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Hochschulcampus feiert das Zehnjährige - EU-Kommissar Oettinger gratuliert zum Jubiläum


Als Modellprojekt begann es, mittlerweile hat sich der Hochschulcampus Tuttlingen über die Region hinaus etabliert. Am Donnerstag wurde in der Stadthalle des zehnjährige Jubiläum gefeiert. Festredner war EU-Kommissar Günther H. Oettinger.


Eine Torte zum Jubiläum (von links): Prof. Rolf Schofer, Minister Guido Wolf, OB Michael Beck, Landrat Stefan Bär.

Beim Festakt zur Einweihung kam er noch als Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Zum Zehnjährigen nun reiste Günther H. Oettinger als EU-Kommissar an – und stellte die Bedeutung des Hochschulcampus Tuttlingen auch gleich in größeren Kontext: Schließlich gehe es darum, Europa – Deutschland alleine habe ohnehin keine Chance – stark für den internationalen Wettbewerb zu machen. „Zwischen Chinas Streben, die Nummer eins zu sein, und Trumps „America First“ stehen wir mittendrin – wie in einem Sandwich.“ Europas Vision müsse daher auf Bildung aufbauen – „es sei denn, wir wollen ein Freilichtmuseum für chinesische und kalifornische Touristen werden.“ Gerade im IT-Bereich sieht Oettinger dabei erheblichen Nachholbedarf. Umso weitsichtiger sei es gewesen, in Tuttlingen eine Hochschule mit technischem Schwerpunkt aufzubauen. Dass das Tuttlinger Modell auch umgesetzt würde, sei dabei nicht sicher gewesen. „Es war eine unerwartete und nicht absehbare Geschichte.“ Die Beharrlichkeit des damaligen Landrats Guido Wolf und von OB Michael Beck (Oettinger: „Zwei erfolgreiche und erfahrene Wegelagerer“) habe dabei eine große Rolle gespielt.


Festredner: Günther H. Oettinger

OB Michael Beck bezeichnete den Campus als eines der „Highlights meiner Amtszeit“. Bis heute sei der HCT „eines unserer liebsten Kinder, das wir gerne unterstützen.“ Beck dankte den Akteuren der ersten Tage und erinnerte auch an das Engagement von Stadt, Landkreis und Industrie. Dies unterstrich auch Landrat Stefan Bär. „Ich bin überzeugt, dass das Geld gut angelegt ist.“ Mit dem HCT habe man in Tuttlingen eine „kleine aber schmucke Ingenieursschmiede.“

Justizminister Guido Wolf, Vorsitzender des Fördervereins, blickte auf die Vor- und Entstehungsgeschichte des HCT zurück. Anlass sei das vom Land ins Leben gerufene Hochschulprojekt 2012 gewesen – seinerzeit eine Reaktion auf die Tatsache, dass 2012 wegen der Umstellung von G9 auf G8 gleich zwei Abiturienten-Jahrgänge an die Hochschulen strebten. Deshalb habe das Land zum ersten Mal seit langem auch neue Hochschulen nicht ausgeschlossen. „Die Tür war für uns einen Spalt breit offen“, so Wolf. Dank der genutzten Chance habe man sich dann im „Haifischbecken der Hochschullandschaft“ wieder gefunden – denn nicht überall war Tuttlingen seinerzeit willkommen. Heute aber freue man sich über dieses „Juwel für Stadt und Landkreis“.

In einer von den Studierenden Amelie Waldvogel und Sonja Jenisch moderierten Diskussion befassten sich sieben Gesprächspartner mit dem Thema „Studium in digitalen Zeiten“: Auf dem Podium waren neben den Industrievertretern Dr. Joachim Schulz (Aesculap), Dr. Klaus Irion (Karl Storz), Dr. Jürgen Häring (Anton Häring) und Matthias Marquardt (Werma) auch die Alumni Sonja Futterknecht und Jens Renner sowie Dekan Prof. Albrecht Swietlik. Einig waren sich die Teilnehmer, dass die Produkte immer komplizierter und vernetzter würden, statt einzelner Maschinen oder Geräte seien immer mehr hochkomplexe Systeme gefragt, wie es unter anderem Dr. Joachim Schulz ausführte. Dies habe auch Folgen für die Hochschulen, deren Lehrangebot in immer kürzeren Abständen hinterfragt werden müsse. „Meinen Studiengang von damals“, so Alumna Sonja Futterknecht, „gibt es schon gar nicht mehr.“

„Wir werden einen noch größeren Schwerpunkt auf Forschung legen“, sagte auch Rektor Professor Rolf Schofer in seinen Schlussworten, „das IFC war nur der erste Schritt.“ Auch der HCT werde sich weiter entwickeln müssen: „Sie werden unseren Campus schon in fünf Jahren nicht wiedererkennen.“

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