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Inszenierte Innenräume: Candida Höfers „Philadelphia“ in der Galerie der Stadt Tuttlingen


Candida Höfer gehört zu den international bekannten Kunstschaffenden Deutschlands. In der Galerie der Stadt Tuttlingen präsentiert sie vom 7. Mai bis zum 13. Juni erstmals in Europa ihre Serie mit großformatigen Fotomotiven der US-Stadt Philadelphia.

Candida Höfer
Candida Höfer, Masonic Temple, C-Print, 180 x 242 cm, © Candida Höfer, Köln / VG-Bild-Kunst 2010, Bonn.

Die Philadelphia-Serie von Candida Höfer ist Teil eines Langzeitprojekts über Interieurs öffentlicher Gebäude. Ziel dieses offenen, global angelegten Vorhabens, in das sich unter anderem Stationen in Portugal, Paris, Weimar und Neapel einreihen, ist es, ausgewählte öffentliche Kulturräume in bedachtsam erstellten Fotografien der Ewigkeit zu übermitteln. Ein besonderes Augenmerk der Philadelphia-Serie liegt beim Freimaurertempel, einem ungewöhnlichen Bauwerk des Historismus, das sich im Herzen der Stadt Philadelphia befindet. Außerdem werden in der Ausstellung Aufnahmen der Pennsylvania Academy of the Fine Arts, der Beth Sholom Synagogue (Frank Lloyd Wright), der Law Library der City Hall, des Girard Colleges und der Fisher Library (University of Pennsylvania) zu sehen sein. Jedes auf der Philadelphia-Reise entstandene Bild stellt ein zeitloses Kunstwerk für sich dar, dokumentarische Absichten und Vollständigkeit stehen keinesfalls im Vordergrund.

Ohne Zweifel üben Motive mit kultureller und historischer Bedeutung eine Anziehungskraft auf die Künstlerin aus. Wenn Candida Höfer uns als Betrachter in die Innenräume öffentlicher Gebäude führt, geschieht dies ohne jegliche Manipulation, weder im Sinn der Verklärung oder Idealisierung, noch mit der Absicht, Mängel und Widersprüche aufzudecken. Ungestört von vorübergehenden menschlichen Aktionen offenbart sich die visuelle Information in einer Fülle, die das Auge im tatsächlichen Raum nicht aufzunehmen imstande wäre. Nichts wirkt zufällig in diesen Bildern, die in ihrer Ausführung so präzise sind wie altmeisterliche Gemälde und genauso wie diese den Eindruck der Zeitlosigkeit und Würde vermitteln. Auch in den Aufnahmen Philadelphias durchdringen sich Aspekte, die die Teilnehmerin der Kassler Documenta (2002) und Vertreterin Deutschlands auf der Biennale von Venedig (2003) mit ihren Werken typischerweise thematisiert: Ordnung, Reihung und Struktur sowie Funktion, Geschichte und Lebensraum.

INFO:
Die Ausstellung wird am Freitag, 7. Mai 2010 um 19 Uhr eröffnet und dauert bis zum 13. Juni. Sie ist dienstags bis sonntags jeweils von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Eine Soirree mit Menü und Musik in den Räumen der Galerie findet am 21. Mai ab 19.30 Uhr statt.