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Nordstadt: Stadt arbeitet an neuen Plänen - OB Beck „Tuttlingen muss sich entwickeln können.“


Noch vor der Sommerpause wird die Stadtverwaltung erste Entwürfe für die Nordstadtentwicklung vorstellen und auch mit den Bürgern diskutieren. Gleichzeitig macht OB Michael Beck aber auch deutlich, dass an dem Projekt generell kein Weg vorbeiführt: „Tuttlingen muss sich weiter entwickeln können.“

Zwei Zahlen sind es, die eine mehr als deutliche Sprache sprechen: Um fast 2500 stieg in den letzten Jahren die Zahl der Menschen, die in Tuttlingen als Arbeiter oder Angestellte beschäftigt sind, rund 20 000 sind es derzeit. Die Zahl der Einwohner dagegen nahm leicht ab. Sie liegt seit über zehn Jahren knapp über 34 000 – Tendenz leicht fallend.

„Diese beiden Entwicklungen passen nicht zusammen“, sagt Oberbürgermeister Michael Beck. „Wer in Tuttlingen arbeitet, muss auch die Möglichkeit haben, sich hier niederzulassen.“ Derzeit fehlt dafür der Platz, über 70 Bauwillige stehen auf den Wartelisten der Liegenschaftsverwaltung. Gleichzeitig wandern zahlreiche Interessenten in Umlandgemeinden ab – und pendeln jeden Tag mit dem Auto nach Tuttlingen.

Mit der Erschließung der Nordstadt will die Stadtverwaltung nun die Trendwende einleiten. Bis jetzt existieren nur Vorentwürfe, und auch diese wurden bis jetzt erst nichtöffentlich im Gemeinderat diskutiert. Noch vor der Sommerpause werden die überarbeiteten Pläne aber öffentlich vorgestellt – und auch mit den Bürgern weiter entwickelt werden. „Sommerakademie Nordstadt“ heißt das Projekt, bei dem kurz vor den Ferien alle Interessierten dazu eingeladen sind, die Ideen für das neue Wohngebiet weiter zu entwickeln. „Diese Art der Bürgerbeteiligung bekommt Modellcharakter“ sagt Beck. Deswegen wird sie auch im Rahmen des vom Umweltministerium initiierten Projekts „Nachhaltige Kommunalentwicklung“ gefördert.

Modellcharakter soll aber auch das Quartier selber bekommen: „Es geht uns nicht darum, auf einfallslose Weise rund 45 Hektar mit Einfamilienhäuser zuzustellen“, sagt Beck. Den Planern schwebt vielmehr ein Viertel vor, das sowohl im Bereich der Familienfreundlichkeit als auch im Bereich des Klimaschutzes Maßstäbe setzt – zum Beispiel durch preisgünstige Wohnformen mit energetisch und ökologisch sinnvollen Lösungsansätzen, eine zentrale Energieversorgung oder eine auf die Nutzung von für Solarenergie oder Geothermie ausgerichtete Anordnung der Häuser mit vielen Durchgrünungen. Denn den Planern ist ein gesunder Übergang von der Natur zum Wohnen und vom Wohnen zum Gewerbe wichtig. In einem kleineren Teil des Gebiets sind Gewerbehöfe für Forschung und Entwicklung vorgesehen, die sich im Osten an bestehende gewerbliche Strukturen anschließen. In diesen Gewerbehöfen möchte man Arbeiten und Wohnen verknüpfen und so kurze Wege schaffen.

Auch an das Verkehrskonzept für die neue Nordstadt setzt die Stadt hohe Ansprüche. Zentrale Erschließungsachse für das Gebiet soll die Rußbergstraße vom Kreisverkehr Nendinger Allee aus werden. Eine Verbindung zur bestehenden Nordstadt soll es geben – allerdings so, dass sie nur für den Anliegerverkehr taugt. Die Rußbergstraße soll dabei vor allem der Entlastung bestehender Verkehrsverbindungen in der Nordstadt dienen. „Einen Schleichweg vom Donautal zur Stuttgarter Straße muss man nicht befürchten“, so OB Beck, „wir werden Lösungen finden, mit denen jeder leben kann.“