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Kreuzstraßentunnel eingeweiht - Tausende spazieren durch die Röhre


Der Kreuzstraßentunnel ist eingeweiht. Mit einem Festakt wurde am Donnerstag das Ende der über dreijährigen Bauzeit gefeiert, danach nutzten Tausende von Besuchern die Gelegenheit, durch die fertige Röhre zu spazieren. Am späten Donnerstagnachmittag wurde der Tunnel dann dem Verkehr übergeben.

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Ein historischer Schnitt: Der Kreuzstraßentunnel ist seit Donnerstag offiziell für den Verkehr freigegeben. Ein zweites Band wurde kurze darauf bei Neuhausen durchtrennt.

Ein Kilometer ist die Röhre lang – ein Kilometer, der jetzt den Verkehr zweier Bundesstraßen aufnimmt und Tuttlingen vom Durchgangsverkehr befreit. Entsprechend groß war dann auch das Interesse der Bevölkerung an der Tunneleinweihung: Dicht gedrängt standen die Bürgerinnen und Bürger beim Festakt in der Tunneleinfahrt, den ganzen Nachmittag über nutzten dann Tausende die Gelegenheit, um ein letztes Mal durch den unterirdischen Bau zu spazieren. „Dass heute so viele Menschen hier sind, zeigt, dass sie zu diesem Projekt stehen“, sagte dann auch Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer in seiner Festansprache.

„Baden-Württemberg und Bayern sind die wirtschaftlichen Lokomotiven in Deutschland“, so Ramsauer weiter. Und diese bräuchten leistungsfähige Verkehrswege. Mit Blick auf den umstrittenen Lärmschutz im Bereich Wendelsgrund kündigte Ramsauer übrigens eine erneute Prüfung an. Dieses Thema komme im Frühjahr wieder auf die Tagesordnung.

Als „Freudentag für die Region“ bezeichnete die baden-württembergische Ministerin für Umwelt und Verkehr, Tanja Gönner, die Einweihung des Tunnels. Die Stadt werde sich weiter entwickeln können, eine seit Jahrhunderten wichtige Fernverbindung werde nun den heutigen Bedürfnissen angepasst.

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Dank an Erich Weber: Dieses Transparent wollte OB Beck eigentlich an einem Plakat anbringen, auf dem Erich Weber seit Jahrzehnten den Bau des Tunnels gefordert hatte. Beck kam zu spät: Am Dienstag hatte Weber das Schild schon abgesägt – ein Interessent aus dem Schwarzwald wollte es haben, um für seinen Ort eine Umgehung zu fordern…

Oberbürgermeister Michael Beck dankte allen, die das für Tuttlingen so entscheidende Projekt ermöglicht und dann auch vorangetrieben haben: Er nannte seinen Amtsvorgänger Heinz-Jürgen Koloczek und Alt-Landrat Hans Volle sowie den Vorsitzenden der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Volker Kauder. Dass 2007 nach fast 30-jährigem Warten der Spatenstich gefeiert werden konnte, sei auch sein Verdienst gewesen. Ein besonderer Dank galt dem ehemaligen SPD-Stadtrat Erich Weber: Der hatte 1979 in einem Leserbrief erstmals die Idee des Tunnels ins Gespräch gebracht – „einer der folgenreichsten Leserbriefe, der je veröffentlicht wurde.“

Die Bedeutung der Kombination aus Tunnel und Ortsumfahrung für Neuhausen ob Eck unterstrich Bürgermeister Hans-Jürgen Osswald: „Ab heute bricht eine neue Zeitrechnung für die Gemeinde an“. Denn die Straße gebe dem Dorf seine Mitte zurück.

Den Segen für den Tunnel erbaten die Dekane Frank Morlock und Matthias Koschar. Stets unfallfreie Fahrt wünschten sie den künftigen Nutzern. Ein guter Stern stand übrigens auch schon während der Bauphase über dem Projekt – ein Umstand, auf den Jürgen Kaiser, Leiter des Baureferats Ost des Regierungspräsidiums Freiburg in seiner Begrüßung hingewiesen hatte. „Während der dreieinhalb Jahre gab es auf dieser Baustelle keine nennenswerten Unfälle.“

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Spaziergang: Unmittelbar nach dem Festakt nutzten zahlreiche Bürger die Möglichkeit, durch die Röhre zu spazieren.

Der Kreuzstraßentunnel

Auf einer Länge von 950 Meter unterquert der Kreuzstraßentunnel die Stadt Tuttlingen. Er bündelt den Verkehr der beiden Bundesstraßen B 14 und B 311, die bisher beide auf verschiedenen Routen durch Tuttlingen geführt wurden. Südöstlich von Tuttlingen zweigt eine neue Trasse ab, die südlich der Gemeinde Neuhausen ob Eck vorbeiführt und den Verkehr in Richtung Ulm wieder auf die bestehende Trasse der B 311 leitet. Der Kreuzstraßentunnel und die Umgehung Neuhausen sind die wichtigsten Teile eines Gesamtprojekts, das unter dem Titel „Verlegung der B 311 im Bereich Tuttlingen“ einen weiteren Schritt zum Ausbau der Ost-West-Achse von Ulm nach Freiburg darstellt. Das Gesamtprojekt kostet rund 65 Millionen Euro, wobei der Tunnel mit rund 31 Millionen Euro den größten Einzelposten darstellt.