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FFF-Demo
OB Beck: "Wir müssen Vorbild sein"


250 Demonstrant*innen waren am Freitagnachmittag vom Stadtgarten aus durch die Stadt gezogen. „Hoch mit dem Klimaschutz – runter mit der Kohle“ oder „Wir sind hier, wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“ lauteten die Parolen, untermalt von Musik von Irie Révoltés und den Ärzten oder Jan Böhmermanns neuestem Anti-Auto-Song. Vor dem Rathaus ging es dann um konkrete Inhalte – vor allem darum, was die Stadt Tuttlingen für den Klimaschutz tut.

Neun Forderungen hatte FFF im Herbst 2019 an OB Beck übergeben. Nun stand zur Debatte, was seither geschehen ist. Neben OB Michael Beck stellten sich die Fraktionssprecher Joachim Klüppel (CDU), Dr. Ulrike Martin (LBU) und Hellmut Dinkelaker (SPD) den Fragen von FFF-Aktivistin Leonie Fox.

Auf der Habenseite: Tuttlingen setzt mittlerweile Vorgaben zur nachhaltigen und fairen Beschaffung um, 17 weitere städtische Gebäude werden mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet, bei den Gymnasien entschied man sich für eine energetische Sanierung statt für Abriss und Neubau, und bei den Investitionen in den Radverkehr liegt Tuttlingen mittlerweile weit über dem Bundesdurchschnitt.

Gerade bei Verkehrsthemen stellte sich aber auch heraus, dass zwischen allgemeinen Zielvorgaben und konkreten Vorhaben oft eine Kluft liegt. „Wir sind hier noch nicht so weit, wie wir sein könnten – aber wir brauchen auch Mehrheiten im Gemeinderat“, so OB Beck. Der Vorschlag der Verwaltung, die Planung für eine Teilumgehung Nendingens endgültig zu den Akten zu legen, habe zum Beispiel keine Mehrheit im Gemeinderat gefunden.

Generell, so Beck, haben die Kommunen beim Klimaschutz eine große Verantwortung. “Wir dürfen nicht nur auf andere zeigen – wir müssen vor Ort Vorbild sein.“ Vor diesem Hintergrund gab es auch erst am letzten Wochenende ein Bürgerforum zum Thema Mobilität. Und bei den dort angesprochenen Fragen wurde auch deutlich, worum es in künftigen Diskussionen gehen wird – zum Beispiel bei der Gestaltung der Weimarstraße. „Wir haben hier die Chance, direkt am Donauufer einen verkehrsberuhigten Bereich zu schaffen“, so Beck. Aber auch hier gehe es wieder um die Frage, wem man die Flächen zugestehe. „Der Gemeinderat entscheidet, ob wir mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer schaffen, oder ob die Stadt ein großer Parkplatz ist.“

Einig waren sich Beck und alle Gemeinderät*innen im Lob für das Engagement von FFF: „Bringt euch weiter ein“, so Beck „junge Leute müssen mitreden, wenn es um ihre Zukunft geht.“

Jeremias Heppeler vor dem Rathaus

Einen weiten Bogen spann zum Abschluss der Kundgebung der Fridinger Künstler und Autor Jeremias Heppeler: Seine Generation verkläre gerne die 0er- und 10-er-Jahre als scheinbar harmonische Zeit ohne die heutigen Probleme und Konflikte. Dabei sei diese Zeit auch von Umweltzerstörung, Rassismus und Sexismus geprägt gewesen. Der große Unterschied zu heute: Man habe nur nicht darüber gesprochen. Die Folgen tragen wir jetzt.