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Holzfunde erinnern an Bergbaugeschichte - OB Beck: „Ursprung unserer Industrie“


Ein besonderes Ausstellungsstück wird demnächst die industriegeschichtliche Sammlung des Fruchtkastens bereichern: Ein Stolleneingang aus historischen Balken wird an die Bergbaugeschichte rund um Tuttlingen erinnern – und somit auch an die Anfänge der Metallverarbeitung.

„Hier ist der Ursprung unserer Industrie“, so OB Michael Beck bei der feierlichen Übergabe der fachmännisch konservierten Balken. Ohne die Erzgewinnung hätte es kein Hüttenwerk gegeben, ohne Hüttenwerk keine Messerschmiede in Tuttlingen und ohne Messerschmiede keine Medizintechnik. Umso mehr freute sich Beck, dass die Relikte aus der Frühzeit der Industrie nun als Dauerleihgabe im Museum gezeigt werden: In der industriegeschichtlichen Abteilung werden sie wieder so aufgebaut wie einst – in Form eines Stolleneingangs.

Der Stollen, den die Balken einst abstützten, lag bei Weilheim in der Nähe der Mariahilf-Kapelle. 1857 wurde er angelegt, über rund 3,5 Kilometer führten die Gänge unter der Erde entlang. Bereits 1861 wurde der Stollen aber wegen mangelnder Rentabilität wieder stillgelegt, der Eingang verschwand unter der Erde. Erst vor einigen Jahren wurde er wieder geöffnet, dabei wurden unter anderem die Balken gefunden, die jetzt im Museum gezeigt werden. Bei der Übergabe im Fruchtkasten erinnerte sich der damalige Aesculap-Vorstandsvorsitzende Prof. Michael Ungethüm an die Öffnung. Er war seinerzeit dabei, und Aesculap unterstützte auch die Konservierung dieses Stücks Industriegeschichte.

Balkenübergabe
Erinnerungen an ein Stück Bergbaugeschichte: Balken vom Weilheimer Stollen wurden dem Fruchtkasten nun als Dauerleihgabe übergeben.

Dass ein Stück regionaler Bergbaugeschichte nun wieder auflebt, freut auch den Bürgermeister von Rietheim-Weilheim, Jochen Arno. Arno blickte auch auf die Aktivitäten zurück, die der Förderkreis Eisenerzstollen Weilheim im Laufe der Jahre entfaltet hat. Fernziel bleibe weiterhin eine Freilegung des Stollens, damit dieser auch besichtigt werden könne. Dieses Projekt scheiterte bislang allerdings an den geschätzten Kosten von 200 000 bis 300 000 Euro.

Näheres zum Stollen selber berichtete Bernhard Häck, erster Vorsitzender des Förderkreises Eisenerzstollen Weilheim.  140 Millionen Jahre alt war das Erz, das in Weilheim einst gefördert wurde, und auch wenn der Stollen nur wenige Jahre ausgebeutet wurde, sei er doch ein wichtiges Stück Industriegeschichte der Region. Vor diesem Hintergrund sei es auch völlig richtig gewesen, die Holzfunde fachmännisch mit Spezialwachs zu konservieren.  „Es handelt sich hier nicht um ein paar alte Balken, die einfach nur rumliegen. Sie haben viel zu erzählen.“