Galerie der Stadt Tuttlingen: Marcus Gaudoin - Sculpture, tools and strate-gies
In der Galerie der Stadt Tuttlingen wird die Ausstellung „Marcus Gaudoin – sculpture, tools and strategies“ am Freitag, 26. Juli, ab 19 Uhr eröffnet. Marcus Gaudoin stellt mit seiner Arbeit unter Beweis, dass Kunst und Technik eine Symbiose eingehen und sich gegenseitig befruchten können. Neben Skulpturen und Reliefs umfasst die Ausstellung Apparate und Werkzeuge, deren Erfindung und Bau wichtiger Bestandteil seiner Arbeit sind. So werden beispielsweise aus Metall, Kunststoff und Plexiglas bestehende pneumatische Apparate für die Herstellung seiner mehrteiligen, als Puzzles verwendbaren Würfel gezeigt.
Für die organisch wirkende Formgebung der genau ineinandergreifenden Würfelbestandteile werden Ballons eingesetzt, deren Luftfüllung fein variiert werden kann. Zu dem mit Hilfe von Druckluft erzeugten Formrepertoire gehören über die Würfel hinaus weitere Typen wie die „Bubbles“, „Domes“ und „Light Pots“. Sie alle weisen eine formelle Verwandtschaft zu Phänomenen der Natur wie Zellstrukturen, Blasen oder Waben auf.
Zur Vernissage am Freitag, 26. Juli 2024, 18 Uhr, sind alle, die interessiert sind, eingeladen. Die Ausstellung läuft vom 27. Juli bis zum 8. September 2024. Der Eintritt ist frei.
Mit seinen selbstkonstruierten Vorrichtungen stellt Gaudoin Gussformen für abstrakte Figuren her, innerhalb derer die Abgüsse variabel und stets neu generierbar sind. Im Gussverfahren mit Materialien wie Gips, Gießkeramik und Beton entstehen verwandte Körper in vielfältiger Ausprägung. „Aus der Vielfalt wird eine Konstellation erarbeitet, die mir auf seltsame Weise vertraut ist und deren Aura aus einer scheinbar verborgenen Welt herrührt. Die Skulpturen und Reliefs sind plastische Momentaufnahmen“, so der Künstler über seine Arbeit.
In der Ausstellung wird nachvollziehbar, wie ein Arbeitskonzept weiterentwickelt wird und wie aus einer Idee die nächste folgt. So kam der Künstler an einem bestimmten Punkt auf den Gedanken, seine Würfel als Grundraster für Reliefs zu verwenden, indem er die mehrteiligen Hälften aneinanderlegte und abformte. Es entstanden zunächst die „Cube Reliefs“ aus Gips, die aus ein paar wenigen Würfelhälften bestehen. Daraufhin erfand Gaudoin die Form eines typischerweise aus sechs mal sechs Würfelhälften bestehenden Reliefs aus Gießkeramik, dessen subtiles Licht-Schatten-Spiel für irritierende Wirkungen sorgt. Wandert der Blick über die vielgestaltige weiße Reliefoberfläche dieser sogenannten „Dazzle Reliefs“, so versucht das Auge oft vergeblich, die Trennlinie konvexer und konkaver Räumlichkeit auszumachen. Neben dem großen optischen Reiz besteht das Geniale an der Erfindung dieses Typs darin, dass er modulartige Fortsetzung finden kann und in sich die Möglichkeit trägt, große Flächen mit einer einmaligen Struktur zu bespielen. Diese Reliefs brachten Gaudoin schließlich auf die Idee, mittels Wölbung vollplastische Objekte herzustellen. Wie so oft,entwickelte er auch hierfür die zugehörige technische Lösung.
Marcus Gaudoin (geb. 1970 in London) ist ein in Tuttlingen ansässiger internationaler Künstler. Nach Abschluss seiner Lehre zum Chirurgie-Mechaniker war er zunächst als Assistent des Bildhauers Roland Martin tätig. Seit 1997 arbeitet er als freier Künstler. Mit seinen figurativen Plastiken, die aus gebogenen und geschweißten Metalllinien geformt sind, hat er sich seit den 90er Jahren einen Namen gemacht. Von 2000 bis 2004 studierte er an der Sheffield Hallam Universität und schloss mit dem MA Fine Arts ab. 2004 und 2007 reichte er erfolgreich Patente für die Herstellung von individuellen Bauteilen und Objekten ein. Der Artur Fischer Erfinderpreis ermöglichte ihm die Teilnahme an der IENA Erfindermesse in Nürnberg. Für die Firma qbic world gestaltet er Puzzles mit den Namen whiteout, temptation und dot. Das dot-Puzzle wurde vom Verein spiel gut e.V. ausgezeichnet und erhielt das „spiel gut“ Siegel. Viele seiner Werke wurden in internationalen Ausstellungen gezeigt und befinden sich in privaten und öffentlichen Sammlungen.
Bild: Marcus Gaudoin in seinem Atelier, 2023. Foto: Bert Schutzbach
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