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Der Optimist und die Energiewende - Carl-A. Fechner bei der „Fairen Woche“ - Am Freitag Vortrag über fairen Wein


Auch wenn noch vieles im Argen liegt und das Tempo deutlich zu langsam ist: Die Energiewende ist möglich und die eingeschlagene Grundrichtung stimmt. Dieses Fazit zog Regisseur Carl-A. Fechner beim Auftakt der „Fairen Woche“ am Dienstag im Scala-Kino.

Carl-A. Fechner und Arno Specht im KinosaalSein Optimismus ist unerschütterlich. Zwar zeigt Carl-A. Fechner in seinem Dokumentarfilm „Power to change“ eindrucksvoll, wie über viele Jahre der Ausbau erneuerbarer Energien gebremst wurden, wie Lobbyisten Stimmung für Kohle und Atom machen und wie Zehntausende von Arbeitsplätzen in der Solarindustrie wieder verschwanden. Ob er in Anbetracht solcher Rückschläge nicht irgendwann verzweifle, wollte Moderator Arno Specht im Gespräch nach dem Film von Fechner wissen – und dieser antworte kurz und knapp: „Nö – wieso?“. Denn schließlich sei die Grundrichtung ja die richtige: Der Anteil der Erneuerbaren steigt, die technische Entwicklung sei rasant, die Energiewende sei zu einer echten Bewegung geworden.
 
In seinem Film „Power to change“ stellte Fechner Protagonist*innen dieser Bewegung vor: Da ist der Investor, der zusehends nachhaltig investiert. Oder der Tüftler, der an den Erfolg seiner Strohpellets glaubt und ihn schließlich auch hat. Oder der Langzeitarbeitslose, der sich als Stromspar-Berater engagiert. Sie alle eint die Vision einer Welt, die weitgehend auf fossile Energien verzichtet. Oder – wie es im Film heißt: „Die schlechteste Vision ist die, dass alles so bleibt wie es ist.“ Erschreckend aktuell wird der bereits 2016 entstandene Film durch einen Ausflug in die Ukraine: Russisches Expansionsstreben, Abhängigkeit von Gas-Importen, Festhalten an alten Energieformen, starre und teils korrupte Apparate – alles damals schon ein Thema.

Bei rund 500 Vorstellungen in vielen Ländern stellte Fechner mittlerweile seinen Film persönlich vor. Am Dienstag im Scala-Kino war es dann ein Heimspiel vor knapp 50 Zuhörer*innen an den Ort, wo der Film einst auch Premiere hatte. Seit 2019 ist Fechner mit seinem Studio auch in Tuttlingen ansässig.

Der Filmabend im Scala-Kino war gleichzeitig auch die Eröffnungsveranstaltung der Fairen Woche, deren thematischer Bogen mittlerweile die verschiedensten Aspekte der Nachhaltigkeit abdeckt und dabei auch weit über den Fairen Handel hinaus geht. In seiner Begrüßung erklärte Erster Bürgermeister Emil Buschle, dass die Themen von Fechners Film aktueller denn je seien: Während wir gerade eine Rekordhitze im Frühjahr erleben, sei der Ausbau der Erneuerbaren jahrelang verschleppt worden. Viel zu wenig sei geschehen: „Und ich muss selbstkritisch sagen: Viele von uns haben sich hier nicht mit Ruhm bekleckert.“ Und durch den Krieg in der Ukraine erlebe man auf schmerzhafte Weise, „dass die Abhängigkeit von fossiler Energie neben ökologischen auch verheerende politische Folgen hat.“

Nächste Veranstaltungen: Vortrag über fair gehandelten Wein und ökumenischer Gottesdienst

Mit einem Vortrag über fair gehandelten Wein wird die „Faire Woche“ am Freitag, 24. Juni, um 19 Uhr in der Stadtkirche fortgesetzt. Am Sonntag um 11 Uhr gibt es einen Gottesdienst zum Thema. 

Mache ich die Welt gerechter, wenn ich fair gehandelten Wein konsumiere? Wie viel davon muss ich konsumieren, um positive Effekte erzielen zu können? Solche Fragen stellen sich, sobald versucht wird, hinter die Kulissen zu blicken. Der Vortrag „Fairer Wein: Gerechter Welthandel oder Gewissenberuhigung? mit Dr. Boniface Mabanza Bambu will die Fragen aufgreifen und Konturen eines gerechten Welthandelssystems skizzieren - und auch eine Politisierung der Fair Trade-Bewegung anregen, die diesem Ziel gerecht wird.

Der Referent Dr. Boniface Mabanza Bambu ist Mitarbeiter der Kirchlichen Arbeitsstelle Südliches Afrika und Experte in den Bereichen Entwicklungspolitik, Handelspolitik und landwirtschaftliche Wertschöpfungsketten sowie Antirassismus.

Am Sonntag, 26. Juni, beginnt um 11 Uhr in der Stadtkirche der traditionelle ökumenische Gottesdienst zur Fairen Woche. Musikalisch mitgestaltet wird er von Bénissez. Auch das Evangelische Jugendwerk beteiligt sich am Programm.

Vollständiges Programm der Fairen Woche