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Aktuelles Programm „Sittenstrolch“ – Ein Sittenstrolch in der Angerhalle am 12. Mai


2008 erhielt Mathias Tretter als "Senkrechtstarter" den Bayerischen Kabarettpreis, 2017 gewinnt er ihn nochmals, diesmal den Hauptpreis. Und 2023 kommt der renommierte Salzburger Stier hinzu. Auch den gewinnt der 50-Jährige schon zum zweiten Mal: mit dem „Ersten Deutschen Zwangsensemble“ gewann er den Stier bereits 2007. Am Freitag, 12. Mai, steht Mathias Tretter auf der „Bühne im Anger“. Mit dabei hat der Kabarettist und Satiriker sein neues Programm „Sittenstrolch“. Es ist die letzte Veranstaltung in der Kleinkunstreihe der Tuttlinger Hallen vor der Sommerpause. Die Veranstaltung in der Angerhalle in Tuttlingen-Möhringen beginnt um 20 Uhr. Karten für die Veranstaltung sind noch im vergünstigten Vorverkauf oder an der Abendkasse zu haben.

Mathias Tretters Laufbahn als Kabarettist begann in seiner Heimatstadt Würzburg. Während des Zivildienstes verfasste er seine ersten satirischen Texte, während des Studiums schrieb er erste Kabarett-Nummern und nach dem Uni-Abschluss nahm seine Kabarett-Karriere mit dem ersten Bühnenprogramm "Die Brille zur Macht" (2003) Fahrt auf. Nicht nur solo, auch gemeinsam mit seinen Kollegen Claus von Wagner und Philipp Weber als "Erstes Deutsches Zwangsensemble" (eine Art Task Force des jungen deutschen Kabaretts). Sie zählten zu den jungen Wilden des Kabaretts hierzulande. Für seine „raffinierte Form des Ensemble-Kabaretts“ und „ungebremste Spielfreude“ erhielt das Trio 2007 den Salzburger Stier und 2010 den Deutschen Kleinkunstpreis in der Sparte "Kabarett". Zahlreiche Soloprogramme und Auszeichnungen später gehört Mathias Tretter, mittlerweile Wahl-Leipziger, zu den etablierten Kräften auf deutschsprachigen Bühnen und zu den profiliertesten Satirikern unserer Tage, immer ganz nah dran am Puls der Zeit: In seinen Programmen geht es um die (auch verdummende) Kraft des Internets, um den allgegenwärtigen Zwang zur Selbstoptimierung, um virtuelle Freunde und twitternde Präsidenten, um asoziale Netzwerke und bizarre Trends, um den Siegeszug des Populismus in Politik und Gesellschaft, um die Fallstricke der politischen Korrektheit und der Identitätspolitik. Seine Programme bringt Tretter intelligent und verspielt, mit anarchischem Witz und einer atemberaubenden Pointen-Dichte auf der Bühne.

Das gilt auch für sein neues Programm. Mathias Tretter erinnert an den herrlichen Satz „Der ist bei der Sitte“, ohne den früher kein ernstzunehmender Krimi auskam. Die Sitte. Ein beherzt verlebter Polizist in Zivil, der zur Lösung eines Falles nicht das Geringste beitrug, sich aber derart ölig an eine Theke schmierte, als würde er selbst keine Perversion je verschmähen. Diese Zeiten sind vorbei. Inzwischen sind Hunderttausende bei der Sitte, und das ganz ohne Krimi und Polizei, ja meist gar ohne Sex. „Nicht mehr lange, und die Moral wird in Deutschland genauso gut bewacht wie bei den Chinesen. Noch fehlt uns deren Sozialpunktesystem, dafür haben wir Twitter. Was in China die Diktatur erledigt, übernimmt hier der Mob. Dort digitale Aufrüstung, hier Entrüstung“, stellt Tretter fest. Und jubelt: „Welch ein fantastisches Klima für Satire! Ich war immer neidisch auf Komiker in Diktaturen – wenn jeder Witz dein letzter sein kann, fühlst du dich gebraucht. Soweit ist es zwar noch nicht; aber die schiere Anzahl ehrenamtlicher Bedenkenträger, die wir schon haben, zeigt doch: Selten war ein Strolch so notwendig wie heute!“ Man ahnt: Das kann ja heiter werden …

Die Süddeutsche Zeitung rät: „Wer es nicht schafft, sich von der Couch aufzuraffen, wird auch nie erleben, wie unterhaltsam, erhellend und herrlich komisch so ein Kleinkunstabend mit politischem Kabarett sein kann. Tretter schafft es, bei gleichbleibend hohem intellektuellen Anspruch in einem derart unverschämt locker-nonchalanten Duktus und Habitus zu reden und zu spielen, dass man in Gedanken noch kein halbes Mal abschweift.“

Wer Mathias Tretter live erleben möchte, kann sich jetzt noch Tickets im vergünstigten Vorverkauf sichern. Sie kosten 19,70 € (einschl. Gebühren) oder an der Abendkasse 21,- €. Karten für die Veranstaltung in der Angerhalle Tuttlingen-Möhringen gibt es bei der Vorverkaufsstelle der Tuttlinger Hallen, der Ticketbox in der Königstraße 13 (beim „Runden Eck“). Ein telefonischer Kartenservice ist dort unter Tel. (07461) 910996 eingerichtet. Online gibt es Karten unter www.tuttlinger-hallen.de, außerdem bei allen bekannten Vorverkaufsstellen des KulturTickets Schwarzwald-Baar-Heuberg in den Landkreisen Rottweil (RW), Schwarzwald-Baar (VS) und Tuttlingen (TUT).

Auf dem Bild sieht man Matthias Tretter.