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Bürgerpark
Alter Friedhof

Aus dem Alten Friedhof wurde durch eine behutsame Umgestaltung ein Bürgerpark. Im September 2018 wurde er feierlich eingeweiht.



Alte Bäume. Überwachsene Grabmale. Eine Geschichte bis in die Alemannenzeit. Gedenkstätten für die Toten der Weltkriege und der NS-Diktatur. Der Alte Friedhof war schon immer ein Ort, der zum Innehalten und Nachdenken einlud. Gleichzeitig ist er eine der größten innerstädtischen Grünflächen. Und die Herausforderung bestand darin, respektvoll mit diesem Erbe umzugehen und gleichzeitig den Raum für die Bevölkerung neu zu öffnen: Als Ort der Begegnung, der Entspannung und der Freizeit. Das Experiment gelang: „Jetzt haben wir einen ganz besonderen Ort in der Stadt“, sagt OB Michael Beck. „Der Alte Friedhof ist eine Grünanlage mit einer Atmosphäre, die noch stärker als anderswo auf die Besucher wirkt.“  

1990 war die letzte Bestattung auf dem Alten Friedhof, die letzten Ruherechte endeten 2015. Doch die Frage, wie das Gelände künftig genutzt wird, beschäftigte die Verwaltung sowie engagierte Bürgerinnen und Bürger seit über zehn Jahren. Damals wurde nämlich deutlich, dass der Friedhof früher oder später saniert werden muss. Vor allem Stützmauern und Wege zeigten immer deutlichere Verfallserscheinungen. Und mit der Frage der Sanierung stellte sich auch die Frage der künftigen Nutzung.

„Wir haben die Bürger schon sehr früh bei diesem Prozess mitgenommen“, sagt Michael Hensch. Der Leiter der Abteilung Grünplanung leitete gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Jochen Rapp das Projekt von Beginn an. Schon früh gab es Umweltaktionstage und Bürgerworkshops auf dem Alten Friedhof. Ab 2009 wurde dann auch die Hochschule Nürtingen unter der Leitung von Professor Karl Ludwig und Prof. Sigurd Henne mit ins Boot genommen. Die Anregungen der Studenten flossen in das endgültige Konzept mit ein, das von Prof. Henne mit seinem Planungsbüro entwickelt wurde.

Seit der nun abgeschlossenen Umgestaltung hat der Bürgerpark drei, vor Ort gut spürbare Zonen, die in Ihrer Grundidee bereits in den Bürgerworkshops entwickelt wurden. Im Bereich der Gedenkstätten liegt der historische Teil. Das alte Krematorium, die vielen Grabdenkmale und eine neue Zeitachse stellen den Bezug zwischen Stadt, Friedhof und Geschichte her. Südlich des Kindergartens befindet sich die neue urbane Mitte – ein Ort für Kultur und Begegnung. Und im östlichen Bereich, hin zum Honberg und zum neuen Friedhof, ist ein naturnaher Parkwald entstanden. Die Bereiche gehen durch neue, fließende Wege ineinander über. Und durch viele Details, den Erhalt vieler historischer Gräber, das Herausarbeiten der alten Bäume und nicht zuletzt der Zeitachse, ist die Vergangenheit des Ortes sichtbar und angemessen in diesem Park verankert ohne sich Neuem zu verschließen.

Rund 1.4 Millionen Euro hat der Umbau des rund drei Hektar großen Parks gekostet. Gut zwei Drittel dieser Summe wurden über Förderprogramme des Landes (rund 660.000 Euro) und eine Vielzahl an Spenden (rund 240.000 Euro) refinanziert. Diese kamen vor allem von der Aesculap AG sowie dem Tuttlinger Obst- und Gartenbauverein und einer Vielzahl von Bankspendern. Der Obst- und Gartenbauverein möchte auch eine Patenschaft für die Pflege eines kleinen Teils des Parks übernehmen.