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Digitale Medien stellen Schulen vor neue Herausforderungen - Bürgerstiftung fördert Projekt der Fritz-Erler-Schule


Wie lernen Jugendliche einen verantwortungsbewussten Umgang mit sozialen Medien? Bislang geben die Bildungspläne hier wenig Hilfestellung. Die Fritz-Erler-Schule arbeitet jetzt mit Unterstützung der Bürgerstiftung ein eigenes Konzept aus.  

Das Smartphone ist Alltag, soziale Medien sowieso – wenn’s um die eher heiklen Themen geht, fällt bei vielen Schülerinnen und Schülern aber eine gewisse Sorglosigkeit auf: Urheberrecht? Nie gehört. Persönliche Daten öffentlich posten? Warum nicht. Intime Fotos übers Smartphone an den Freund schicken? Ebenfalls nicht die Ausnahme.

Die Schüler nutzen die grenzenlosen Möglichkeiten der sozialen Netzwerke, systematische Medienbildung gibt es in den Schulen bis jetzt aber nicht. Schließlich stammen die derzeit gültigen Bildungspläne für Baden-Württemberg zum Teil aus dem Jahr 2004 – Facebook wurde im selben Jahr gerade gegründet, und das erste iPhone kam erst drei Jahre später auf den Markt. „Der bisherige Bildungsplan geht das Thema Medien eher technisch an – mit Unterrichtseinheiten über HTML oder Textverarbeitung“, berichtet Ursula Graf, Rektorin der Fritz-Erler-Schule. „Der soziale und gesellschaftliche Aspekt kommt zu kurz.“ 

Der Bildungsplan 2016 für die allgemein bildenden Schulen wird dies ändern, Medienbildung wird eine der Leitperspektiven werden. Allerdings wird es auch einige Zeit dauern, bis die neuen Lehrinhalte für alle Klassenstufen aufbereitet werden.  „Für viele unserer jetzigen Schüler kommt das zu spät“, sagt Ursula Graf. Aus diesen Grund arbeitet die Schule an einem eigene Konzept: Gemeinsam mit Karin Machner, Leiterin des Kreismedienzentrums,  und der Präventionsbeauftragten der FES Brigitte Walter hat Ursula Graf ein Konzept entwickelt, wie die Schülerinnen und Schüler für das heikle Thema sensibilisiert werden sollen.

„Wir wollen die Risiken ansprechen, jedoch nicht nur warnen, wie furchtbar das alles ist. Die neuen Medien sind da, werden genutzt und bieten vor allem auch Chancen“, sagt Karin Machner. Man müsse aber auch zielgerichtet und verantwortungsvoll damit umgehen können. Auch Eltern und Lehrkräfte müssten mehr Einblick in die digitale Welt der Jugendlichen bekommen, um Handlungsmöglichkeiten wie Gefahren zu erkennen.

Das Programm, das an der Fritz-Erler-Schule ausgearbeitet wurde, spricht daher die unterschiedlichsten Zielgruppen an: So gibt es im Herbst erstmals eine gemeinsame Info-Veranstaltung für Eltern, Lehrer und Schüler der Oberstufe, in den Eingangsklassen wird es außerdem einen Methodentag mit dem Schwerpunkt Lernen mit und über Medien geben. Hierfür werden externe Referenten verpflichtet. „Das hat eine ganz andere Wirkung auf die Schüler“, sagt Brigitte Walter. Parallel dazu werden aber auch die eigenen Lehrkräfte weiter gebildet. Ursula Graf: „Wir haben über 100 Lehrkräfte – und viele sind hier auch unsicher.“

Da das Thema bislang nicht Teil des Bildungsplanes ist, verfügt die Schule auch über kein eigenes Budget dafür. Finanziert wird das Projekt daher von der Tuttlinger Bürgerstiftung. Dies betrifft vor allem  die Honorare der Referenten.

„Das Projekt der Fritz-Erler-Schule passt hervorragend zu unsererm diesjährigen Schwerpunktthema“, sagt Stiftungsvorsitzender Ortwin Guhl. Schließlich hatte die Stiftung in diesem Jahr speziell nach Projekten gesucht, die sich mit den Chancen und Risiken neuer Medien befassen.

pm15-04 Fritz-Erler-Schule
Bereiten das Medienprojekt vor: Brigitte Walter, Karin Machner und Ursula Graf.