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Quadrat TV: Wenn der Lehrer von zu Hause aus unterrichtet – Erste Schulen bereit für Online-Unterricht


Mehrere Tuttlinger Schulen sind für den Wechselunterricht gerüstet. Das Otto-Hahn-Gymnasium war als erstes soweit, zehn Klassenzimmer sind bereits entsprechend ausgestattet. Weitere Tuttlinger Schulen folgen nun.

Lehrerin im Home Office: Während die Schülerinnen und Schüler im Schulgebäude sind, können sich die Pädagogen von zu Hause aus zuschalten.
Lehrerin im Homeoffice: Während die Schülerinnen und Schüler im Schulgebäude sind, können sich die Pädagogen von zu Hause aus zuschalten.

Es war das erste Adventswochenende, doch für ein Dutzend Lehrerinnen und Lehrer des OHGs war es nichts mit Tee und Kerzenschein im heimischen Wohnzimmer. Statt zu Hause waren sie in der Schule und betätigten sich handwerklich. Gemeinsam wurden Kabel gezogen, Löcher gebohrt und Beamer aufgehängt – am Ende hatte das Team zehn Klassenzimmer fit für den Unterricht in Pandemiezeiten gemacht. „Solche Einsätze stehen zwar nicht in der Stellenbeschreibung für Lehrer – aber es hat richtig Spaß gemacht, gemeinsam anzupacken“, berichtet Stephan Reif. „Ich habe natürlich auch das Glück, jede Menge medienaffiner Kollegen im Team zu haben.“

Lernen zu Hause: Über MS Teams nehmen die Schülerin-nen und Schüler am Unterricht teil, die nicht im Schulgebäude sind.
Lernen zu Hause: Über MS Teams nehmen die Schülerinnen und Schüler am Unterricht teil, die nicht im Schulgebäude sind. 

Als Abteilungsleiter Naturwissenschaften und Multimedia war Stephan Reif federführend für das Projekt verantwortlich, mit dem sich seine Schule für den Online-Unterricht zu Pandemiezeiten fit gemacht hat. „Wir hatten schon Tage, an denen 32 Lehrerinnen und Lehrer und fünf Klassen gleichzeitig in Quarantäne waren“, berichtet Reif, „spätestens da wurde uns klar, dass wir hier zeitnah eine technische Lösung brauchen.“
 
Gemeinsam mit anderen Kolleginnen und Kollegen fing Reif an, zu experimentieren. „Das war learning by doing“, berichtet er, „allein bis die Akustik richtig gut war, hat es Wochen gedauert.“ Auch Fragen des Datenschutzes mussten geklärt werden – zum Beispiel, ob man ganze Klassen filmen darf. Dafür hat das OHG jetzt ein selbstentwickeltes System, bei dem zehn Räume mit Bildschirm, Beamer und einem zusätzlichen Laptop nebst Kamera ausgerüstet wurden. Alles in allem wurden dafür 20 000 Euro investiert – 17 000 Euro davon kamen aus dem Digitalpakt, 3000 aus dem Schulbudget.
 
Mit der neuen Technik ist man am OHG nun für verschiedene Szenarien gerüstet:
  • Befindet sich der Lehrer in Quarantäne, kann er über MS Teams vom heimischen Tablet oder Notebook aus unterrichten, die Klasse folgt ihm über den Bildschirm. Die Klasse selber wird ebenfalls gefilmt, so dass der Lehrer auch den virtuellen Blick ins Klassenzimmer hat.
  • Sind einzelne Schüler in Quarantäne, können sie zu Hause vom Rechner aus am Unterricht teilnehmen. Sie sehen den Lehrer und die Tafel und werden dabei gefilmt. Ihr Bild wird im Klassenzimmer an die Rückwand geworfen, so dass der Lehrer sie wie die persönlich anwesenden Schülerinnen und Schüler wahrnehmen kann.
  • Werden Klassen im Rahmen des Wechselunterrichts geteilt, unterrichtet der Lehrer in der Schule vor der halben Klasse, die andere Hälfte nimmt von zu Hause aus am Unterricht teil.
Vor allem letztere Variante dürfte in den kommenden Wochen an Bedeutung gewinnen: Schließlich wird das Thema Wechselunterricht nun auch in Baden-Württemberg immer häufiger als Option diskutiert.
 
Vor diesem Hintergrund ist es OB Michael Beck wichtig, dass die Tuttlinger Schulen hier technisch entsprechend ausgerüstet sind. „Das Engagement am OHG ist vorbildlich“, erklärt er. Nun soll das Modell auf möglichst viele Schulen übertragen werden. Das IKG ist ebenfalls bereits gerüstet und hat zehn Räume mit festen Kameras ausgerüstet, drei weitere mobile Kameras können flexibel eingesetzt werden. An der LURS hat man sich bis jetzt für ein anderes Modell entschieden und arbeitet mit einem Messenger und einem Videotool – beides hat sich in Quarantänephasen etabliert.
 
Falls weitere Schulen auf die Videoübertragung setzen wollen, steht das Team um Stephan Reif für Support bereit. „Wir haben in den letzten Wochen viele Erfahrungen gesammelt – und die geben wir gerne weiter.“

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