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„Die Donau in Tuttlingen“ – Ausstellung stellt Bedeutung des Flusses dar


Welche Bedeutung hat die Donau für Tuttlingen? Diese Frage beleuchtet die neue Ausstellung im Fruchtkasten. Sie wird am 16. Juli eröffnet.

Donau Ausstellung
Donauknie mit gedeckter Brücke – Richtung Möhringen

In den vergangenen Monaten wurde der Abbau der Tuttlinger Donauwehre diskutiert. Diese Debatte wirft die Frage nach dem Sinn und der Geschichte der Wehre und damit nach der wirtschaftlichen Bedeutung des Flusses für Tuttlingen auf. Die Ausstellung im Fruchtkasten beleuchtet nun die Bedeutung des Flusses für die Stadt mit Themen wie Flussgeschichte, Donauversickerung, wirtschaftliche Bedeutung, Baden, Fischerei, Brücken, Hochwasser und vieles mehr. Vom alpinen Donauschotter bis zu Badeanzug reicht die Palette der ausgestellten Themen.

Das Wasser der Donau und das ihrer Nebenflüsse war bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts Antrieb für Wasserkraftanlagen. Durch große Wasserräder wurde durch die Rotation die kinetische Energie auf Mahlwerke, Hammerwerke, Wasserschöpfwerke, Generatoren und vieles mehr übertragen. Das Wasser wurde meist bei einem Wehr oberhalb des Wasserrades abgezweigt und in einem künstlichen Kanal mit wenig Gefälle zum Rad geleitet. Die große und die kleine Stadtmühle nutzten das von der Donau abgezweigte Wasser des Mühlkanals, die Mittel-, die Kappen- und die Brühlmühle stauten die Elta und nutzten deren Wasserkraft. Aber auch für das Hüttenwerk Ludwigstal wurde Wasser für die die Ventilation des Hochofens und der Hammerschmiede benötigt. Deshalb wurde das Wasser von Donau und Elta durch Wehre und Stellfallen aufgestaut und in Kanäle umgelenkt.

Gerber und Färber brauchten ebenso das Wasser für ihr Handwerk. Bierbrauer holten im Winter das Eis für die Eiskeller, in denen das Bier gekühlt und damit haltbar gemacht wurde. Fischer schätzten frische Beute, Kinder und Erwachsene das kühle Nass im Sommer und die glatte Eisfläche im Winter.

Aber der Fluss ist nicht mehr der reißende Strom, der vor sieben bis fünf Millionen Jahren unser Gebiet durchzog, als er Quelläste in dem Gebiet der Alpen hatte. Vor etwa einer dreiviertel Million Jahren verlor die Donau den Alpenzufluss. Immer noch aber hatte sie mit der Feldbergdonau mächtige Zuflüsse, die unsere Landschaft formten und das Donautal tief einschnitt. Auf dem Höhepunkt der letzten Eiszeit vor 19.000-20.000 Jahren ging der Feldbergzweig an den Rhein verloren.

Inzwischen prognostizieren die Geologen, dass mit dem Anzapfen einiger Seitenbäche und der Versickerung der Donau bei Immendingen die Donau in geologisch kurzem Zeitraum ihren gesamten Oberlauf bis oberhalb von Tuttlingen einbüßen wird.

Das Problem des ausbleibenden Wassers ist bereits seit dem 18. Jahrhundert bekannt. Aus dem Jahr 1705 weiß man, dass das Hüttenwerk Ludwigstal versuchte, die Versickerungslöcher abzudichten oder den Donaulauf umzuleiten. Als im 19. Jahrhundert die Aachanlieger spürten, dass das Ausbleiben des Aachwassers mit dem Schließen von Versickerungslöchern bei Möhringen zusammenhing, verbot das Bezirksamt in Engen Eingriffe an den Löchern. Im Jahr 1874 war die Donau das erste Mal vollkommen versickert. Inzwischen ist die Vollversickerung der Donau in wasserarmen Jahren an 180 Tagen im Jahr zu beobachten und wird immer mehr zum Problem.

INFO:
Die Eröffnung der Ausstellung „Die Donau in Tuttlingen“ findet am 16. Juli 2010 um 19 Uhr in der Donaustraße vor dem Fruchtkasten statt. Die Ausstellung ist bis 24. Oktober dienstags, donnerstags, samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Ergänzend dazu gibt es eine Führung “Das Donauwehr” mit Michael Hensch, Jürgen Haffa und Gunda Woll, Treffpunkt ist am Scala-Kino am 26. August 2010 um 17 Uhr. Am 29. Juli um 20 Uhr findet ein Diavortrag “Die Obere Donau” von Erich Kaufmann im Hugo-Geißler-Saal statt.

Donau-Ausstellung Motiv 2  
Zufluss des Eltabaches mit Eisernem Poststeg
 
Donau-Ausstellung Motiv 4
Hölzerne Donaubrücke mit Streichwehr: Blick auf die große und die kleine Stadtmühle

Donau-Ausstellung Motiv 5   
Blick auf die Untere Vorstadt mit Färberei Hosch. Im Vordergrund Baumstämme der Sägemühle, die zur großen Stadtmühle gehörte.

Donau-Ausstellung Motiv 3
Fette Beute: 17 Pfund 110 cm