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"Schmelze" bekommt Lob aus Berlin - Bundes-Integrationsbeauftragte Maria Böhmer spricht von Erfolgsmodell


Als Erfolgsmodell hat Prof. Dr. Maria Böhmer, Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, die Schmelze gewürdigt. "Ich finde es ermutigend, wie sich dieses Viertel entwickelt hat", stellte sie fest.

Schmelze bekommt Lob aus Berlin
Besuch in der Schmelze (von links): Daniel Schmidt (Caritas),
Rolf Sauter (Stadt Tuttlingen), Anton Stier, Petra Demmer (Stadt Tuttlingen),
OB Michael Beck, Volker Kauder MdB, Prof. Dr. Maria Böhmer, Michael Wollek (Caritas).


Im Caritas-Zentrum ließ sich Böhmer über die vielfältigen Aktionen in dem einstigen Brennpunkt informieren: Ob Hausaufgabenbetreuung, Familienpräventionsprojekte, Schmelze-Fest oder gemeinsame Fußballturniere - mit der Unterstützung von Stadt und Landkreis hat die Caritas dort ein umfassendes Paket zusammen gestellt. "Uns geht es um eine wechselseitige Kulturvermittlung", erklärte Sozialpädagoge Daniel Schmidt - schließlich sei die Schmelze Tuttlingens Quartier mit dem höchsten Migrantenanteil.

OB Michael Beck erinnerte daran, dass Tuttlingen jährlich rund 400 000 Euro in Integrationsprogramme und Sprachkurse investiert. So gibt es zum Beispiel Sprachförderung an allen Kindergärten. Beck räumte aber auch ein, dass es durchaus Probleme gebe. So sei es nicht immer einfach, alle Migranten zu erreichen, nicht überall sei die Bereitschaft, sich zu integrieren, gleichermaßen vorhanden.

Gerade an der Schmelze zeige sich aber auch, dass zielgerichtete Arbeit viel bewirken kann: Noch in den 1980er Jahren galt das Gebiet als sozialer Brennpunkt. Die Siedlung - 1954 als Übergangsquartier für Flüchtlinge aus der DDR gegründet - hatte sich zum sozial heikles und konfliktträchtiges Gebiet mit den unterschiedlichsten Bewohnern gewandelt, die Gemengelage galt als kritisch. Schon 1985 initiierten Stadt und Landkreis daher gemeinsam das "Intensivhilfeprojekt Ludwigstal", die Caritas nahm ihre Arbeit auf. Deren Erfolg waren bald spürbar und wurden auch entsprechend gewürdigt: 2002 erhielt das Projekt den Präventionspreis Jugendhilfe. Ab 2004 folgte auf die sozialen Projekte die Stadtsanierung: Baufällige Wohnblocks verschwanden, neue Grünflächen entstanden, die Caritas bekam neue Räume für ihr Sozialzentrum, ergänzt durch einen Allwettersportplatz und einen Spielplatz. Stadt, Tuttlinger Wohnbau und Land investierten rund 1,2 Millionen Euro.

Vom Ergebnis des Projekts überzeugte sich am Montag auch Volker Kauder. Und der CDU/CSU-Fraktionschef im Bundestag war mehr als angetan von der Entwicklung in der Schmelze. Schließlich kennt er das Projekt noch aus seiner Zeit als Sozialdezernent im Tuttlinger Landratsamt. "Es hat sich gelohnt - allein schon für die Kinder und Jugendlichen aus dem Stadtteil, die hier eine Chance bekommen haben."

Dass Migranten verschiedener Herkunft nun gemeinsam das Leben in der Schmelze prägen, wertete Maria Böhmer als besonderen Erfolg - zumal das Thema für unsere Gesellschaft immer wichtiger werde: "Migration ist auch dickes Plus für unsere Gesellschaft", so Böhmer, "schließlich schafft sie auch große Chancen."