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Taubenschlag in der Innenstadt soll kommen
Füttern wieder generell verboten


Die Stadt Tuttlingen unterstützt weiterhin die Absicht des Stadttauben-Vereins, einen betreuten Taubenschlag einzurichten. Konkrete Standorte werden gerade untersucht. Die vorübergehende Lockerung des Fütterungsverbots wird allerdings auf dringende Empfehlung des Veterinäramtes wieder zurückgezogen.

Sechs Tauben sitzen zusammen.

Mehrere Kriterien muss der Standort erfüllen: Er sollte groß genug für eine Taubenpopulation sein, gut zugänglich und in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt gelegen. Seit Frühjahr ist man auf der Suche, mehrere potenzielle Objekte scheiterten aber am Widerstand der Anlieger, wie am Montag in der Sitzung des Gemeinderates berichtet wurde. Untersucht wird nun unter anderem der Dachboden des Musikschulgebäudes. Optimal wären zwei Taubenschläge in der Innenstadt, um den Bestand an Tauben dort betreuen zu können. Die Stadt sondiert deshalb weitere mögliche Standorte.

Um die regelmäßige Betreuung und Reinigung des Taubenschlages würde sich der im letzten Jahr gegründete Stadttauben-Verein kümmern, er würde auch die Gelege im Taubenschlag regelmäßig austauschen. Der Grundgedanke des Projekts besteht schließlich darin, dass die Tiere mit einer gezielten Fütterung in den Taubenschlag gelockt werden, dort gesunde Ernährungs- und Lebensbedingungen vorfinden, gleichzeitig aber würde durch das regelmäßige Entfernen der Eier die unkontrollierte Vermehrung gestoppt. Am Ende, so das gemeinsame Ziel von Tierfreunden und Verwaltung – gibt es weniger aber dafür gesündere Tauben.

Zwei Tauben sitzen auf einem Holzzaun.

Wie das Projekt konkret aussehen könnte, hat der Taubenverein in einem Konzept dargestellt, das die Stadt daraufhin dem Veterinäramt vorgelegt hat. In der grundlegenden Frage – also die Errichtung von zwei betreuten Taubenschlägen in Innenstadtnähe – gab es auch einen Konsens zwischen Verein, Stadtverwaltung und Tierärzten.

Anders sieht es allerdings bei einem weiteren Punkt aus: Die ehrenamtlichen Tierschützer wollen die Tauben bereits jetzt regelmäßig füttern. Interimsweise hatte der Gemeinderat dem Verein dies auf dessen Wunsch im November auch zugestanden. Dabei hatte man vor allem auch die Wintermonate vor Augen.

Die Tierärzte des Veterinäramtes rieten von dieser Praxis allerdings dringendst ab: Wenn Tauben jetzt schon angefüttert würden, würden sie sich an diese Plätze gewöhnen und noch stärker vermehren, was die bekannten Probleme verschärfen würde: Futterplätze außerhalb von kontrollierten Schlägen böten „keinerlei Möglichkeit der Populationskontrolle, sondern würden nur für eine weitere Erhöhung der Population sorgen.“ Auch die Behauptung der Taubenschützer, dass unterernährte Tauben zum „Stressbrüten“ neigten, was man durch Füttern verhindern könne, wird von den Tierärzten bestritten. Dieses sei „in der Ornithologie weder als reales Phänomen noch als Begriff bekannt.“ Letztlich, so das Veterinäramt weiter, würden die derzeitigen Fütterungen dazu beitragen, dass die Tiere sich weiter vermehren, zu große Populationen auf engem Raum leben und sich so Krankheiten unter den Tauben verbreiten. Die Fütterungen würden „weiteres Taubenelend, das niemand will“, erzeugen.

Der Gemeinderat beschloss daher, das Füttern ab sofort generell wieder zu verbieten und dies auch zu kontrollieren. Massiv gefordert wurde dieses Verbot unter anderem von einer im Gemeinderat vertretenen Vorsitzenden eines Umweltverbandes.

Mit dem Verbot des Taubenfütterns steht Tuttlingen übrigens nicht alleine da: Auch in Städten, die bereits Taubentürme oder Taubenschläge anbieten, wird es praktiziert. Außerdem gab es während der letzten Monate regelmäßige Beschwerden über die Fütterungen.