Corona: Inzidenz steigt auf über 400 Beck: „Uns droht eine Ausgangssperre“
30.11.2020
Der Neuzugang der Corona-Infektionen in Tuttlingen hat einen neuen Rekordwert erreicht. Am Montag lag die Sieben-Tages-Inzidenz die Stadt Tuttlingen und die Stadtteile bei 416 neuen Fällen pro 100 000 Einwohner. OB Michael Beck fordert vor diesem Hintergrund dringendst dazu auf, sich an Abstandsregeln und Kontaktsperren zu halten. „Im schlimmsten Fall droht uns eine Ausgangssperre“, so der OB.
Kritische Lage: Die Inzidenzzahlen in Tuttlingen sind weiter gestiegen.
Im sächsischen Landkreis Görlitz oder im bayerischen Passau ist es bereits so weit. Nachdem die Inzidenz dort Werte deutlich jenseits der 400 erreicht hatte, verhängten die Behörden Ausgangssperren. Das heißt: Die Wohnung darf nur noch verlassen, wer einen triftigen Grund hat.
Für Tuttlingen möchte OB Michael Beck dies gerne verhindern. „Ein solches Szenario droht uns aber auch“, so der OB. Am Montagvormittag lagen nun die aktuellen Werte für das Stadtgebiet Tuttlingen vor. Sie liegen nun bei 416, Ende letzter Woche waren es noch rund 340. „Wir müssen alles tun, um diesen Trend zu brechen“, so der OB. „Und das geht nur, wenn alle mitziehen.“
Mit amtlichen Maßnahmen alleine ließe sich das Ziel nicht erreichen, so der OB. Zwar könne die Stadt die Maskenpflicht in der Öffentlichkeit oder in Geschäften kontrollieren, auf das Geschehen in privaten Wohnungen habe man hingegen keinen Einfluss. „Wir können nicht kontrollieren, wie viele Menschen aus wie vielen Haushalten irgendwo im Wohnzimmer sitzen“, so der OB. „Wir können daher nur an die Vernunft der Menschen appellieren: Meiden Sie Kontakte soweit es geht – sonst kriegen wir die Lage nicht mehr in den Griff.“
Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung verteidigt Beck auch die kurzfristige Absage des Wochenmarktes am Freitag. „Mir war bewusst, dass wir dafür nicht gelobt werden – und so war es dann auch“, so der OB. „Das ganze Wochenende gingen kritische bis wütende Mails bei mir ein.“ Mittlerweile sei man aber in Tuttlingen in einer Lage, in der nur noch drastische Schritte helfen – auch, um die Menschen aufzurütteln. „Daher war die Absage des Marktes nur konsequent“, so der OB, zumal dies auch ein Bereich sei, in dem die Stadt alleine entscheiden könne. „Mir ist bewusst, dass es sicher Bereiche gibt, die vom Infektionsgeschehen her riskanter sind“, räumt Beck ein, „aber als Stadt können wir weder Kirchen und Glaubensgemeinschaften schließen noch die Zahl der Busse und Züge von heute auf morgen drastisch steigern.“
„Ich hoffe, dass es bald alle begreifen, in was für einer Lage wir sind“, so Beck. Noch sei dies leider nicht der Fall. „Wenn ich bei Facebook dann lese, dass die Lautsprecherfahrten der Feuerwehr als Panikmache oder Verdummung bezeichnet werden, macht es mich wütend. Manche werden den Ernst der Lage vermutlich erst begreifen, wenn Sie selber auf der Intensivstation liegen oder am Grab eines Angehörigen stehen.“
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