Vorlesen

Tuttlinger Modell soll Schule machen – Minister Wolf von OHG-Videounterricht begeistert


Das Videounterrichtsmodell der Tuttlinger Gymnasien könnte beispielgebend für andere Schulen im Land sein. Davon ist Minister Guido Wolf MdL überzeugt. Bei einem Besuch im Otto-Hahn-Gymnasium ließ sich Wolf das Modell erklären, bei dem trotz Wechselunterricht alle Schülerinnen und Schüler nach Stundenplan lernen können.

Ob Michael Beck, Minister Wolf, Schulleiter Schwarz und ein Lehrer stehen vor eine Klasse im OHG
Einblicke in den digitalen Unterricht: Minister Guido Wolf (MdL) und OB Michael Beck lassen sich von Oberstudiendirektor Georg Schwarz und Pascal Fiehn erklären, wie der Videounterricht funktioniert.
 

„Was hier geschieht, ist Benchmark“, so Guido Wolf, „das ist ein Beispiel, das Schule machen könnte und für das ich auch in Stuttgart werben werde.“ Beeindruckt war Wolf von der Art und Weise, wie die Tuttlinger Gymnasien sich auf den Wechselunterricht vorbereitet haben. Denn dank Videotechnik ist es hier möglich, dass weiter nach Stundenplan unterrichtet werden kann – auch wenn die Hälfte der Schüler nicht persönlich anwesend ist.
 
Das Otto-Hahn-Gymnasium zum Beispiel hat dafür zehn Räume so mit Kameras, Beamern und Laptops ausgerüstet, dass die Hälfte der Klasse sich per Videokonferenz zuschalten kann und auf die Rückwand des Klassenzimmers projiziert wird. Der Lehrer hat dann zumindest optisch die ganze Klasse vor sich – auch wenn die Hälfte zu Hause ist und den Lehrer und das Tafelbild nur am Laptop sieht. Eine andere Variante: Falls der Lehrer in Quarantäne muss, kann er von zu Hause aus unterrichten – und die Klasse verfolgt ihn über Bildschirm oder Leinwand. Ein ähnliches Modell wird auch am Immanuel-Kant-Gymnasium angewandt.
 
Oberstudiendirektor Georg Schwarz fasst das Ergebnis seines Schulprojekts mit wenigen Worten zusammen: „Egal, wo sich Lehrer und Schüler gerade befinden: Wir sind immer in der Lage, Unterricht nach Stundenplan zu fahren.“ Damit ist der größte Nachteil aufgehoben, der sonst mit dem Wechselunterricht einhergeht – nämlich die Tatsache, dass die Hälfte der Schülerinnen und Schüler nicht direkt mitbekommt, was gerade in der Schule läuft und sich mit Arbeitsblättern und anderen Hilfsmitteln begnügen muss.
 
„Uns war es wichtig, dass der Wechselunterricht den negativen Beiklang verliert“, sagt Georg Schwarz. „Jetzt gibt es keine Nachteile mehr für die, die gerade zu Hause sind.“ Das, was die Tuttlinger Gymnasien heute anbieten, sei nicht mehr mit der Art von Wechselunterricht vergleichbar, der noch beim ersten Lockdown im Frühjahr improvisiert wurde.
 
Davon ist nun auch Guido Wolf überzeugt. Er will das Modell der Tuttlinger Gymnasien daher auch Kultusministerin Susanne Eisenmann vorstellen. Dabei sei ihm aber auch klar, dass zum Erfolg mehrere Faktoren gehören: Zum einen ein Kollegium, das offen für Neues ist und Engagement an den Tag legt. Am OHG zum Beispiel griffen Lehrer am Wochenende zum Schraubenzieher, um Beamer und Kameras zu montieren. Zum anderen ein Schulträger, der für den finanziellen Rahmen sorgt. So ließ sich die Stadt Tuttlingen allein die Ausstattung des OHG rund 17 000 Euro kosten.
 
OB Michael Beck macht aber deutlich, dass es trotz der Kosten kein exklusives Modell für die Gymnasien bleiben soll: „Ich hoffe, dass andere Schulen auch einsteigen – am Geld soll das nicht scheitern.“