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Stadt steht Abbau des Wehrs bei Nendingen skeptisch gegenüber


Die Stadt Tuttlingen steht dem Abbau des Wehres kurz vor Nendingen zum jetzigen Zeitpunkt skeptisch gegenüber: „Bevor das Wehr abgebaut wird, muss jedes Risiko für unsere Wasserversorgung ausgeschlossen werden“ sagt OB Michael Beck.

Nachdem über das Wehr an der Groß Bruck schon seit längerer Zeit diskutiert wird, steht nun auch das Wehr bei Nendingen auf der Tagesordnung: Das Regierungspräsidium Freiburg hat beantragt, das Wehr baldmöglichst abzubauen. Damit soll zum einen die Gewässergüte der Donau verbessert werden, zum anderen sollen Fische wieder flussaufwärts wandern können.

In seiner Sitzung am Montag stand der Gemeinderat diesem Plan kritisch gegenüber. Der Grund: Durch einen Abbau des Wehres würde nicht nur der Pegel der Donau sondern auch der Grundwasserspiegel sinken. Welche Konsequenzen dies hat, kann aber bis heute niemand mit hundertprozentiger Sicherheit sagen.

Was die Skepsis verstärkt: Das Wehr liegt im Einzugsbereich des Tiefbrunnens am Riedgraben. Bis 120 Liter Wasser pro Sekunde werden dort von den Stadtwerken Tuttlingen gefördert – rund zwei Drittel der Tuttlinger Trinkwasserversorgung stammen von dort.

Im Auftrag der Regierungspräsidiums untersuchte der Geologe Dr. Björn Bahrig mögliche Auswirkungen einer Grundwasserabsenkung. Er stellte dabei zwei potenzielle Risiken fest: So könnte in heißen und trockenen Sommern die Trinkwasserversorgung erschwert werden. Vor allem aber besteht die Gefahr, dass sich die Grundwasserströme verändern – mit der Folge, dass Reste von Altlasten aus einer ehemaligen Deponie an der Ludwigstaler Straße nicht mehr in Richtung Süden sondern nach Norden gespült würden – in Richtung Trinkwasserfassung.

Zwar bezeichnet Bahrig beide Risiken als gering, ausschließen kann er sie aber nicht. Aus diesem Grund hat auch das Regierungspräsidium schon einen Plan vorbereitet, wie man im Falle eines Zwischenfalls das soeben abgebaute Wehr wieder rekonstruieren könnte. Zu den Abbruchkosten von 20 000 Euro kämen in diesem Fall Wiederaufbaukosten von – je nach Ausführung – 10 000 Euro bis 100 000 Euro.

Dass bei den Abrissplänen überhaupt eine Gefährdung des Trinkwassers in Kauf genommen wird, stieß bei vielen Gemeinderäten am Montag auf Unverständnis. Kritisiert wurde außerdem, dass es außerdem Pläne gibt, auch das Wehr beim Ludwigstal und das Wehr an der Groß Bruck abzubauen. Gleichzeitig aber sei die umfassende Studie, die die unterschiedliche Möglichkeiten zur Verbesserung der Gewässergüte im Bereich Tuttlingen sowie ihre Folgen untersucht, noch in Arbeit. Folglich sei nicht einzusehen, dass man schon jetzt über den Abbau eines einzelnen Wehres entscheide.

Mit großer Mehrheit beschloss der Gemeinderat daher, eine Verlängerung der Frist bis zur Vorstellung der Gesamtstudie zu beantragen. Und falls durch sie die Sorgen beseitigt würde, stehe man einem Abbau des Nendinger Wehrs nicht ablehnend gegenüber. Anders verhalte es sich nach wie vor mit dem Wehr an der Groß Bruck: „Dieses Wehr“, so OB Beck, „prägt schließlich unser Stadtbild.“