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Besuch aus dem Integrationsministerium: Ministerialdirektor Hammann diskutiert mit Flüchtlingen und Asylhelfern


„Wir wollen auch das Musterland bei der Flüchtlingsunterbringung sein“, erklärte am Donnerstag Ministerialdirektor Prof. Dr. Wolf-Dietrich Hammann in Tuttlingen. Auf Einladung von OB Michael Beck besuchte der Amtschef im Integrationsministerium Baden-Württemberg mehrere Flüchtlingsheime und suchte auch das Gespräch mit Asylbewerbern und ehrenamtlichen Helfern.   

„Wir können Flüchtlingspolitik nicht nur in Amtsstuben machen, wir müssen auch vor Ort sein“, erklärte Hammann. Auf Einladung von OB Michael Beck war er daher nach Tuttlingen gekommen, besuchte die Unterkünfte im Gewerbepark Take off und in der Stockacher Straße, sprach mit Flüchtlingen und diskutierte anschließend im Ubersaal des Rathauses mit Menschen, die  sich ehrenamtlich für Asylbewerber einsetzen. „Wir haben eine gute Stimmung der Hilfsbereitschaft“, berichtete OB Michael Beck, „die müssen wir weiter nutzen“. Dies unterstrich auch der Gast aus dem Integrationsministerium, Prof. Dr. Wolf-Dietrich Hammann: „Gerade in Zeiten von Pegida.“

Hammann betonte freilich auch, dass die gestiegenen Flüchtlingszahlen für Land, Landkreise und Kommunen nicht einfach seien. Waren es 2007 noch 1700 Asylbewerber in Baden-Württemberg, so stieg die Zahl 2013 auf 26 000. Dennoch nehme Deutschland – gemessen an der Bevölkerungszahl – weniger Flüchtlinge auf als zum Beispiel Schweden oder Belgien. Sinnvoll sei daher ein einheitliches Modell für die EU – und ein Einwanderungsgesetz für Deutschland: „Wir brauchen mehr Möglichkeiten, legal nach Deutschland zu kommen“, so Hammann, „auch damit das Asylrecht nicht missbraucht wird.“

In der Diskussion mit Ehrenamtlichen wurde immer wieder die überwältigende Hilfsbereitschaft der Bevölkerung unterstrichen, aber auch verschiedene Probleme kamen zur Sprache. Wenn in Eingliederungskursen Analphabeten gemeinsam mit Akademikern unterrichtet würden, so erklärte OB Beck, könne dies nur schwer funktionieren. Mutpol-Leiter Dieter Meyer berichtete von den speziellen Schwierigkeiten von Jugendlichen, die alleine auf die Flucht gingen. „Viele bringen Probleme mit, die können wir uns gar nicht vorstellen.“ Mehrfach wurde auch die Situation im Flüchtlingsheim auf dem Witthoh kritisch angesprochen. Den Vorschlag, das Heim provisorisch zu richten, betrachtete OB Beck kritisch: Jede Renovierung trage dazu bei, dass das ungünstig gelegene Heim noch länger genutzt werde. Man bräuchte Alternativen für den Witthoh. Dies lehnte auch Erster Landesbeamter Stefan Helbig als Vertreter des Landkreises nicht ab – noch habe man aber kein Ersatzgebäude für 190 Menschen.

Mit Blick auf die Sprachförderung kündigte Prof. Hammann an, dass das Land hier ein bessere Sozialbetreuung ermöglichen wolle: „Wenn Flüchtlinge hier arbeiten und sich integrieren sollen, müssen wir ihnen auch ermöglichen, die Sprache zu lernen.“