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Heimatblätter 2008: Archäologie, Kriegsgedenken und Tuttlingens Sakralbauten


Tuttlinger Heimatblätter Pünktlich zum zweiten Advent sind auch dieses Jahr wieder die Tuttlinger Heimatblätter erschienen. Zehn Aufsätze beschäftigen sich mit der Geschichte der Stadt und der Region. Die Bücherschau und die Kreischronik runden das 208 Seiten starke Jahrbuch ab.

Den Auftakt bildet eine mentalitätsgeschichtliche Betrachtung von Ehrengeschenkträger Prof. Dr. Dr. Dr. Michael Ungethüm, die er anlässlich der Verleihung des Kannitverstans 2002 an ihn vortrug und die sich mit dem Protagonisten der Erzählung von Johann Peter Hebel ebenso beschäftigt wie mit seiner eigenen Vita. Er bekennt darin ".. ich bin ein Tuttlinger, wenn nicht von Geburt, so doch von der Gesinnung her."

Archäologische Funde, Ortsnamensforschung und frühe Schriftquellen aus der Zeit um 700 n. Chr. wertete Dr. Hans-Joachim Schuster aus. Die Kombination der drei Quellengattungen führten zu einer differenzierten Betrachtung über Besiedlungsvorgänge und -abläufe in unserer Region im frühen Mittelalter. Den Artikel illustrieren zahlreiche alamannische Funde.

Auch Domenike Binder beleuchtet das frühe Mittelalter, indem sie über den Besitz und die Grundherrschaft der Abtei Reichenau forschte. Da die 724 gegründete Abtei Reichenau das erste bedeutende Kloster in unserer Region war, flossen ihm viele Schenkungen zu. Dies führte dazu, dass das Bodenseekloster nicht nur Besitz erwerben sondern sich auch herrschaftliche Rechte aneignen konnte. Bis ins ausgehende Hochmittelalter konnte das Kloster seine Stellung ausbauen und erweitern. Domenike Binder vergleicht an Beispielen wie sich in Wehingen, Möhringen, Trossingen und Schura sowie von Tuttlingen diese Vormachtstellung in unsere Region auswirkte.

Dr. Rainer Knörle erforschte anhand von Schriftquellen die Geschichte der Tuttlinger Sakralbauten, die vor dem Stadtbrand 1803 existierten. Die erste Kirche, die dem Heiligen Martin geweiht war, stand auf dem alten Friedhof. Sie wurde im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges so stark zerstört, dass sie nicht wieder aufgebaut wurde. Die Kirche in der Stadt, die Peter- und Pauls-Kirche, wurde 1006 als Filialkirche der Martinskirche errichtet. Sie besaß eine 1684 gebaute Orgel des Stuttgarter Hoforgelbauers Johann Jakob Fesenbeckh. Knörle erläutert weiterhin die Ausstattung der Kirche mit weiteren Musikinstrumenten und die Geschichte anderer Kapellen auf Tuttlinger Markung.

Ein weiterer Schwerpunkt des diesjährigen Jahrbuchs ist dem Gedenken an Kriege gewidmet. Erich Kaufmann beschäftigt sich in seinem Beitrag mit den zahlreichen Denkmalen im Kreis, die in inhaltlicher Beziehung zu Kriegen stehen wie zum Beispiel das Schneckenburger Denkmal im Tuttlinger Stadtgarten. Andere Denkmale entstanden um das Andenken an die Gefallenen und zivilen Opfer von Kriegen wach zu halten.

Die vielbeachtete Rede, die Prof. Dr. Dr. Dr. Michael Ungethüm zum Volkstrauertag 2007 hielt, vertieft das Thema, indem sie einen Bogen von Segen und Fluch des technischen Fortschritts, über die Geschichte des Volkstrauertags zur Friedensfähigkeit des Einzelnen spannt und sich mit Krieg und Frieden auseinandersetzt.

Drei kürzere Beiträge runden das diesjährige Jahrbuch ab. Roland Manz erinnert sich an seine Jugend und an die Kinos in Tuttlingen. Rainer Keilbach beschäftigt sich mit Orden, die dem früheren Tuttlinger Oberbürgermeister Paul Scherer und August Speck, der als Fliegerschütze während des Ersten Weltkriegs auf einem Riesenflugzeug mitflog, verliehen wurden.

Die Tuttlinger Heimatblätter 2008 können ab sofort im Buchhandel, an der Rathausrezeption oder im Museum (Di, Do, Sa, So 14 bis 17 Uhr) erworben werden. Das Jahrbuch kostet in gehefteter Form 8,30 Euro, als gebundenes Buch 10,50 Euro.