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Tuttlinger Heimatblätter 2010 sind erschienen


Die Tuttlinger Heimatblätter 2010 sind fertig. Ab sofort können sie im Buchhandel, im Bürgerbüro des Rathauses und im Museum erworben werden. Das stattliche 232 Seiten umfassende Jahrbuch enthält neun Aufsätze, die Kreischronik 2009 und Mitteilungen zum Vereinsgeschehen. Schwerpunktthemen sind der Einzelhandel in Tuttlingen, Aufsätze zum Heuberg, zu Mühlheim und Enzberg sowie zu Johann Peter Hebel und Tuttlingen. Das reich bebilderte Buch kann geheftet für 8.90 € oder in gebundener Form für 10,90 € erworben werden.

Heimatblätter 2010

Anknüpfend an eine Ausstellung, die zu Beginn des Jahres im Fruchtkasten zu sehen war, gibt die Tuttlinger Museumsleiterin Gunda Woll unter dem Titel „Einkaufen in Tuttlingen – Ein Abriss“ einen Überblick über die Traditionen im Tuttlinger Einzelhandel. Der reich bebilderte 21 Seiten umfassende Beitrag schlägt einen Bogen von der Verleihung des Marktrechts im Jahre 1415, über das Aufkommen einer vielfältigen Ladenlandschaft 19. Jahrhundert bis zu den Verbrauchermärkten, die ab den 1970er Jahren auf der grünen Wiese entstanden.

Unter dem Titel „Kanonendonner über dem Heuberg“ ging Erich Kaufmann der Frage nach, warum es auf dem Heuberg auf freiem Gelände Bunker gibt. Er stieß dabei zunächst auf einen Schießplatz, den die Schramberger Firma Gebr. Junghans 1918 einrichtete. Die Abschussstelle lag oberhalb des Mohrentobels bei der Altenburg, die Einschlagstellen im Bereich des Hofguts Kraftstein. Weitere Forschungen ergaben, dass 1936 die Firmen Gebr. Junghans, die Berlin-Karlsruher-Industrie-Werke und die Mauerwerke aus Oberndorf zwischen Dürbheim und Wehingen einen weiteren Schießplatz einrichteten, der die landwirtschaftliche Nutzung des Geländes beeinträchtigte und zu Klagen führte. Auch zwischen Mühlheim und Fridingen fanden 1942 Schießübungen mit großkalibrigen Eisenbahngeschützen statt. Noch heute sind die Einschusslöcher im Donautal zu sehen.

Meike Lehmann beschäftigte sich im Rahmen ihrer Magisterarbeit mit der Industrialisierung des Heubergs. Erst im 20. Jahrhundert schaffte es der Heuberg sich zu einer wirtschaftlich entwickelten Region zu mausern. Bis in die 1950er-Jahre war das Filialsystem etabliert, d.h. Firmen aus den benachbarten Städten gründeten hier Filialen. Erst mit dem Wirtschaftswunder begann die Umwälzung weg von den einfacheren billigen Arbeiten hin zu hoch entwickelten mittelständischen Betrieben in den Bereichen Metallverarbeitung, Elektrotechnik und Medizintechnik.

Im vergangenen Jahr jährte es sich zum 600sten Mal, dass sich die Herren von Enzberg in Mühlheim niederließen. Der frühere Präsident des Landesarchivs Baden-Württemberg, Prof. Dr. Wilfried Schöntag, hielt zu diesem Anlass eine Rede, in der er den Spuren des Adelsgeschlechts auch aus der Vor-Mühlheimer-Zeit folgte und die jetzt veröffentlicht wird.

Drei Beiträge beschäftigen sich mit der Bedeutung, die Johann Peter Hebel für Tuttlingen besitzt. Unter dem Titel „Kannitverstan oder Tohuwabohu in Tuttlingen“ reflektiert der Meßkircher Autor und diesjährige Hebel-Preisträger Arnold Stadler über die Figur des Kannitverstan und seine Verstrickungen mit Tuttlingen. Der durch seinen Vater, dem früheren Gymnasiumsdirektor Dr. Rudolf Gauger mit Tuttlingen verbundene Professor Dr. Hans-Martin Gauger beschäftigt sich in seiner Abhandlung mit dem Thema „Hebel und Goethe“. Schließlich folgt Hans Jürgen Warnecke der Spur eines Tuttlinger Hilzinger Stammes, zu dem auch der Gerber Georg Friedrich Hilzinger gehörte, den man oft als Kannitverstan zu identifizieren suchte. Ein Enkel dieses Gerbers ließ sich 1816 in Hamburg als chirurgischer Instrumentenmacher nieder und dürfte damit der erste Tuttlinger sein, der diese Berufsbezeichnung führte. Allerdings wanderte er nach Amerika aus, wo sich seine Spur verliert.

Dr. Hans-Joachim Schuster wirft Schlaglichter auf die reiche, bis ins Jahr 785 zurückreichende Tradition der Gemeinde Schwandorf und verfolgt auch die Geschichte der Ortsteile.