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Schicke Handarbeiten als Mittel zur Integration -Bürgerstiftung unterstützt Nähprojekt „Buntgut“


Integration von Flüchtlingen, Beschäftigung für Langzeitarbeitslose, Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigung und eine ökologisch sinnvolle Verwertung von Textilien – das Projekt „Buntgut“ der Caritas Region Schwarzwald-Alb-Donau verknüpft gleich mehrere Ziele. Rund ein dreiviertel Jahr nach seinem Start ist das von der Bürgerstiftung unterstützte Projekt gut angelaufen – und soll nun erweitert werden.
 
pm16-07 Buntgut

Früher waren es einmal Herrenhemden, Krawatten oder Vorhänge. Heute sind es schicke Taschen, stylische Schürzen oder individuelle Etuis - Einzelstücke, wie man sie auch in den Boutiquen einschlägiger Szeneviertel in Berlin oder Hamburg finden könnte. „Buntgut“ heißt  das Label, unter dem die Ware vertrieben wird, erhältlich ist sie im ehemaligen Diakonieladen in der Oberamteistraße, schräg gegenüber der Musikschule. Der zentral gelegene Laden wird gut angenommen – vor allem, seit der Wochenmarkt in der Jägerhofstraße stattfindet. „Es spricht sich immer mehr herum“, sagt Projektleiterin Ulrike Irion von der Caritas Region Schwarzwald-Alb-Donau.
 
„Buntgut“ nutzt geschickt einen Trend und verknüpft ihn mit einem sozialen Zweck: Das derzeit angesagte „Upcycling“, also das kreative Verwerten ausgedienter Alltagsgegenstände, betreiben hier Flüchtlinge, außerdem kooperiert die Caritas Region Schwarzwald-Alb-Donau zum Beispiel mit dem psychosozialen Förderkreis, der Diakonie und der Lebenshilfe , eine Dependance wurde bereits im Krankenhaus eingerichtet: Auch die Mitarbeiter des „Café Zeit“ für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen arbeiten nun an der Nähmaschine. Dieser vielfältige Ansatz war auch Grund für die Tuttlinger Bürgerstiftung, „Buntgut“ zu unterstützen. Mit dem Zuschuss wurden unter anderem Nähmaschinen gekauft.
 
Im Oktober startete das Projekt - primär als Angebot für Flüchtlinge. Rund zehn Menschen aus verschiedenen Ländern sind regelmäßig dabei und arbeiten in den Räumen in der Oberamteistraße, die sowohl die Werkstatt als auch den Verkaufsraum beherbergen. Neben einer Beschäftigungsmöglichkeit sollte das gemeinsame Nähen auch eine Gelegenheit bieten, Deutsch zu lernen und sich generell wieder an die Arbeitswelt anzunähern – und dies mit Erfolg: Ein Flüchtling, der bei „Buntgut“ mitarbeitete, hat bereits eine feste Anstellung.
 
Mittlerweile wurde das Projekt aufgestockt. Bis zu fünf Arbeitsgelegenheiten („Ein-Euro-Jobber“) zur Unterstützung des Projekts hat der Landkreis bewilligt. Schließlich bietet sich „Buntgut“ dafür an, Menschen mit den unterschiedlichsten Biographien an die Arbeitswelt heran zu führen. „Es ist ein wunderbares Modell, um Menschen zu beschäftigen“, sagt Ulrike Irion, zumal für Eltern mit kleinen Kindern auch eine eigene Betreuung für den Nachwuchs angeboten wird. Und nicht nur das: Die regelmäßigen Treffen sind auch Kontaktbörse um Umschlagplatz für Nachrichten aller Art – und helfen so Menschen, die neu in Deutschland sind, sich zurecht zu finden. „Das Projekt steckt an“, so Ulrike Irion.
 
Erste Großaufträge gibt es auch schon: Der Caritas-Verband und die Zahngesundheit des Landkreises haben Windeltaschen bestellt, die junge Eltern als Geschenk bekommen. „Weitere Aufträge dieser Art wären ideal für uns“, sagt Ulrike Irion, „zum Beispiel von Firmen, die bei uns originelle Geschenkideen für Kunden finden können.“ Und auf Dauer bräuchte das Projekt auch größere Räume: „Wir bekommen immer mehr Spenden, die Nachfrage steigt -  wir platzen aus allen Nähten.“