Galerie der Stadt Tuttlingen eröffnet Ausstellung des Bildhauers Hans-Jürgen Kossack
In der Galerie der Stadt Tuttlingen findet am Freitag, 22. September, um 19 Uhr die Vernissage zu einer großen Einzelausstellung von Hans-Jürgen Kossack statt.
Der hierzulande bekannte Künstler lebt und arbeitet in Mühl-heim und Fridingen an der Donau. Gezeigt werden neue Werke, die er teils eigens für diese Ausstellung geschaffen hat. Mit dem Titel „November“ deutet er an, dass seine Wer-ke zur eher melancholischen Stimmungslage gehören, die sich mit diesem Monat verbindet. Auf der Eröffnungsveran-staltung wird der bekannte Musiker Hans Joachim Irmler da-zu klanglich passend seine freien Improvisationen auf Orgel und Synthesizer spielen.
Das Fundament der Arbeit von Hans-Jürgen Kossack bildet die Bildhauerei in Stein. Hierin befindet er sich in der Tradition eines sehr alten Handwerks, das in der freien Kunst selten geworden ist und das er mit großer Bravour beherrscht. Dazu bringt Kossack stets auch andere Materialien zur Anwendung und experimentiert mit neuen Herangehensweisen. So greift er zu plastischen Werkstoffen wie Beton und Polysterol, imitiert mit diesen täuschend echt Natur und Stein und erfindet neue Techniken der Bearbeitung, die den Objekten die atmosphärische Wirkung des Verwitterten und Zeitlichen verleihen.
Der Künstler stellt sich inhaltlich bewusst der dunklen Seite des Daseins, es geht ihm um das Vergängliche als natürli-chem Bestandteil des Lebens. Seine Arbeiten sind in ihrer gedanklichen und inhaltlichen Kraft unverwechselbar und nehmen die Chance wahr, verdrängte Seiten des Seins und blinde Stellen der Wahrnehmung auszufüllen.
Im Blickfeld stehen sowohl menschliche als auch tierische und pflanzliche Fragmente, die in ihrer körperlichen Versehrtheit von der Auflösung allen Seins erzählen. In der Kunst sind die Themen des Zerfalls zeitlos, und so steht Kossack in der großen Tradition der Vanitas-Thematik, die in der Kunstgeschichte ihren festen Platz hat. Allerdings geht es bei Kossack immer auch um das Potential der gewaltsamen Einwirkung des Menschen auf Natur und Mitmenschen. Dies lässt er in der Wahl von Titeln wie „Landnarbe“, „Erdwunde“, „Bodenrisse“ „Opferteller“ oder „Mars“ anklingen. Kossack spricht mit seinem künstlerischen Werk ohne Scheu und Tabu die schmerzhaften Seiten des Daseins an. Er verknüpft auf unvergleichliche Art verblüffend wirklichkeitsnahe Passagen mit Rätselhaftem und nutzt dabei die Möglichkeiten, die ausschließlich in der visuellen Kraft der bildenden Kunst zu finden sind.
Hans-Jürgen Kossack: 1965 in Mühlheim an der Donau ge-boren, 1982-1984 Ausbildung zum Schreiner, 1988-1990 Ausbildung zum Steinbildhauer bei Willi Bucher, 1994 Pen-timent, HAW Hamburg, 1996-1997 Studium an der Akade-mie der Bildenden Künste Karlsruhe. 2001 Spaichinger Stadtkünstler, 2005 Atelieraufenthalt im Alten Schlachthof Sigmaringen, 2006 Atelieraufenthalt in Basel in der Stiftung Bartels. Hans-Jürgen Kossack ist Mitglied im Künstlerbund Baden-Württemberg.
Abb. 1 Hans-Jürgen Kossack, Erdwunde, Relief aus verschiedenen Materialien, 140 x 105 cm. Foto: Künstler.
Abb. 2 Foto Hans-Jürgen Kossack von Ronja Hermann.
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