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Die Krähe flattert nach Berlin: Michael Sens gewinnt den Tuttlinger Kleinkunstpreis


Michael Sens heißt der diesjährige Gewinner der „Tuttlinger Krähe“. Der Musik-Kabarettist aus Berlin gewinnt die 21. Auflage des renommierten süddeutschen Kleinkunstpreises. Damit trägt er sich in die Liste namhafter „Krähe“-Gewinner ein, in der u.a. bereits Sascha Grammel, Florian Schroeder, Lars Reichow, Heinrich del Core oder Suchtpotenzial stehen. Der Wettbewerb, der - durch den Lockdown im Frühjahr bedingt – erneut im Frühherbst ausgerichtet wurde, fand in der Angerhalle Tuttlingen-Möhringen statt. Ebenfalls einen der begehrten Vögel erhielten in diesem Jahr StandUp Comedian Jonas Greiner aus Lauscha in Thüringen, Liedermacher Falk aus Berlin und der Kabarettist Stefan Waghubinger. Neun Teilnehmer*innen hatten unter der Woche an drei hochkarätigen Wettbewerbsabenden um die Bronzevögel und Preisgelder in Höhe von 16.000 € gewetteifert.

Sponsoren und Preisträger der Tuttlinger Krähe

Wie im Vorjahr fliegt die „Tuttlinger Krähe“ nach Berlin: in der Hauptstadt zuhause ist der 58-jährige Michael Sens. Er hat auf der Heimfahrt mit der Bronzeplastik des Tuttlinger Künstlers Roland Martin einen der wichtigsten deutschen Kleinkunstpreise im Gepäck. Die Krähe reiht sich bei Sens in eine lange Folge von einem Dutzend Auszeichnungen ein, die 1991 mit dem 1. Preis des Bundesgesangswettbewerbes (Sparte Chanson/Song) und 2004 mit dem Reinheimer Satirelöwe begann. Mit Highlights aus seinen Programmen begeisterte der Kabarettist, Musiker, Komponist und Autor mit Worten und an Klavier und Gitarre gleichermaßen virtuos Publikum und Jury. 16 Jahre nach seinem 2. Platz in Tuttlingen gewinnt Sens nun also eine der Top-Auszeichnungen der Szene. Verbunden ist der 1. Jurypreis mit 6.000 € Preisgeld, das die Fa. KLS Martin sponsert.

Weitere Preise erhielten bei der von Vorjahressieger Lennart Schilgen moderierten Preisträgergala am späten Sonntagabend der österreichische Kabarettist Stefan Waghubinger (2. Jurypreis, 4.000 €, gestiftet von Badenova), der 35-jährige Berliner Liedermacher und Musikkabarettist Falk (Sonderpreis der Jury, 3.000 €, gestiftet von den Büros Breinlinger Ingenieure und Kaufer + Passer) und Stand Up Comedian Jonas Greiner aus dem thüringischen Lauscha (Publikumspreis, 3.000 €, gestiftet von der Kreissparkasse und Fa. Eickemeyer). Auch diese drei Preisträger durften aus den Händen des Moderators eine Kleinplastik von Roland Martin in Empfang nehmen, während Jury und Sponsorenvertreter dieses Mal Abstand von der Bühne hielten und aus dem Saal applaudierten.

Die diesmal nur rund 250 Besucher*innen im vollen Saal der Angerhalle (Corona bedingt verringerte Kapazität) waren begeistert. Michael Sens stand als Sieger natürlich im Mittelpunkt als am Sonntagabend die deutsche Kleinkunstwelt wieder für einen Abend auf die Donaustadt blickte und als am Ende einer über zweistündigen Preisträgergala das Geheimnis um die diesjährigen Preisträger der „Tuttlinger Krähe“ gelüftet wurde. Der klassisch ausgebildete Künstler steht seit seinem ersten Soloprogramm „Endlich prominent“ (1998) auf der Kleinkunstbühne. Sens ist aber auch als Komponist, Autor und Musiker tätig. Die Juror*innen lobten den Gewinner 2021 in ihrer Laudatio u.a. mit dem Hinweis auf seine herausragende Musikalität auf mehreren Instrumenten, seinen beißenden Witz und seinen sinnreichem, unwiderstehlich tiefgehenden Humor und das gekonnte Spiel mit Worten und Gesang. Der 2. Jurypreis ging für „ein blitzgescheites, tiefgründiges und ebenso nachdenkliches wie lustig-unterhaltsames Programm“ an Stefan Waghubinger. Den Sonderpreis der Jury heimste der Liedermacher und Musikkabarettist Falk ein, der an der Gitarre Auszüge aus seinem Programm "Unerhört!" zum Besten gab. Und Publikumspreisträger Jonas Greiner (24) überragte mit seinen 2,07 m Körperlänge alle und zeigte, dass er das Zeug hat, einer der Größten der deutschen Comedyszene zu werden. Ein bisschen ist er es ja schon …

Im Laufe der vergangenen Woche hatten sich neun Finalisten aus fast 90 Bewerber*innen an drei Abenden dem Publikum in der Angerhalle in Tuttlingen-Möhringen live präsentiert. Die Besucherinnen und Besucher erlebten drei dichte, durchweg hochkarätig besetzte Abende, die viel vom faszinierenden Spektrum des Genres abbildeten – vom Beat Entertainment über Musikkabarett und Comedy bis hin zu Kabarett, Art Comedy oder Musik. Wie stark das Teilnehmerfeld besetzt war, macht Programmchef Berthold Honeker deutlich: „Allein, sich bei der ‚Tuttlinger Krähe‘ zu qualifizieren, ist eine Auszeichnung.“ Das mit Spannung erwartete Ergebnis goutierte das Publikum in der ausverkauften Angerhalle am Sonntag dann auch mit großem Beifall:

Die „Tuttlinger Krähe“ zählt zu den wichtigsten und höchstdotierten deutschen Kleinkunstpreisen. Die Fortsetzung folgt schon im nächsten Frühjahr. Vom 5. bis 10. April steigt dann die „22. Tuttlinger Krähe“. Und die Fachjury mit Michael Baur, Rolf Brohammer, Karlheinz Helmschroth, Sabine Schürnbrand, Rosa Wagner und David Zapp hat wieder die Qual der Wahl – auch wenn diesmal, Corona geschuldet, vier Endrundenteilnehmer*innen schon feststehen: Wegen der Verlegung ins Frühjahr haben Katalyn Hühnerfeld, Murzarella, Mattias Reuter und das Duo Kaiser & Plain eine Wild Card fürs kommende Jahr erhalten.