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Wie man Leerstand wieder zu Geld macht: Stadt vergibt Prämien und hilft bei Sanierungen


Mit einer Wiedervermietungsprämie und einem Förderprogramm für Sanierungskonzepte macht die Stadt Tuttlingen die Vermietung leerstehender Wohnungen interessanter. Rund 340 Leerstände gibt es derzeit in der Stadt –  obwohl gleichzeitig viele Wohnungssuchenden über einen Mangel an günstigem Wohnraum klagen.

eine leerstehende, sanierungsbedürftige Wohnungen

Tatjana Harsch weiß, worauf sie schauen muss. Mal sind es die staubigen Fensterscheiben, mal die zugeklebten Briefkästen, mal die vertrockneten Topfpflanzen hinter den grau gewordenen Gardinen – wenn eine Wohnung längere Zeit leer steht, erkennt man es irgendwann auch von außen. Straße für Straße ging die Flächenmanagerin der Stadt Tuttlingen ab, inspizierte Haus um Haus, zum Teil baute sie auch auf bereits vorhandenen Erhebungen ihrer Vorgängerin auf. Am Ende stand eine Zahl: Rund 340 Leerstände dürften es im Stadtgebiet Tuttlingen sein. „Und im Zweifelsfall sind es eher mehr“, so Tatjana Harsch.

Diesen Schatz will die Stadt Tuttlingen jetzt heben. Denn während auf der einen Seite hunderte von Wohnungen leer stehen, suchen auf der anderen Seite viele Menschen eine Unterkunft – idealerweise auch eine bezahlbare. „Der leerstehende, ungenutzte und nicht vermietete Wohnraum könnte viel Platz für Wohnungssuchende bieten und auch die Baugebiete entlasten“, erklärt auch OB Michael Beck.

In Gesprächen mit den Eigentümern erfährt Tatjana Harsch dann auch, warum sie bisher auf eine Vermietung verzichtet haben. Mal scheuen sie den Aufwand mit Mietersuche und Mietverträgen, mal schrecken die anstehenden Sanierungen oder Reparaturen, in einigen Fällen sind es auch Steuerangelegenheiten. Oft fühlen sich Eigentümer auch selbst nicht mehr in der Lage, die Wohnungen zu vermieten – sei es aus Altersgründen, wegen der Ferne zur Wohnung oder aufgrund fehlender Zeit. Denn die meisten der leerstehenden Wohnungen sind in einem nicht vermietbaren Zustand, zumindest Sanitäranlagen und Böden müssten erneuert werden.

Um dennoch Anreize zu bieten, hat die Stadt Tuttlingen ein Förderprogramm entwickelt, das genau hier ansetzen soll. Die Förderungsmaßnahmen gelten in der Stadt Tuttlingen und den Stadtteilen und sind zunächst bis Ende 2022 befristet. Nicht gefördert werden Wohnungen, die bereits bewohnt beziehungsweise vermietet sind, Sammelunterkünfte und Wohngemeinschaften, bereits geförderte Wohnungen, Wohnraum der zweckentfremdet wurde und Wohnraum, der ausschließlich zum Zwecke von Modernisierungsmaßnahmen leer stand.

Wiedervermietungsprämie

Wer eine bislang leerstehende Wohnung wieder an den Markt bringt, erhält als Wiedervermietungsprämie zwei Nettokaltmieten oder maximal 2.000 Euro als Zuschuss. Voraussetzung dafür ist, dass die Wohnung bereits am 1. Juli 2020 leer stand und die Wohnung für mindestens ein Jahr oder unbefristet wiedervermietet wird.

Förderung von Sanierungskonzepten

Viele der leerstehenden Wohnungen müssen saniert werden – und manche Eigentümer fühlen sich von dieser Aufgabe überfordert. Daher bietet die Stadt an, gemeinsam mit der Tuttlinger Wohnbau Sanierungskonzepte zu entwickeln, die genau aufzeigen, wo Arbeiten fällig wären und wie man diese am besten bewerkstelligt. Die Stadt übernimmt auch die Kosten für diese Konzepte mit bis zu 700 Euro je Wohnung.

Bei einem energetischen Sanierungskonzept gibt es weitere Förderungen. Zusätzlich zur Bundesförderung BAFA (80 Prozent des förderfähigen Beratungshonorars, maximal jedoch 1.300 Euro bei Ein- oder Zweifamilienhäusern und maximal 1.700 Euro bei Wohngebäuden ab drei Wohneinheiten) übernimmt die Stadt Tuttlingen zusätzlich die Hälfte des verbleibenden Anteils, so dass der Eigentümer nur noch 10 Prozent der Kosten des förderfähigen Beratungshonorars zu übernehmen hat.

eine leerstehende, sanierungsbedürftige Wohnungen

Ein paar Eimer Farbe reichen nicht aus: Die meisten der leerstehenden Wohnungen sind sanierungsbedürftig. Die Stadt hilft dabei.