den Tafelladen - Bürgerstiftung ehrt Inge Hellstern


Inge Hellstern wird von der Tuttlinger Bürgerstiftung mit dem Bürgerpreis 2007 ausgezeichnet. Inge Hellstern engagiert sich von Beginn an im Tuttlinger Tafelladen. Überreicht wird der Preis am Mittwoch, 14. November, im Rahmen des Stiftungsessens in der Stadthalle.

Inge Hellstern
Wird mit dem Bürgerpreis 2007 ausgezeichnet: Inge Hellstern, die sich seit 2004 im
Tafelladen engagiert.


Es gibt mehrere Sachverhalte, die den Tafelladen grundlegend von einem normalen Laden unterscheiden: Steigende Nachfrage betrachtet Frau Hellstern mit Sorge - weil sie dann mehr verteilen könnte als sie zu vergeben hat. Wachsende Kundenzahlen erzeugen bei ihr ein gemischtes Gefühl - weil jeder zusätzliche Kunde ein zusätzlicher Mensch am Rande des Existenzminimums ist. Denn nur solche Menschen dürfen bei Inge Hellstern einkaufen: Im Tafelladen der Diakonie. "Man kann es auch so ausdrücken", so Hellstern, "je besser es bei uns läuft, desto schlechter geht es den Menschen."

Und die Zahl der Kunden steigt. 798 Menschen haben bereits einen Einkaufsausweis - Voraussetzung ist ein Einkommen unterhalb der EU-Pfändungsgrenze. Und hinter diesen 798 Ausweisinhabern stehen noch zahlreiche Angehörige. Folglich gibt es an die 1900 Menschen, die auf einen Liter Milch für 20 Cent oder ein Kilo Äpfel für 10 Cent hoffen - auf Lebensmittel, die sonst entsorgt worden wären. Denn der Tafelladen füllt seine Regale ausschließlich mit Produkten, die der Lebensmittelhandel gespendet hat: Ware, von der zu viel gekauft wurde oder die kurz vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum steht. Die Qualität ist dennoch ausgezeichnet: "Wir geben nur einwandfreie Ware weiter", betont Frau Hellstern. "Wir unterstehen den gleichen gesetzlichen Bestimmungen und Kontrollen wie ein gewerblicher Laden".

Seit 2005 gibt es das Geschäft in der Möhringer Straße, Inge Hellstern ist seit der ersten Stunde mit dabei, schon bei der Vorbereitung arbeitete sie ehrenamtlich mit. Seit Juni 2005 ist sie zwar zu 50 Prozent von der Diakonie beschäftigt, tatsächlich aber füllt ihre Tätigkeit einen Vollzeit-Job aus - bis zu 1000 Stunden ehrenamtliche Arbeit pro Jahr bedeutet dies. Dieses kontinuierliche Engagement für benachteiligte Mitbürger war es dann auch, das die Bürgerstiftung dazu bewog, Inge Hellstern auszuzeichnen: "Dieser vorbildliche Einsatz ist eine entsprechende Würdigung Wert", so Stiftungs-Vorsitzender Ortwin Guhl.

Für Inge Hellstern ist das Engagement im Tafelladen nicht das erste Mal, dass sie sich ehrenamtlich einsetzt: Die gelernte Erzieherin hat sich in der evangelischen Kirchengemeinde ebenso eingebracht wie in der Betreuung von Asylbewerbern - "es ist wichtig, dass es Ehrenamt gibt", sagt sie, "viele Projekte wären sonst gar nicht möglich." Und als die Diakonische Bezirksstelle sich 2004 an die Einrichtung des Tafelladens machte, war es für Inge Hellstern klar, dass sie auch hier mit von der Partie ist.

Seither koordiniert sie das Projekt, kümmert sich um die Abrechnung und organisiert vor allem die Arbeit der insgesamt 60 Mitarbeiter, die die Ware abholen, sortieren und verkaufen. Ein-Euro-Jobber sind ebenso dabei wie verurteilte Straftäter, die Bewährungsstunden abzuleisten haben, Schüler der Gotthilf Vollert Schule von Mutpol, die ihren fachpraktischen Unterricht im Tafelladen absolvieren sowie Spätaussiedler, die auf diese Weise ihre Sprachkenntnisse aufbessern. So wird der Tafelladen auch zu einem lebendigen Integrations- und Sozialprojekt. Und für Inge Hellstern ist es klar, dass sie sich nicht als alleinige Preisträgerin der Bürgerstiftung versteht: "Ich sehe es als Auszeichnung für unser ganzes Projekt", sagt Inge Hellstern, "ich selber bin nur ein Rädchen im Getriebe."

INFO:

Das Stiftungsessen der Tuttlinger Bürgerstiftung findet am Mittwoch, 14. November, um 18.30 Uhr in der Stadthalle statt. Hauptredner ist VfB-Präsident Erwin Staudt. Kostenlose Anmeldung ist möglich unter 07461 / 99-201 oder info(at)tuttlinger-buergerstiftung.de, um eine Spende wird gebeten.